KUNSTAUKTIONEN
Sammlung Moriz Mayr zur Versteigerung. Diese
Sammlung erfreute sich in Fachkreisen, dank der
besonderen Qualität und internationalen Bedeutung
der in ihr vertretenen Künstler und Kunstwerke,
seit Jahrzehnten eines ausgezeichneten Rufes.
Neben charakteristischen Werken holländischer
Miniaturisten des 17. Jahrhunderts und einigen
bedeutenden Bildnisminiaturen französischer und
englischer Herkunft, waren es insbesondere die
hervorragenden Leistungen Altwiener Miniatur-
kunst, die den Spezialwert der Sammlung be-
stimmten und gleichzeitig Anlaß boten, daß
mehrere der prominentesten Stücke immer wieder
in den einschlägigen Fachwerken reproduziert,
beziehungsweise des näheren besprochen wurden.
Das überraschend gute Ergebnis der Versteigerung
— es wurden ungefähr 1V4 Milliarden Kronen
erzielt — darf als ein erfreuliches Symptom ge-
besserter Zeitverhältnisse angemerkt werden und
der Umstand, daß der überwiegende T.eil des
Mayrschen Kunstgutes in Wien verblieb, zeigt
wieder einmal, welch lebhaftes Interesse für die
Bildnisminiatur in den Wiener Sammlerkreisen
vorhanden ist und daß ein systematisch geschulter
Sinn für künstlerische Qualität auch vor höheren
materiellen Opfern nicht zurückschreckt.
Den höchsten Preis unter den versteigerten Minia-
turen erreichte das Bildnis des Kaisers Leopold II.
von Füger, mit 24.000 Schilling. Für andere
Fügerminiaturen: Bildnis des Söhnchens des
Künstlers, wurden 4400 Schilling, Porträt der
Kaiserin Maria Ludovica 2900 Schilling, Konterfei
des Freiherrn von Erthal 3200 Schilling bezahlt.
Von den nicht minder heiß umworbenen Minia-
turen Daffingers erreichten: das farbensatte Porträt
der Gattin des Künstlers 6100 Schilling, die Bild-
nisse der angeblichen Sophie Müller 1500 Schilling,
der Wilhelmine Schröder-Devrientsioo Schilling,
das Porträt einer Dame mit herabfallendem Mantel
3400 Schilling, ein Herrenbildnis 1750 Schilling.
Ein Jugendbildnis Amerlings von Kriehuber, en
miniature gemalt, erreichte 1000 Schilling, ein
schönes Frauenbildnis von Lieder d. Ä. 1200 Schil-
ling. Hochbewertet wurden ferner die Minia-
turisten des Daffingerkreises, darunter Peter, der
zum überwiegenden Teil nach Paris verkauft
wurde, ferner Rob. Theer, der von tschecho-
slowakischen und deutschen Sammlern erworben
wurde und insbesondere Karl von Saar, der zu-
meist in Wien verblieb und für den 1950 Schilling
(Porträt des Dichters M. Collin), 1500 Schilling
(Bildnis des Staatsministers Grafen Franz Kolo wrat),
1400 Schilling (Damenporträt) usw. bezahlt
wurden.
Von den französischen Miniaturen erreichten
Augustin (Damenbildnis) 1600 Schilling; Bechon
(desgleichen) 1100 Schilling; Mme. d’Aubigny
(Porträt einer jungen Dame) 1100 Schilling. Für
englische Miniaturen, und zwar für das Porträt
eines älteren Herrn von Engieheart wurden
2000 Schilling, für die beiden Herrenbildnisse
von A.Plimer wurden 2100 Schilling, beziehungs-
weise 1900 Schilling bezahlt.
Auffallenderweise begegneten die Ölminiaturen,
unter denen sich einige ausgezeichnete Arbeiten
holländischer, französischer und englischer Her-
kunft befanden, weder dem richtigen Verständnis,
noch der entsprechenden Kauflust.
Leo Grünstein
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG SIR
GEORGE LINDSAY HOLFORD
Die Versteigerung der berühmten Gemäldesamm-
lungen des verstorbenen Sir George Lindsay
Holford ist eines der großen und (vom Stand-
punkte der europäischen Kunstfreunde und der
Stadt London ausgesprochen) lange befürchteten
Ereignisse auf dem Kunstmarkte.
Als erster Teil gelangen am 15. Juli bei Christie
in London die italienischen Gemälde zur Ver-
steigerung. Die Sammlungen, bisher teilweise in
Dorchester House in London, teilweise in Weston-
birt Gloucestershire befindlich, waren seit Waagen
(Art Treasures, vol. II and IV) für die Forschung
erschlossen und sind noch 1924 in dem drei-
bändigen von R. Benson herausgegebenen, unter
wesentlicher Mitwirkung von T. Borenius ent-
standenen Katalog publiziert worden. Das floren-
tinische Quattrocento ist durch des Pesellino
miniaturartig ausgeführte Madonna mit Heiligen,
ferner durch Werke des Botticelli, gute Cassone-
Bilder und andere vertreten, das Cinquecento durch
a3
Sammlung Moriz Mayr zur Versteigerung. Diese
Sammlung erfreute sich in Fachkreisen, dank der
besonderen Qualität und internationalen Bedeutung
der in ihr vertretenen Künstler und Kunstwerke,
seit Jahrzehnten eines ausgezeichneten Rufes.
