ROM / FREILEGUNG DES AUGUSTUSFORUMS
Neuzeit wohl förmlich abzustehlen gezwungen
war.
Zunächst ist festzuhalten, daß die ursprüngliche
Anlage des Forums in hadrianischer Zeit zwar
keine einschneidenden Veränderungen der Gesamt-
situation, aber eine fast vollständige Neuaus-
schmückung erfahren hat. So ist die Freitreppe
des Mars-Ultortempels, dessen gewaltiger Rau
die Forumsmitte beherrscht, erneuert und mit
einem Altar auf den unteren Stufen versehen
worden, während vorher nur der große Brand-
altar bestanden hatte, vor der Treppe in einem
gitterschrankenumhegten Bezirk gelegen. Nach
ihm kann leider unter der Via Alessandrina zur
Zeit nicht gesucht werden. Das Tempelpodium
ist mit mächtigen Platten griechischen Marmors
verkleidet, deren unvergleichliches Leben der
Steinepidermis die Bronzeverschalung gern ver-
missen läßt, welche die Ausgräber für sie in
Anspruch nehmen möchten1.
In den Podiumkern des Tempels aus regel-
mäßigen Tuffquadern ist unter der Vorhalle ein
langer Kellerkorridor nachträglich eingebrochen.
Um den Aufbewahrungsort des Aerarium
militare kann es sich hiebei jedoch nicht
handeln, da die ganze Anlage sicher mittelalter-
lich ist. Das Aerarium bleibt im Tempel selbst
zu suchen.
Aus griechischem Marmor sind auch die zahl-
reichen Reste des Aufbaues, das Herrlichste bis-
her, was wir von augusteischer Architektur und
ihrem Ornament kennen, die Formen im ganzen,
den vollen Zauber hellenistischer Dekorations-
kunst atmend, im einzelnen von jener präzisen,
ungemein maßvollen Schärfe der Ausführung,
die, an Exaktheit unübertrefflich, doch niemals
der Öde akademischer Glätte verfallend den
unverkennbaren Stempel augusteischer Marmor-
arbeit trägt.
Den Gesamtaufbau des Tempels sichern die
i A. v. Gerkan bestreitet das Vorkommen solcher
Bronzeverkleidung an Bauwerken, im allgemeinen so-
wohl wie in diesem Fall, aufs entschiedenste. Er ge-
stattete mir, ein Manuskript einzusehen, das den Bericht
über die Grabungsfortschritte mit fachmännischer Kri-
tik verbindet. Es ist für die kritische Zeitschrift
»Gnomon« bestimmt.
vorhandenen Werkstücke völlig. Sein Grundriß
entspricht darin dem des Castortempels auf dem
Forum Romanum, daß die Vorhalle nach vorn
zur Treppe von nur einer Säulenreihe begrenzt
wird, während sie auf den Seiten deren je
zwei aufweist, die inneren in Fortsetzung der Cella-
seitenwände. In der Cella ersetzt der hadrianische
Umbau die ursprünglich flachgebogene Kultnische
durch eine rechteckige mit eingebautem Treppen-
podium aus verkleidetem Tuffretikulat. Einzel-
heiten werden sich noch klären, sobald die
letzten Reste der auf dem Tempel errichteten
kirchlichen Anlage (S. Basilio), gefallen sein
werden. Man wollte sie ursprünglich erhalten,
hat die Niederlegung aber jetzt aus technischen
Gründen doch in Angriff nehmen müssen; mit
aller Umsicht hoffentlich, denn in eine Wand
verbaute bisher in situ verbliebene Quadern der
Cellavorderwand gewährleisteten allein die Lage
der Tempeltür!
Nördlich, unmittelbar neben dem Tempel, führt
eine breite Freitreppe, die man durch drei
Bögen der äußeren Umfassungsmauer betritt,
durch einen weiteren im inneren schrägen
Mauerstück (entsprechend dem Arco dei Pantani
auf der Südseite) zu einem dritten auf dem
Boden des Forums selbst; seine Lage ist ge-
sichert durch Aufschnürungen und andere Kenn-
zeichen auf dem Plattenpflaster. Es handelt sich
doch wohl um den einen der beiden lang-
gesuchten Bögen des Drusus und Ger-
maniens.
Vor den beiden großen halbrunden Exedren
steht in deren Sehne eine Säulenhalle (durch
Fundament- und Aufbaureste gesichert), dieselbe,
die auch die ganze Westhälfte des Forums um-
schlossen hat; die Werkformen weisen auf nach-
augusteische Zeit.
In dem Winkel neben der nördlichen Exedra
nun, zwischen ihr und der erwähnten Frei-
treppe, brachte die Grabung nach Entfernung
der letzten Reste des Nonnenklosters der Annun-
ziata die bisher größte Überraschung: nämlich
eine annähernd quadratische Halle, betretbar
vermittels einer Pfeilerstellung von dem genannten
Porticus vor der Exedra aus, mit vorzüglich
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Neuzeit wohl förmlich abzustehlen gezwungen
war.
