DIE SAMMLUNG ISLAMISCHER FAYENCEN
ANTON REDLICH
VON ALFRED JURITZKY
Der Zweck dieser und der folgenden Publikationen ist, bisher unbekanntes Material aus
Privatsammlungen in die Literatur einzuführen. Der Spezialsammler, der mit Verständnis
und Qualitätsgefühl im Kunsthandel verstreute Stücke seines Gebietes aufstöbert, leistet für
die Forschung wertvolle Pionierarbeit. Erst seine Sammeltätigkeit ermöglicht es, der All-
gemeinheit neue Typen, vielleicht oft auch noch ganz unbekannte, zu übergeben.
Die Sammlung Redlich besteht aus zirka 150 Stücken frühislamischer Keramik, der noch
eine kleine Sammlung islamisches Glas und Textilien angeschlossen ist. Es kann nun nicht
meine Aufgabe sein, katalogartig alle Stücke aufzuzählen und zu beschreiben. Ich will auch
nicht die wertvollsten herausheben, sondern nur diejenigen bringen, die in irgend einem
Punkte etwas Neues geben oder ihren Typ besonders charakterisieren. Abbildung 2 zeigt
ein besonders schönes Exemplar des frühen seltenen Typus aus dem 1 i.bis 12. Jahrhundert
mit aufgelegtem Relief. Es wird der Zukunft vorbehalten sein, durch Vergleich der Form-
modeln die Stücke dieser Gattung zu lokalisieren und vielleicht einzelne Werkstätten heraus-
zuschälen, wie dies in der deutschen Hafnerkeramik gelungen ist. Abbildung g zeigt
eine Kumme, welche auf gelbem Fond mit dunkelbraunen Flecken und eingeritzten
Ornamenten verziert ist. Scherben dieser Gattung werden in Kleinasien, im Fostat, aber auch
in Mittelpersien gefunden 5 eine Beziehung zu den gefleckten chinesischen T’angkeramiken
(sogenannte Tigerglasur) ist unverkennbar. Besonders schöne Stücke zeigt Abbildung 11
und Abbildung 12. Das erstere ist eine zweihenkelige Kanne mit zwei Ausgüssen, die Henkel
aus gefleckten Leoparden gebildet. Um die Bauchung zieht sich ein Fries von Reitern mit
Gloriole, darüber ein Band mit Inschrift. Die Bemalung ist auf hellem Fond in goldigem
Lüster ausgeführt; Rhages 12. bis 15. Jahrhundert. Der Typ zeigt starke Verwandtschaft
mit Goldschmiedarbeiten aus der Völkerwanderung und läßt Beziehungen zu dieser noch
ganz in Dunkel gehüllten Epoche ahnen. Das zweite Stück, eine kleine Kumme, Rhages
12. bis 13. Jahrhundert, zeigt die Vereinigung dreier Techniken: heller Fond, durchbrochen,
mit überlaufender Glasur, und daher die ausgesparten Stellen durchsichtig, Bemalung in
Goldlüster. Vom unteren Rand ausgehend erhöhte Lappen, kobaltblau, in Kupferlüster orna-
mental verziert. Ebenso ist das Fragment, der Boden einer großen Schüssel (Abbildung 10),
Rhages 12. bis 13 .Jahrhundert, interessant. Die Schüssel, eine chinesische Seladonnachahmung,
zeigt im Fond auf kobaltblauem Grund eine weiße Nelke. Goldige und silbrige Irisationen
gestalten die Farbenzusammenwirkung besonders reizvoll. Die Formen der Abbildungen 13
und 14 sind ganz seltene und aparte. Beide Rhages 12. bis 13. Jahrhundert; die erstere grün-
blau, silbrig irisierend, die zweite fraise goldig. Die Abbildung 15 zeigt eine reliefierte Kachel
mit Inschrift in Kupferlüster. Aus dem 15. Jahrhundert, aus welchem nur wenige Stücke
erhalten sind, stammen die beiden Tonkannen aus Mossul (Abbildungen 1 und 3). Die
Wandung ist bei beiden in einer Art Kerbschnitt verziert. Nummer 3 ist noch darüber in
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ANTON REDLICH
VON ALFRED JURITZKY
Der Zweck dieser und der folgenden Publikationen ist, bisher unbekanntes Material aus
Privatsammlungen in die Literatur einzuführen. Der Spezialsammler, der mit Verständnis
und Qualitätsgefühl im Kunsthandel verstreute Stücke seines Gebietes aufstöbert, leistet für
die Forschung wertvolle Pionierarbeit. Erst seine Sammeltätigkeit ermöglicht es, der All-
gemeinheit neue Typen, vielleicht oft auch noch ganz unbekannte, zu übergeben.
