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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0105

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Geschichtliche Einleitung.

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horo (ahcl.) der Sumpf). Die Namen Haynich*) und die Haardt, als westliche Höhen-
begrenzung des Kreises, beziehen sich wohl mehr auf den darauf stehenden Wald,
als auf die sonst allerdings nicht unbedeutende Höhe. — In vielen Muren
und Weichbilden begegnet der Harne „Bühl“**) meist für einen flachen, mit
Bäumen bestandenen Bergrücken, oft mit einer näheren Bezeichnung „der
Lindenbühl“.
Der Hauptfluss des Kreises, in welchen alle andern Bäche einmünden, ist die
Unstrut, alt Onestrudis, welche oberhalb Dingelstedt entspringt, und nach Auf-
nahme wasserreicher Nebenbäche als ein oft gefährlicher Fluss bei Klein -Vargula
den Kreis verlässt. Es scheint, als ob er einst, in den oberen Strecken als „Bach“
nur den Namen one führte (wie ein gleichnamiger, nicht unbedeutender Bach
Ohne bei Orschla im Kreise Worbis, auf der nördlichen Seite des Düngebirges)
und erst bei Mühlhausen den .Namen Unstrut (struth —Walcl) „Waldbach“ ange-
nommen hätte.
In die Unstrut mündet innerhalb des Kreises: auf der linken Seite nur der
gefall- und wasserreiche, mit vielen Mühlen besetzte Welsbach; der Farnebach, der
Seltenrein und der Bruchbach vereinigen sich bei Tennstedt zum Schambach, um
erst ausserhalb des Kreises in die Unstrut zu gehen. Auf der rechten Seite nimmt
die Unstrut den Seebach, den Sud-, den Orl-, den Rahmbach, die Salza
und den tonnaischen Bach auf, die sämmtlicli aus Kalksteinbänken kommen, wie
die Unstrut selbst.
Die teichartig in einem Kalksteinkessel mächtig aufwallenden Quellen der
Salza (1 Kilometer oberhalb Ufhoven) heissen im Munde desYolkes die „golken“
(mhd. kolk, colk, tiefe Pfütze, Sumpf). Das Wasser dieses Baches und anderer
Bäche bei Langensalza und Tennstedt hat einen so starken G-ehalt an doppelt koh-
lensaurem Kalk, dass es, wo es zur Ruhe kommt, alles, was damit in Berührung
tritt (Zweige, Schilf, Blätter, Stroh etc.), inkrustirt, und in vorgeschichtlicher Zeit
grosse Lager Kalktuff von verschiedener Mächtigkeit und Festigkeit abgesetzt hat,
ein der Ewigkeit trotzendes, vorzügliches Baumaterial für die ganze Umgegend. —
Ohne Zweifel trägt die Salza von dieser inkrustirenden Eigenschaft ihren Namen,
keineswegs aber von einem (nicht vorhandenen) Kochsalzgehalte ihres Wassers. Sie
ist so wasserreich, dass sie, in drei Arme zertheilt, auf ihrem kurzen Laufe (von
5 Km.) 23 Mühlen treibt, die bereits im Mittelalter in dieser Zahl vorhanden waren.
In verschiedenen Fluren zu viermal vertreten, ist für einen kleinen rieselnden
Bach der Name „die Klinge“, „der Klingengraben“ (mhd. die klinge, ahd. chlingä,
clinca, klinkä, auch der chlinge, klinge = schmaler Bach, von Idingen, rieseln im
schmalen Gerinne) identisch mit dem wendischen czil.
In den Neuen Mittheilungen des Thüringisch -Sächsischen Alterthums-Yereins,
BandH. S. 262***) ist einYerzeichniss von „Wüstungen“ gegeben, welches wohl

*) Der „Haynich“ bildet eine 30 bis 37 Klm. lange Verbindung der unter sieb ziemlich pa-
rallel streichenden Gebirge Harz und Thüringer Wald und ist die Wasserscheide zwischen dem
Gebiete der Elbe und der Weser; er baut sich auf Muschelkalk auf, welchem die vielen, indess
erst meist weit'von seinem Rücken zu Tage tretenden Quellen ihren Kalkgehalt verdanken.
**) Bühl ist ein sehr altes deutsches Wort, dunklen Ursprungs (mhd. der bühel, ahd. der
puhü, buliil, mit Ausstossung des h. puol, buol).
***) Da diese Zeitschrift hier öfter angeführt wird, so wird dieselbe abgekürzt „N. M. Bd... S...“ citirt.
 
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