Zunächst ist festzuhalten, daß die ursprüngliche
Anlage des Forums in hadrianischer Zeit zwar
keine einschneidenden Veränderungen der Gesamt-
situation, aber eine fast vollständige Neuaus-
schmückung erfahren hat. So ist die Freitreppe
des Mars-Ultortempels, dessen gewaltiger Rau
die Forumsmitte beherrscht, erneuert und mit
einem Altar auf den unteren Stufen versehen
worden, während vorher nur der große Brand-
altar bestanden hatte, vor der Treppe in einem
gitterschrankenumhegten Bezirk gelegen. Nach
ihm kann leider unter der Via Alessandrina zur
Zeit nicht gesucht werden. Das Tempelpodium
ist mit mächtigen Platten griechischen Marmors
verkleidet, deren unvergleichliches Leben der
Steinepidermis die Bronzeverschalung gern ver-
missen läßt, welche die Ausgräber für sie in
Anspruch nehmen möchten1.
In den Podiumkern des Tempels aus regel-
mäßigen Tuffquadern ist unter der Vorhalle ein
langer Kellerkorridor nachträglich eingebrochen.
Um den Aufbewahrungsort des Aerarium
militare kann es sich hiebei jedoch nicht
handeln, da die ganze Anlage sicher mittelalter-
lich ist. Das Aerarium bleibt im Tempel selbst
zu suchen.
Aus griechischem Marmor sind auch die zahl-
reichen Reste des Aufbaues, das Herrlichste bis-
her, was wir von augusteischer Architektur und
ihrem Ornament kennen, die Formen im ganzen,
den vollen Zauber hellenistischer Dekorations-
kunst atmend, im einzelnen von jener präzisen,
ungemein maßvollen Schärfe der Ausführung,
die, an Exaktheit unübertrefflich, doch niemals
der Öde akademischer Glätte verfallend den
unverkennbaren Stempel augusteischer Marmor-
arbeit trägt.
Den Gesamtaufbau des Tempels sichern die
i A. v. Gerkan bestreitet das Vorkommen solcher
Bronzeverkleidung an Bauwerken, im allgemeinen so-
wohl wie in diesem Fall, aufs entschiedenste. Er ge-
stattete mir, ein Manuskript einzusehen, das den Bericht
über die Grabungsfortschritte mit fachmännischer Kri-
tik verbindet. Es ist für die kritische Zeitschrift
»Gnomon« bestimmt.
vorhandenen Werkstücke völlig. Sein Grundriß
entspricht darin dem des Castortempels auf dem
Forum Romanum, daß die Vorhalle nach vorn
zur Treppe von nur einer Säulenreihe begrenzt
wird, während sie auf den Seiten deren je
zwei aufweist, die inneren in Fortsetzung der Cella-
seitenwände. In der Cella ersetzt der hadrianische
Umbau die ursprünglich flachgebogene Kultnische
durch eine rechteckige mit eingebautem Treppen-
podium aus verkleidetem Tuffretikulat. Einzel-
heiten werden sich noch klären, sobald die
letzten Reste der auf dem Tempel errichteten
kirchlichen Anlage (S. Basilio), gefallen sein
werden. Man wollte sie ursprünglich erhalten,
hat die Niederlegung aber jetzt aus technischen
Gründen doch in Angriff nehmen müssen; mit
aller Umsicht hoffentlich, denn in eine Wand
verbaute bisher in situ verbliebene Quadern der
Cellavorderwand gewährleisteten allein die Lage
der Tempeltür!
Nördlich, unmittelbar neben dem Tempel, führt
eine breite Freitreppe, die man durch drei
Bögen der äußeren Umfassungsmauer betritt,
durch einen weiteren im inneren schrägen
Mauerstück (entsprechend dem Arco dei Pantani
auf der Südseite) zu einem dritten auf dem
Boden des Forums selbst; seine Lage ist ge-
sichert durch Aufschnürungen und andere Kenn-
zeichen auf dem Plattenpflaster. Es handelt sich
doch wohl um den einen der beiden lang-
gesuchten Bögen des Drusus und Ger-
maniens.
Vor den beiden großen halbrunden Exedren
steht in deren Sehne eine Säulenhalle (durch
Fundament- und Aufbaureste gesichert), dieselbe,
die auch die ganze Westhälfte des Forums um-
schlossen hat; die Werkformen weisen auf nach-
augusteische Zeit.
In dem Winkel neben der nördlichen Exedra
nun, zwischen ihr und der erwähnten Frei-
treppe, brachte die Grabung nach Entfernung
der letzten Reste des Nonnenklosters der Annun-
ziata die bisher größte Überraschung: nämlich
eine annähernd quadratische Halle, betretbar
vermittels einer Pfeilerstellung von dem genannten
Porticus vor der Exedra aus, mit vorzüglich
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