Die Sammlung Redlich besteht aus zirka 150 Stücken frühislamischer Keramik, der noch
eine kleine Sammlung islamisches Glas und Textilien angeschlossen ist. Es kann nun nicht
meine Aufgabe sein, katalogartig alle Stücke aufzuzählen und zu beschreiben. Ich will auch
nicht die wertvollsten herausheben, sondern nur diejenigen bringen, die in irgend einem
Punkte etwas Neues geben oder ihren Typ besonders charakterisieren. Abbildung 2 zeigt
ein besonders schönes Exemplar des frühen seltenen Typus aus dem 1 i.bis 12. Jahrhundert
mit aufgelegtem Relief. Es wird der Zukunft vorbehalten sein, durch Vergleich der Form-
modeln die Stücke dieser Gattung zu lokalisieren und vielleicht einzelne Werkstätten heraus-
zuschälen, wie dies in der deutschen Hafnerkeramik gelungen ist. Abbildung g zeigt
eine Kumme, welche auf gelbem Fond mit dunkelbraunen Flecken und eingeritzten
Ornamenten verziert ist. Scherben dieser Gattung werden in Kleinasien, im Fostat, aber auch
in Mittelpersien gefunden 5 eine Beziehung zu den gefleckten chinesischen T’angkeramiken
(sogenannte Tigerglasur) ist unverkennbar. Besonders schöne Stücke zeigt Abbildung 11
und Abbildung 12. Das erstere ist eine zweihenkelige Kanne mit zwei Ausgüssen, die Henkel
aus gefleckten Leoparden gebildet. Um die Bauchung zieht sich ein Fries von Reitern mit
Gloriole, darüber ein Band mit Inschrift. Die Bemalung ist auf hellem Fond in goldigem
Lüster ausgeführt; Rhages 12. bis 15. Jahrhundert. Der Typ zeigt starke Verwandtschaft
mit Goldschmiedarbeiten aus der Völkerwanderung und läßt Beziehungen zu dieser noch
ganz in Dunkel gehüllten Epoche ahnen. Das zweite Stück, eine kleine Kumme, Rhages
12. bis 13. Jahrhundert, zeigt die Vereinigung dreier Techniken: heller Fond, durchbrochen,
mit überlaufender Glasur, und daher die ausgesparten Stellen durchsichtig, Bemalung in
Goldlüster. Vom unteren Rand ausgehend erhöhte Lappen, kobaltblau, in Kupferlüster orna-
mental verziert. Ebenso ist das Fragment, der Boden einer großen Schüssel (Abbildung 10),
Rhages 12. bis 13 .Jahrhundert, interessant. Die Schüssel, eine chinesische Seladonnachahmung,
zeigt im Fond auf kobaltblauem Grund eine weiße Nelke. Goldige und silbrige Irisationen
gestalten die Farbenzusammenwirkung besonders reizvoll. Die Formen der Abbildungen 13
und 14 sind ganz seltene und aparte. Beide Rhages 12. bis 13. Jahrhundert; die erstere grün-
blau, silbrig irisierend, die zweite fraise goldig. Die Abbildung 15 zeigt eine reliefierte Kachel
mit Inschrift in Kupferlüster. Aus dem 15. Jahrhundert, aus welchem nur wenige Stücke
erhalten sind, stammen die beiden Tonkannen aus Mossul (Abbildungen 1 und 3). Die
Wandung ist bei beiden in einer Art Kerbschnitt verziert. Nummer 3 ist noch darüber in
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