KÖLN, ASIATISCHE KUNST / ROM, AUGUSTUSFORUM
Repräsentativ beschickt war die hinterindische,
besonders die cambodgianische Abteilung, nicht
zuletzt durch die Mitarbeit der französischen
Museen, des Musee Indochinois, das unter andern das
Hauptstück der Ausstellung, den Buddha unter dem
Naga vom Prah Khan-Tempel in Angkor geliehen
hatte, des Musee Guimet und des Musee Cernuschi.
Die meist diesen Museen entstammende cambod-
gianische Großplastik der Zeit um 1000 n. Chr.
verbindet die monumentale Erhabenheit Chinas
mit der sinnlichen Süße Indiens und schafft so
Höhepunkte der plastischen Gestaltung. Die sia-
mesische Plastik, in ihren Anfängen der cambod-
gianischen verpflichtet, wurde, wenn auch weniger
eindruckskräftig als diese, durch gute Stücke
aus den Sammlungen Samson (Hamburg) und
Voretzsch (Lissabon) belegt.
Japan bildete so ganz im Gegensatz zu seiner
zentralen Bedeutung auf der Berliner Ausstellung
von 1912 mit der herrlichen Sammlung von
Teekeramik aus dem Besitz von Oppenheim
(Krefeld) und ausgewählten Holzschnitten aus der
Sammlung Sraus-Negbaur (Berlin) ein wenig
summarisch behandelt, den Ausklang, bezeich-
nend für den Schätzungswandel innerhalb der
asiatischen Kunst, von dem auch sonst die Aus-
stellung ein Bild gab. Ernst Scheyer
DIE FREILEGUNG DES AUGUSTUSFORUMS IN
ROM
Der Plan, die Kaiserfora bis auf das antike
Niveau freizulegen, hat neben dem Wunsch —
getragen vom steigenden Nationalbewußtsein des
neuen Kurses — die Denkmäler der größten
Glanzzeit Roms mit Händen greifen zu können,
verwirklichende Triebkräfte hinter sich, die den
Lebensnotwendigkeiten der modernen Großstadt
entsprungen sind. Der mächtige Verkehr, welcher,
aus dem südöstlichen Stadtteil kommend, die
Piazza Venezia sucht, staut sich, von der Via
Cavour glatt geleitet, mit dieser Straße selbst
am engen Gewinkel der Gassen und Sträßchen
nördlich des Forum Romanum. Die Pläne
C. Riccis über die Freilegung der Fora, jetzt
auch schön 15 Jahre alt, tragen diesen For-
derungen in geschicktester Weise Rechnung
und dienen zugleich noch der Blickeröffnung auf
das ragende Monumento Nazionale am Nordabhang
des Capitols. Die Beseitigung des dicht bewohnten
Viertels auf den Fora hätte dem Stadtzentrum
neben einer Verkehrsschlagader einen neuen
Lungenflügel mitverschafft. Den großzügigen
Projekten der Vorkriegszeit dreht neben anderen
Gründen jetzt aber das knappe Budget des Staats-
haushaltes unerbittlich den Hals um, man hat
sich auf wesentlich bescheidenere Ziele für die
in Angriff genommene Systematisierung einigen
müssen.
Dennoch haben die geleisteten Arbeiten mit
der Ausgrabung des Augustusforums das Buch
der Geschichte an einer der eindrucksvollsten
Stellen aufgeschlagen und den Blick freigegeben
auf die erste Seite des bedeutungsreichen Kapitels
über die Reihe der gewaltigen Freiraumschöp-
fungen der Architekten des kaiserlichen Rom.
Hier wie nirgends anderswo wird zum ersten-
mal greifbar, daß ein antikes Forum die Idee
eines heiligen, profaner Benützung entrückten
Raumes in sich trägt. Eines Raumes freilich,
dessen Dimensionen einer völligen, architek-
tonischen Bändigung durch Überdachung spotten
würden. Trotzdem ist der Eindruck des ge-
schlossenen, nach außen abgeriegelten Innen-
raumes, auf dem Augustusforum angesichts der
himmelstrebenden Quadermauer durchaus wehr-
haften Charakters, die es vom lärmigen Volks-
viertel heute wie einst abschließt, an jeder
Stelle fühlbar. Auch in dem jetzigen Torso noch.
Torso nicht nur, weil die beiden modernen
Straßen Alessandrina und Bonella es nach wie
vor überschneiden, wichtige Teile der Erfor-
schung vorenthaltend, und aus Verkehrsgründen
vorderhand auch unmöglich entbehrt werden
können (wenngleich man schon an die Auf-
lassung der letzteren Straße denkt), sondern vor
allem in der Nacktheit seiner fast völlig zier-
beraubten Mauern. Um so kostbarer sind die
Reste der ursprünglichen Marmorausschmückun-
gen an den Tuff-, Peperin- und Travertinkernen
von Tempel, Boden und Umfassungsmauer,
Reste, die ein freundliches Schicksal der er-
barmungslosen Zerstörung in Mittelalter und
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Repräsentativ beschickt war die hinterindische,
besonders die cambodgianische Abteilung, nicht
zuletzt durch die Mitarbeit der französischen
Museen, des Musee Indochinois, das unter andern das
Hauptstück der Ausstellung, den Buddha unter dem
Naga vom Prah Khan-Tempel in Angkor geliehen
hatte, des Musee Guimet und des Musee Cernuschi.
