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Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0230

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Kreis Weissenfels.

liergestellte, aus drei Schiffen von gleicher Breite bestehende Unterraum war sein-
niedrig und dunkel und deshalb kaum zu benutzen, Bedeutende Mauerrisse
machten 1869 die Schliessung der auch schon früher öfter ausser Gebrauch ge-
setzten Kirche erforderlich, und bereits zum Abbruch verurtheilt, wurde sie endlich
in den Jahren 1876 und 1877 durch einen gründlichen Bestaurationsbau wieder
hergestellt. Die ganze innere Ausstattung derselben war schon zur Zeit des
Fräuleinstiftes zopfig erneuert worden; Fig. 13 stellt den Taufstein dar.

Fig. 13.


Yon den beiden Glocken von 0,75 und 0,54m Durchmesser ist die grössere
von Georg Schessler in Leipzig 1654 gegossen, die andere ist vom Jahre 1501
datirt; vergl. Heydenreich S. 353 f. — Derselbe giebt auch (nach Otto S. 196)
die bei einer Abnahme des Thurmknopfes auf dem Dachthürmcken im Jahre 1653
Vorgefundenen (und wieder eingelegten) urkundlichen Notizen über den Bau der
Aebtissin Anna von Hagenest und ein Yerzeichniss der beigeschlossenen 28 et.i-
kettirten Reliquienpartikel, wovon aber bei der letzten Untersuchung des Thurm-
knopfes im Herbste 1876 nur noch ganz geringe Reste gefunden wurden.
Yon den ehemaligen Klosterbaulichkeiten ist nichts mehr erhalten, und der
ganze Raum um die Kirche ist zu landwirthschaftlicken Zwecken ausgenutzt.

Leisling,
Pfarrkirchdorf, 5 Km. westlich von der Kreisstadt, in einer zwischen 1289
und 1302 ausgestellten Urkunde „liznich,“ sonst auch Liznik und Leisnigk ge-
schrieben, gehörte dem Naumburger Domstifte, wurde aber um 1300 von diesem
dem S. Clarenkloster zu Weissenfels überlassen und ging nach dessen Aufhebung
an das landesherrliche Amt Weissenfels über.
Die Kirche ist 1713 — 1716 an die Ostseite des von dem ursprünglichen Bau
beibehaltenen Thurnies angebaut, der an einem östlich befindlichen gekuppelten
Fenster (ohne Zwischensäule) und an dem westlichen Eingänge Spuren romanischen
Stils aufweist. An einem Fenster der Südseite stellt: „Renofiert 15x4“ und auf
einem Steine an der Nordseite das Wort „Beinhus,“ weil verniuthlich früher in
der Thurmhalle die auf dem Kirchhofe bei Anfertigung neuer Gräber ausgegrabenen
Gebeine gesammelt wurden.
 
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