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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 11.1927

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Heft 57
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Baldass, Ludwig: Die Niederländer des 15. und 16. Jahrhunderts auf der Ausstellung flämischer Kunst in London 1927, [1]
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Fuchs, Ludwig F.: Flasche, Angster und Guttrolf
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https://doi.org/10.11588/diglit.55197#0147

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FLASCHE, ANGSTER UND GUTTROLF

lung Friedsam in New York. Als Spätwerke sind der Mann mit dem Pfeil des Brüsseler
Museums (Nr. 37) und der erwähnte Philippe de Croy (Nr. 41) zu führen. Von diesen
sechs Bildnissen, die alle ungefähr das gleiche Format aufweisen, unterschied sich ein
siebentes in der Sammlung Samuel (Nr. 46) schon durch die viel kleineren Ausmaße. Ich
kann in dem sympathischen Männerkopf nicht die Hand Rogiers entdecken, glaube vielmehr
daß das gute Bild vom Meister der Exhumation des hl. Hubertus herrührt, mit dem es die
auffallend kurzen, leicht verkrüppelten Hände mit den von einander abstehenden Fingern
gemein hat, die sich augensichtlich von den charakteristischen Händen Rogiers unter-
scheiden.
Fortsetzung folgt
Continued in Issue
FLASCHE, ANGSTER UND GUTTROLF
VON LUDWIG F. FUCHS
In der Geschichte der Hohlgläser gibt es eine Reihe offener Fragen, die bis jetzt den
Lösungsversuchen der Forschung hartnäckig widerstanden haben. Am schwierigsten und
auch am wichtigsten ist oft die der Lokalisierung verschiedener Typen. Schwierig deshalb,
weil die Glasmacher — ebenso wie die Fayencenbäcker — ihre Arbeitsstelle häufig wech-
selten und Formen wie Bereitungsweise dabei in Gegenden verpflanzten, wo sie nicht
heimisch waren. So kamen nicht nur Venezianer Formen nach Deutschland, Holland,
Frankreich usw., sondern auch gewisse Typen von Süd- nach Norddeutschland, von Böhmen
nach Bayern, Preußen, Hessen, Holland usw.
Gegenstände, die an vielen Orten erzeugt wurden und durch Jahrhunderte in zahllosen
Stücken im täglichen Gebrauch waren, sind heute nicht nur hinsichtlich ihrer Verwen-
dungsart vollkommen in Dunkel gehüllt, ja sogar die Zuweisung der in zwei Grund-
formen, aber in vielen Variationen massenhaft aus der Literatur bekannten Namen, schien
fast unmöglich.
Die Frage ist die von Fischart in seiner Affentheuerlich Geschichtsklitterung (1575) auf-
geworfene: »Was underscheids ist, audi Provisor, zwischen Flaschen, Angster und Guttruff?«
Schon aus dieser Frage geht unzweideutig hervor, daß eine enge Formverwandtschaft
zwischen den drei Gefäßen besteht, aber auch, daß es sich unbedingt um drei verschiedene
'Typen handelt. Nachdem diese "Typen in Hunderten von Exemplaren auf unsere Zeit ge-
kommen sind, wissen wir auch, daß es sich in allen drei Fällen um Flaschen in Form von
flachen Kugeln, Zwiebeln oder Zylindern handelt, an denen sich mehr oder weniger lange
Hälse ansetzen. In diesen Hälsen allein sind die Unterscheidungsmerkmale zu suchen.
Was nun die Geschichte dieser Geräte angeht, so muß als Urform die Flasche bezeichnet
werden. In der Form (s. Abb. 2), wie sie hier in Betracht kommt, findet sie sich schon
bei den Ägyptern. Bei den Römern war sie ganz geläufig: mit rundem zwiebelförmigen
und zylindrischen Bauch, mit glattem, röhrenförmigem und mit an der Basis eingezogenem,

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