AUKTIONSBERICHTE
zu lesen, ist selbst mir peinlich; DonnersSt. Martins-
altar war nie in der Elemosynarius-Kapelle, wie
es bei den Abbildungen steht, und ist nicht von
1712, wie es im Text heißt. Auch ist nichts
vom Altar verlorengegangen, wie Sauerlandt
vermutet. Mehr verüble ich es dem Autor, daß
er sich die Vorarbeit zu leicht gemacht hat, daß
er den Text ungenügend vorbereitet und zu schnell
geschrieben hat. Ich möchte zwei Beispiele, die
mir naheliegen, herausgreifen. Über Permoser
ist, weiß Gott, wenig neuere Literatur erschienen,
der Autor hätte sie überblicken können. Ich habe
dem Künstler ein bedeutendes Werk hier in Wien
zugeschrieben, das Friedhofskreuz, eine große
Figurenkomposition, die jetzt auf dem aufge-
lassenen Währinger Friedhof steht — gerade
dieses Werk hätte hier Sauerlandt interessieren
müssen, da er Wien als Konzentrierungspunkt
der künstlerischen Kräfte des Barock heraus-
arbeitet und speziell noch Permosers Ausstrahlung
bis nach Wien herein verfolgt. Allerdings habe
ich dieses Denkmal nicht in meine österreichische
Barockplastik aufgenommen, die Sauerlandt kennt,
sondern in meinen Permoser-Studien im Jahr-
buch des Kunsthistorischen Institutes der Zentral-
kommission 1914 publiziert, die er nicht kennt.
Sauerlandt hätte sich dann auch mit der andern
von mir aufgestellten Hypothese auseinandersetzen
können, der Beeinflussung Permosers durch Puget,
die ebenso die stilistische Spätgeburt von Permosers
Apotheose des Prinzen Eugen wie auch die über
Permoser selbst »hinausgewachsenen« Figuren in
Bautzen erklärt.
Das zweite Beispiel ist Donner, dessen Vor-
klassizismus Sauerlandt schon in dem Frühwerk
im Salzburger Mirabellschloß erkennt und aus-
gezeichnet charakterisiert. Sauerlandt hält im
weiteren Verlauf dann Donner mit Fischer von
Erlach zusammen, den er im Gegensatz zu dem
hemmungslos barocken Lukas von Hildebrandt
setzt und schreibt dann von Bildhauern, die vor,
neben und nach Donner in Wien selbst und
»eben für den ornamentalen und figürlichen
Architekturschmuck, vor allem der Bauten Lukas
von Hildebrandts — und besonders in Salzburg
und Oberösterreich . ..« tätig waren, deren Formen
aus einer größeren Tiefe des Empfindens vor-
zubrechen scheinen und nennt als Beispiele dann
Bernhard Mändl und Stammel. (Beide haben
niemals mit Hildebrandt zusammen für seine
Architekturen gearbeitet; Mändls Wirken in
Salzburg fällt übrigens in das 17. Jahrhundert,
also außerhalb des Rahmens des Buches.) Wenn
man diese Stelle aufmerksam und die Konse-
quenzen durchdenkend liest, wird man irre an
seinen eigenen Kenntnissen und glaubt, die
Mirabellstiege in Salzburg sei am Ende nicht
von Hildebrandt gebaut worden. Und wenn man
darüber beunruhigt dann den Passus vorn über
die Stiege nachsieht (oben auf S. 26), muß man
— den genauen Kontrakten von 1725 und 1726
entgegen, die ja erhalten sind (abgedruckt bei
Friedr. Pirckmayer, Notizen über Bau-und Kunst-
geschichte Salzburgs, 1903 und Österreichische
Kunsttopographie, Bd. XIII, S. 185!.) — sogar
Donner selbst für den Architekten der Stiege halten.
Je knapper das Ausmaß für den Text dem Heraus-
geber bemessen ist, desto zuverlässiger sollte er
vorgearbeitet, desto eindeutiger geschrieben sein.
E. Tietze-Conrat.
AUKTIONSBERICHTE
C. J. WAWRA UND ALBERT WERNER, WIEN, VER-
STEIGERUNG DER SAMMLUNG JOSEF SALZER,
WIEN
Einige Preise: Ein Messinggefäß, franz., 14. Jahr-
hundert, S 2100.—, Buchdeckel, Limoge, franz.,
12. Jahrhundert, S 6100.—, Temperantia-Schüssel
von Kaspar Enderlein, Zinn, S 2500.—, Gold-
emaildose, Paris 1780/1781, S 3600.—, Gold-
dose, emailliert, Paris um 1770, S 3300.—, ein
Meßkleid, grüner Samt, deutsch 1500, S. 4700.—,
Truhe, luccesisch, 15. Jahrhundert, S 17.400.—.
Von den Waffen erreichte: Große Setztartsche,
deutsch, 15. Jahrhundert, S 9000.—, eine schwere
Armbrust, süddeutsch, 2. Hälfte 16. Jahrhundert,
S 1400.—, eine kleine Pürschbüchse mit Rad-
schloß, deutsch, Ende 16. Jahrhundert, S 1700.—.
