Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 11.1927

DOI issue:
Heft 57
DOI article:
Buchbesprechungen
DOI article:
Grimschitz, Bruno: Bücher zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, [1]
DOI article:
Berichte aus den Kunstzentren
DOI article:
Baldass, Ludwig: Die Maximilian-Ausstellung in Paris
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55197#0165

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Abbildungen, um ein Hundert vermehrt, illu-
strieren das deutsche Rokoko und den Expressionis-
mus. So wertvoll das neue Material für die
Geschichte dei* deutschen Kunst im 18. Jahr-
hundert ist, das in eingehender Durchforschung
des Museal- und Privatbesitzes emporgeholt er-
scheint, so charakteristisch negiert das ohne
Veränderung aus der ersten Auflage übernommene
Material die lebendige Reaktion auf künstlerische
Tatsachen: Revisionen, von den deutschen Galerien
sichtbar an der Produktion wieder und wieder
vorgenommen, sind spurlos an Hamann vorüber-
gegangen, Revisionen der Zeit, eines Jahrzehnts

wirkten sich in den größten Umwertungen für
die Einstellung Hamanns nicht aus. Und in
letzter Deutlichkeit erweist die Epoche des Ex-
pressionismus, die nicht historische Distanz fun-
diert, die Absurdität der von Hamann bewußt
ausgesprochenen Ablehnung einer Darstellung
formaler Probleme: das Kapitel über die Kunst
der Gegenwart verliert jeden geistigen Sinn und
geht — auch in einer extremen Verwilderung
des Sprachlichen — auf in willkürlichen Aus-
schnitten.
Bruno Grimschitz
Fortsetzung in Nr. )8

BERICHTE AUS DEN KUNSTZENTREN

DIE MAXIMILIAN-AUSSTELLUNG IN PARIS
Auf Anregung des französischen Unterrichts-
ministers Herriot war an die österreichische
Regierung die Einladung ergangen, aus jenemTeile
ihrer reichen Kunstbestände, der in Beziehung zu
Kaiser Maximilian I. steht, eine Ausstellung in
Paris zu gestalten. Dieser Anregung des Ministers
lag offensichtlich der höchst lobenswerte Wunsch
zu Grunde, die internationalen kulturellen An-
näherungen zu fördern und den Franzosen einen
Zweig deutscher Kunst der Vergangenheit vor
Augen zu führen, um sie vertrauter zu machen
mit dem Wesen deutscher Art. Ein starkes Gefühl
erkannte zugleich richtig das Zeitgemäße gerade
dieser Kunstperiode. Die politische Konstellation
ließ es leichter erscheinen, diese erste offizielle
Kulturannäherung mit Hilfe Österreichs zu er-
zielen. Die Absicht wurde etwas durch den Um-
stand verschleiert, daß schließlich die Ausstellung.
„Les trdsors de Maximilian“ unter dem irre-
führenden Obertitel: „Exposition d’Art Autrichien“
gestattet wurde, handelt es sich doch nicht um öster-
reichische Kunst, sondern um deutsche Kunst aus
österreichischem Besitz.
Die Gemäldegalerie, die Sammlung für Plastik
und Kunstgewerbe und die Waffensammlung des
Kunsthistorischen Museums, die Albertina, die
Handschriftensammlung der Nationalbibliothek
und das Staatsarchiv, haben fast alles Wichtige und

Bedeutende ihrer Maximilianäischen Schätze zu
dieser Sommerausstellung, die offiziell vom Musee
du Louvre veranstaltet und im Juni dieses Jahres im
Musee du Jeu de Paume eröffnet wurde, geliehen.
Es war die Absicht, ein möglichst lückenloses Bild
von den künstlerischen Bestrebungen des Kaisers,
die so mannigfach orientiert waren, zu geben.
Natürlich sollten nur Originale gezeigt werden. Da
es sich um eine österreichische Ausstellung handeln
sollte, war die Beschickung aus anderen Ländern
nicht vorgesehen. In der Tat ermöglichten in
diesem Falle die Wiener Bestände eine ganz reiche
und fast vollständige Ausbeute. Nur der franzö-
sische öffentliche Besitz hat sein wichtigstes
Material mit einer Ausnahme, dem leider ver-
weigerten Turnierteppich aus Valenciennes, bereit-
willigst zur Verfügung gestellt. Der Unterfertigte
war beauftragt worden, die von den Direktoren
der genannten Sammlungen ausgesuchten und
zur Verfügung gestellten Objekte nach Paris zu
bringen und dort gemeinsam mit den Herren der
Musees Nationaux, dem Generaldirektor Verne
und den Konservatoren Guiffrey, Dreyfus und
Dezarrois, die Ausstellung einzurichten. Dem
großen Entgegenkommen dieser Herren sowie des
Direktors und der Konservatoren der Bibliotheque
Nationale in Paris verdankt sie ihr vornehmes
Antlitz.
Aus einem Eingangssaale, den zwei der großen

95
 
Annotationen