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Kunststatistische Ueb ersieht.
Die gothischen Dorfkirchen des Kreises sind höchst einfach, und nur einzelne
haben wenigstens ein überwölbtes Presbyterium. Der östliche Schluss ist meist
dreiseitig aus dem Achteck, und nur in Mühlhausen kommt an einigen Neben-
kirchen der rechtwinkelige Schluss vor.
Zwei Prontalthürme finden sich an den beiden Hauptkirchen und an
S. Jacobi zu Mühlhausen, aber die beiden Thürme sind in der Detaillirung stets
verschieden behandelt. Der dritte, mittlere Westthurm der Marienkirche ist ein
späterer Zusatz. — Bei den Dorfkirchen findet sich zuweilen die östliche Thurm-
stellung über dem Presbyterium; in Trefurt ist ein mit den Giebelseiten nach
Nord und Süd gewendeter rechteckiger Sattelthurm. — In Mühlhausen erscheint
bei mehreren Kirchen die seitliche Thurmstellung besonders beliebt. -— Steinhelme
der Thürme kommen nur an den beiden Hauptkirchen Mühlhausens aus dem
13. Jahrh. vor. Die Thürme der Landkirchen zu Bickenriede, Dachrieden, Falken
und Horsmar haben schlanke Schieferspitzen, die ähnlich wie einige Thürme im
Kr. Langensalza (s. Heft II. S. 13 und 78) am Fusse vier Eckthürmchen tragen.
Dergleichen Thürmchen umkränzen auch die Schieferhelme der Frontalthürme von
St. Jacobi in Mühlhausen, aber sie stehen, da die Thürme achteckig sind, nicht
auf den Ecken, sondern mitten an vier gegeneinander über liegenden Polygon seiten
Die polygone Kirchhofskapelle bei S. Georg in Mühlhausen findet in Sachsen
aus gothischer Zeit nur in der Annakapelle zu Heiligenstadt, in der zweistöckigen
Johanneskapelle am Dome zu Meissen und in einer der Marienkirche zu Herz-
berg a. d. Elster angebauten ebenfalls zweistöckigen Kapelle ihres gleichen. Noch
seltener ist der sechseckige Grundplan der Mühlhäuser Kapelle; die drei andern
erwähnten Polygonbauten sind achteckig.
S acramentsnischen, die sonst besonders in gothischen Kirchen fast
regelmässig Vorkommen, finden sich nur zu Mühlhausen in S. Marien, S. Jacobi
und 3. Petri, in der Kirche zu Trefurt und in der Dorfkirche zu Horsmar, da-
gegen haben sich in den beiden Hauptkirchen Mühlhausens architektonisch aus-
gebildete steinerne Leviten sitze erhalten.
Eine spätgothische Steinkanzel ist bei der Restauration der Blasiuskirche
zu Mühlhausen unter der fiaroken Holzumkleidung zum Vorschein gekommen,
und von einer früheren ähnlichen Kanzel der Marienkirche hat sich wenigstens
der Fuss erhalten. In Trefurt ist eine Kanzelztütze in Form einer spätromanischen
Säule.
Eine ganze Reihe gothischer Taufsteine ist ausser in S. Petri zu Mühl-
hausen und zu Trefurt in den Landkirchen von Ammern, Dachrieden, Dörna,
Eigenroda, Faulungen, Felchta, Görmar, Helmsdorf, Hollenbach, Katharinenberg
und Langula nachgewiesen. Der Taufstein in Ammern zeichnet sich durch seine
edelgothische Verzierung besonders aus. Die Holztaufe von 1538 in Dorf Zella
erscheint als einzig in ihrer Art.
Von Stein sculptureil fand sich wenig zu verzeichnen. Der älteste
Ueberrest ist ein romanisch ornamentirtes Thürtympanum in S. Marien zu Mühl-
hausen. Die mit der Architektur verbunden gewesenen figürlichen Bildnereien in
dieser Stadt sind grösstentheils durch den Bildersturm in der Münzerschen Zeit
vernichtet worden. Was sich davon erhalten hat, ist theils stark verwittert, theils
unbedeutend und handwerklich. Zwei Grabsteine in der Blasiuskirche aus dem
Kunststatistische Ueb ersieht.