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zu lesen, ist selbst mir peinlich; DonnersSt. Martins-
altar war nie in der Elemosynarius-Kapelle, wie
es bei den Abbildungen steht, und ist nicht von
1712, wie es im Text heißt. Auch ist nichts
vom Altar verlorengegangen, wie Sauerlandt
vermutet. Mehr verüble ich es dem Autor, daß
er sich die Vorarbeit zu leicht gemacht hat, daß
er den Text ungenügend vorbereitet und zu schnell
geschrieben hat. Ich möchte zwei Beispiele, die
mir naheliegen, herausgreifen. Über Permoser
ist, weiß Gott, wenig neuere Literatur erschienen,
der Autor hätte sie überblicken können. Ich habe
dem Künstler ein bedeutendes Werk hier in Wien
zugeschrieben, das Friedhofskreuz, eine große
Figurenkomposition, die jetzt auf dem aufge-
lassenen Währinger Friedhof steht — gerade
dieses Werk hätte hier Sauerlandt interessieren
müssen, da er Wien als Konzentrierungspunkt
der künstlerischen Kräfte des Barock heraus-
arbeitet und speziell noch Permosers Ausstrahlung
bis nach Wien herein verfolgt. Allerdings habe
ich dieses Denkmal nicht in meine österreichische
Barockplastik aufgenommen, die Sauerlandt kennt,
sondern in meinen Permoser-Studien im Jahr-
buch des Kunsthistorischen Institutes der Zentral-
kommission 1914 publiziert, die er nicht kennt.
Sauerlandt hätte sich dann auch mit der andern
von mir aufgestellten Hypothese auseinandersetzen
können, der Beeinflussung Permosers durch Puget,
die ebenso die stilistische Spätgeburt von Permosers
Apotheose des Prinzen Eugen wie auch die über
Permoser selbst »hinausgewachsenen« Figuren in
Bautzen erklärt.
Das zweite Beispiel ist Donner, dessen Vor-
klassizismus Sauerlandt schon in dem Frühwerk
im Salzburger Mirabellschloß erkennt und aus-
gezeichnet charakterisiert. Sauerlandt hält im
weiteren Verlauf dann Donner mit Fischer von
Erlach zusammen, den er im Gegensatz zu dem
hemmungslos barocken Lukas von Hildebrandt
setzt und schreibt dann von Bildhauern, die vor,
neben und nach Donner in Wien selbst und
»eben für den ornamentalen und figürlichen
Architekturschmuck, vor allem der Bauten Lukas
von Hildebrandts — und besonders in Salzburg
und Oberösterreich . ..« tätig waren, deren Formen
aus einer größeren Tiefe des Empfindens vor-
zubrechen scheinen und nennt als Beispiele dann
Bernhard Mändl und Stammel. (Beide haben
niemals mit Hildebrandt zusammen für seine
Architekturen gearbeitet; Mändls Wirken in
Salzburg fällt übrigens in das 17. Jahrhundert,
also außerhalb des Rahmens des Buches.) Wenn
man diese Stelle aufmerksam und die Konse-
quenzen durchdenkend liest, wird man irre an
seinen eigenen Kenntnissen und glaubt, die
Mirabellstiege in Salzburg sei am Ende nicht
von Hildebrandt gebaut worden. Und wenn man
darüber beunruhigt dann den Passus vorn über
die Stiege nachsieht (oben auf S. 26), muß man
— den genauen Kontrakten von 1725 und 1726
entgegen, die ja erhalten sind (abgedruckt bei
Friedr. Pirckmayer, Notizen über Bau-und Kunst-
geschichte Salzburgs, 1903 und Österreichische
Kunsttopographie, Bd. XIII, S. 185!.) — sogar
Donner selbst für den Architekten der Stiege halten.
Je knapper das Ausmaß für den Text dem Heraus-
geber bemessen ist, desto zuverlässiger sollte er
vorgearbeitet, desto eindeutiger geschrieben sein.
E. Tietze-Conrat.
AUKTIONSBERICHTE
C. J. WAWRA UND ALBERT WERNER, WIEN, VER-
STEIGERUNG DER SAMMLUNG JOSEF SALZER,
WIEN
Einige Preise: Ein Messinggefäß, franz., 14. Jahr-
hundert, S 2100.—, Buchdeckel, Limoge, franz.,
12. Jahrhundert, S 6100.—, Temperantia-Schüssel
von Kaspar Enderlein, Zinn, S 2500.—, Gold-
emaildose, Paris 1780/1781, S 3600.—, Gold-
dose, emailliert, Paris um 1770, S 3300.—, ein
Meßkleid, grüner Samt, deutsch 1500, S. 4700.—,
Truhe, luccesisch, 15. Jahrhundert, S 17.400.—.
Von den Waffen erreichte: Große Setztartsche,
deutsch, 15. Jahrhundert, S 9000.—, eine schwere
Armbrust, süddeutsch, 2. Hälfte 16. Jahrhundert,
S 1400.—, eine kleine Pürschbüchse mit Rad-
schloß, deutsch, Ende 16. Jahrhundert, S 1700.—.
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