Die meist diesen Museen entstammende cambod-
gianische Großplastik der Zeit um 1000 n. Chr.
verbindet die monumentale Erhabenheit Chinas
mit der sinnlichen Süße Indiens und schafft so
Höhepunkte der plastischen Gestaltung. Die sia-
mesische Plastik, in ihren Anfängen der cambod-
gianischen verpflichtet, wurde, wenn auch weniger
eindruckskräftig als diese, durch gute Stücke
aus den Sammlungen Samson (Hamburg) und
Voretzsch (Lissabon) belegt.
Japan bildete so ganz im Gegensatz zu seiner
zentralen Bedeutung auf der Berliner Ausstellung
von 1912 mit der herrlichen Sammlung von
Teekeramik aus dem Besitz von Oppenheim
(Krefeld) und ausgewählten Holzschnitten aus der
Sammlung Sraus-Negbaur (Berlin) ein wenig
summarisch behandelt, den Ausklang, bezeich-
nend für den Schätzungswandel innerhalb der
asiatischen Kunst, von dem auch sonst die Aus-
stellung ein Bild gab. Ernst Scheyer
DIE FREILEGUNG DES AUGUSTUSFORUMS IN
ROM
Der Plan, die Kaiserfora bis auf das antike
Niveau freizulegen, hat neben dem Wunsch —
getragen vom steigenden Nationalbewußtsein des
neuen Kurses — die Denkmäler der größten
Glanzzeit Roms mit Händen greifen zu können,
verwirklichende Triebkräfte hinter sich, die den
Lebensnotwendigkeiten der modernen Großstadt
entsprungen sind. Der mächtige Verkehr, welcher,
aus dem südöstlichen Stadtteil kommend, die
Piazza Venezia sucht, staut sich, von der Via
Cavour glatt geleitet, mit dieser Straße selbst
am engen Gewinkel der Gassen und Sträßchen
nördlich des Forum Romanum. Die Pläne
C. Riccis über die Freilegung der Fora, jetzt
auch schön 15 Jahre alt, tragen diesen For-
derungen in geschicktester Weise Rechnung
und dienen zugleich noch der Blickeröffnung auf
das ragende Monumento Nazionale am Nordabhang
des Capitols. Die Beseitigung des dicht bewohnten
Viertels auf den Fora hätte dem Stadtzentrum
neben einer Verkehrsschlagader einen neuen
Lungenflügel mitverschafft. Den großzügigen
Projekten der Vorkriegszeit dreht neben anderen
Gründen jetzt aber das knappe Budget des Staats-
haushaltes unerbittlich den Hals um, man hat
sich auf wesentlich bescheidenere Ziele für die
in Angriff genommene Systematisierung einigen
müssen.
Dennoch haben die geleisteten Arbeiten mit
der Ausgrabung des Augustusforums das Buch
der Geschichte an einer der eindrucksvollsten
Stellen aufgeschlagen und den Blick freigegeben
auf die erste Seite des bedeutungsreichen Kapitels
über die Reihe der gewaltigen Freiraumschöp-
fungen der Architekten des kaiserlichen Rom.
Hier wie nirgends anderswo wird zum ersten-
mal greifbar, daß ein antikes Forum die Idee
eines heiligen, profaner Benützung entrückten
Raumes in sich trägt. Eines Raumes freilich,
dessen Dimensionen einer völligen, architek-
tonischen Bändigung durch Überdachung spotten
würden. Trotzdem ist der Eindruck des ge-
schlossenen, nach außen abgeriegelten Innen-
raumes, auf dem Augustusforum angesichts der
himmelstrebenden Quadermauer durchaus wehr-
haften Charakters, die es vom lärmigen Volks-
viertel heute wie einst abschließt, an jeder
Stelle fühlbar. Auch in dem jetzigen Torso noch.
Torso nicht nur, weil die beiden modernen
Straßen Alessandrina und Bonella es nach wie
vor überschneiden, wichtige Teile der Erfor-
schung vorenthaltend, und aus Verkehrsgründen
vorderhand auch unmöglich entbehrt werden
können (wenngleich man schon an die Auf-
lassung der letzteren Straße denkt), sondern vor
allem in der Nacktheit seiner fast völlig zier-
beraubten Mauern. Um so kostbarer sind die
Reste der ursprünglichen Marmorausschmückun-
gen an den Tuff-, Peperin- und Travertinkernen
von Tempel, Boden und Umfassungsmauer,
Reste, die ein freundliches Schicksal der er-
barmungslosen Zerstörung in Mittelalter und
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