Die gothischen Dorfkirchen des Kreises sind höchst einfach, und nur einzelne
haben wenigstens ein überwölbtes Presbyterium. Der östliche Schluss ist meist
dreiseitig aus dem Achteck, und nur in Mühlhausen kommt an einigen Neben-
kirchen der rechtwinkelige Schluss vor.
Zwei Prontalthürme finden sich an den beiden Hauptkirchen und an
S. Jacobi zu Mühlhausen, aber die beiden Thürme sind in der Detaillirung stets
verschieden behandelt. Der dritte, mittlere Westthurm der Marienkirche ist ein
späterer Zusatz. — Bei den Dorfkirchen findet sich zuweilen die östliche Thurm-
stellung über dem Presbyterium; in Trefurt ist ein mit den Giebelseiten nach
Nord und Süd gewendeter rechteckiger Sattelthurm. — In Mühlhausen erscheint
bei mehreren Kirchen die seitliche Thurmstellung besonders beliebt. -— Steinhelme
der Thürme kommen nur an den beiden Hauptkirchen Mühlhausens aus dem
13. Jahrh. vor. Die Thürme der Landkirchen zu Bickenriede, Dachrieden, Falken
und Horsmar haben schlanke Schieferspitzen, die ähnlich wie einige Thürme im
Kr. Langensalza (s. Heft II. S. 13 und 78) am Fusse vier Eckthürmchen tragen.
Dergleichen Thürmchen umkränzen auch die Schieferhelme der Frontalthürme von
St. Jacobi in Mühlhausen, aber sie stehen, da die Thürme achteckig sind, nicht
auf den Ecken, sondern mitten an vier gegeneinander über liegenden Polygon seiten
Die polygone Kirchhofskapelle bei S. Georg in Mühlhausen findet in Sachsen
aus gothischer Zeit nur in der Annakapelle zu Heiligenstadt, in der zweistöckigen
Johanneskapelle am Dome zu Meissen und in einer der Marienkirche zu Herz-
berg a. d. Elster angebauten ebenfalls zweistöckigen Kapelle ihres gleichen. Noch
seltener ist der sechseckige Grundplan der Mühlhäuser Kapelle; die drei andern
erwähnten Polygonbauten sind achteckig.
S acramentsnischen, die sonst besonders in gothischen Kirchen fast
regelmässig Vorkommen, finden sich nur zu Mühlhausen in S. Marien, S. Jacobi
und 3. Petri, in der Kirche zu Trefurt und in der Dorfkirche zu Horsmar, da-
gegen haben sich in den beiden Hauptkirchen Mühlhausens architektonisch aus-
gebildete steinerne Leviten sitze erhalten.
Eine spätgothische Steinkanzel ist bei der Restauration der Blasiuskirche
zu Mühlhausen unter der fiaroken Holzumkleidung zum Vorschein gekommen,
und von einer früheren ähnlichen Kanzel der Marienkirche hat sich wenigstens
der Fuss erhalten. In Trefurt ist eine Kanzelztütze in Form einer spätromanischen
Säule.
Eine ganze Reihe gothischer Taufsteine ist ausser in S. Petri zu Mühl-
hausen und zu Trefurt in den Landkirchen von Ammern, Dachrieden, Dörna,
Eigenroda, Faulungen, Felchta, Görmar, Helmsdorf, Hollenbach, Katharinenberg
und Langula nachgewiesen. Der Taufstein in Ammern zeichnet sich durch seine
edelgothische Verzierung besonders aus. Die Holztaufe von 1538 in Dorf Zella
erscheint als einzig in ihrer Art.
Von Stein sculptureil fand sich wenig zu verzeichnen. Der älteste
Ueberrest ist ein romanisch ornamentirtes Thürtympanum in S. Marien zu Mühl-
hausen. Die mit der Architektur verbunden gewesenen figürlichen Bildnereien in
dieser Stadt sind grösstentheils durch den Bildersturm in der Münzerschen Zeit
vernichtet worden. Was sich davon erhalten hat, ist theils stark verwittert, theils
unbedeutend und handwerklich. Zwei Grabsteine in der Blasiuskirche aus dem