Neben charakteristischen Werken holländischer
Miniaturisten des 17. Jahrhunderts und einigen
bedeutenden Bildnisminiaturen französischer und
englischer Herkunft, waren es insbesondere die
hervorragenden Leistungen Altwiener Miniatur-
kunst, die den Spezialwert der Sammlung be-
stimmten und gleichzeitig Anlaß boten, daß
mehrere der prominentesten Stücke immer wieder
in den einschlägigen Fachwerken reproduziert,
beziehungsweise des näheren besprochen wurden.
Das überraschend gute Ergebnis der Versteigerung
— es wurden ungefähr 1V4 Milliarden Kronen
erzielt — darf als ein erfreuliches Symptom ge-
besserter Zeitverhältnisse angemerkt werden und
der Umstand, daß der überwiegende T.eil des
Mayrschen Kunstgutes in Wien verblieb, zeigt
wieder einmal, welch lebhaftes Interesse für die
Bildnisminiatur in den Wiener Sammlerkreisen
vorhanden ist und daß ein systematisch geschulter
Sinn für künstlerische Qualität auch vor höheren
materiellen Opfern nicht zurückschreckt.
Den höchsten Preis unter den versteigerten Minia-
turen erreichte das Bildnis des Kaisers Leopold II.
von Füger, mit 24.000 Schilling. Für andere
Fügerminiaturen: Bildnis des Söhnchens des
Künstlers, wurden 4400 Schilling, Porträt der
Kaiserin Maria Ludovica 2900 Schilling, Konterfei
des Freiherrn von Erthal 3200 Schilling bezahlt.
Von den nicht minder heiß umworbenen Minia-
turen Daffingers erreichten: das farbensatte Porträt
der Gattin des Künstlers 6100 Schilling, die Bild-
nisse der angeblichen Sophie Müller 1500 Schilling,
der Wilhelmine Schröder-Devrientsioo Schilling,
das Porträt einer Dame mit herabfallendem Mantel
3400 Schilling, ein Herrenbildnis 1750 Schilling.
Ein Jugendbildnis Amerlings von Kriehuber, en
miniature gemalt, erreichte 1000 Schilling, ein
schönes Frauenbildnis von Lieder d. Ä. 1200 Schil-
ling. Hochbewertet wurden ferner die Minia-
turisten des Daffingerkreises, darunter Peter, der
zum überwiegenden Teil nach Paris verkauft
wurde, ferner Rob. Theer, der von tschecho-
slowakischen und deutschen Sammlern erworben
wurde und insbesondere Karl von Saar, der zu-
meist in Wien verblieb und für den 1950 Schilling
(Porträt des Dichters M. Collin), 1500 Schilling
(Bildnis des Staatsministers Grafen Franz Kolo wrat),
1400 Schilling (Damenporträt) usw. bezahlt
wurden.
Von den französischen Miniaturen erreichten
Augustin (Damenbildnis) 1600 Schilling; Bechon
(desgleichen) 1100 Schilling; Mme. d’Aubigny
(Porträt einer jungen Dame) 1100 Schilling. Für
englische Miniaturen, und zwar für das Porträt
eines älteren Herrn von Engieheart wurden
2000 Schilling, für die beiden Herrenbildnisse
von A.Plimer wurden 2100 Schilling, beziehungs-
weise 1900 Schilling bezahlt.
Auffallenderweise begegneten die Ölminiaturen,
unter denen sich einige ausgezeichnete Arbeiten
holländischer, französischer und englischer Her-
kunft befanden, weder dem richtigen Verständnis,
noch der entsprechenden Kauflust.
Leo Grünstein
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG SIR
GEORGE LINDSAY HOLFORD
Die Versteigerung der berühmten Gemäldesamm-
lungen des verstorbenen Sir George Lindsay
Holford ist eines der großen und (vom Stand-
punkte der europäischen Kunstfreunde und der
Stadt London ausgesprochen) lange befürchteten
Ereignisse auf dem Kunstmarkte.
Als erster Teil gelangen am 15. Juli bei Christie
in London die italienischen Gemälde zur Ver-
steigerung. Die Sammlungen, bisher teilweise in
Dorchester House in London, teilweise in Weston-
birt Gloucestershire befindlich, waren seit Waagen
(Art Treasures, vol. II and IV) für die Forschung
erschlossen und sind noch 1924 in dem drei-
bändigen von R. Benson herausgegebenen, unter
wesentlicher Mitwirkung von T. Borenius ent-
standenen Katalog publiziert worden. Das floren-
tinische Quattrocento ist durch des Pesellino
miniaturartig ausgeführte Madonna mit Heiligen,
ferner durch Werke des Botticelli, gute Cassone-
Bilder und andere vertreten, das Cinquecento durch
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