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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0214

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Kreis Weissenfeis.

In dem Thurme befinden sich 3 Glocken von 1,18, 0,94 und 0,81 Meter
Durchmesser. Die grosse hat die Minuskelumschrift:
ÄiM0 . Domini \ ut . cact . mi . fit . Minen . Domini . DeneDietnm .
n (joe nunc . et uoqne . in feculunt f.
Die Trennungszeichen, welche hier durch Punkte angedeutet sind, sind in
Wirklichkeit nach oben gerichtete Kleeblätter mit kräftigen Stielen. Die mittlere
Glocke ist wohl von einem Giesser aus Halle a. S. gegossen, da auf derselben das
Wappen dieser Stadt dargestellt ist; che Minuskelinschrift lautet:
f oho Do niD ou f marin o rc* qlorie.
Auf der kleinen Glocke steht in Minuskeln:
ano . Diu . m° . cccc0 . texmn . o rc.c . gloric . oeni . cum . parc .
Das Geläute dieser Kirche („das Bellen der Oyriacshunde.“) galt für besonders
kräftig zur Vertreibung böser Wetter. Vergl. Otto S. 435.
(Unter-) Greislau.
Rittergutsdorf mit einer Pfarrkirche, 3 Km. südlich von Weissenfels. Es
wird bereits in einer Urk. von 1230 als „inferior villa“ von dein daneben liegenden
Dorfe Obergreislau („superior villa que dicitur Grizlavia“) unterschieden, und beide
gehörten damals einem „Heynricus Knut dictus de Zehidingen.“ In anderen
Urkunden des 13. bis 15. Jahrh. kommt die Bezeichnung Grizlave, Grizlaw ohne
Zusatz vor, so dass die Beziehung zweifelhaft erscheint. In Untergreislau befand
sich im 13. Jahrh. ein Nonnenkloster unbekannten Ursprungs; dasselbe war 1331
bereits betreffs der Einkünfte sehr im Verfall und wird später nicht mehr erwähnt.
Die Pfarrei des Dorfes wurde von dem Diöcesanbischof Ulrich von Kaumburg
(1304—1317) mit ihren Einkünften dem S. Clarenkloster in Weissenfels incorporirt,
wodurch dieses das Patronatsrecht erwarb. Das Rittergut wurde im J. 1417 ge-
theilt, und der oben bei der Kirche befindliche Hof war im Besitz der Familie
v. Land wüst, der andere unten am Greisselbache gehörte denen v. Storke, die
zu Ende des 16. Jahrh. ausstarben; später finden sich beide Güter wieder in
einer Hand.
Die dem h. Georg gewidmete Kirche, von welcher es nicht nachzuweisen ist, ob
sie zu dem ehemaligen Nonnenkloster gehört hat, ist gegenwärtig königlichen Pa-
tronats und stammt zum Theil noch aus romanischer Bauzeit. Die auf der Süd-
seite des Schiffs befindliche Thür (Fig. 7e. siehe nebenstehend) zeigt ziemlich
schlanke Verhältnisse, die dem Schlüsse des 12. Jahrh. entsprechen dürften, womit
auch die Details übereinstimmen. Die Gewände sind zweimal abgetreppt mit aus-
gekehlten Kanten, deren erste ein Rundstäbchen, die zweite eine schlanke Säule
enthält. Die Säule zur Rechten des Eintretenden hat einen schlichten Würfel-
knauf, die zur Linken, die auf einem gestürzten Capitäle (s. in Fig. 7) basirt ist,
ein Blättercapitäl. Auf den stilgemäss gegliederten Thürpfeilerkämpfern ruht die
halbkreisförmige Lünette. Dieselbe ist äusserlich mit einer Hohlkehle besäumt,
die jedoch nicht bis -auf die Kämpfer hinabgeht, sondern erst in einer gewissen
Höhe über denselben beginnt. Das vertieft liegende Bogenfeld zeigt en relief ein
 
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