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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0075

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Fichtenholz; ) 58X^55 cm

Abb. 46. Meister der Vitteiseben Votiytafei, Messe des Hin. Gregor

Augsburger Familien Hörlin undVittel, deren Wap-
pen zu Füßen der Stadtheiligen angebracht sind. Der
Maler steht im Bannkreis des Meisters von 1477, an
dessen Abendmahlsdarstellung auf dem Stuttgarter
Flügel manche Züge erinnern—nur ist alles roher,
derber und schwerlötiger geworden. Breite, holz-
schnittartige Konturlinien umgrenzen die Einzel-
form. Grell und roh karrikierende Typik, die ihre
Herkunft von der Kunst des Meisters von 1477
nicht verleugnen kann. Außerdem scheint der
,.Meister der Augsburger Benediktslegende", den
ich mitThomanBurgkmair identifiziere, mit seinen
früheren Werken auf ihn gewirkt zu haben. Die
Malweise ist summarisch und äußerlich, das Kolo-
rit von kräftiger Buntheit. Das annähernd gleich-
mäßig über die ganze Tafel verteilte Zinnoberrot
herrscht vor. Daneben graue, violette, ockergelbe,
schwärzliche Töne. Ich möchte die Tafel etwa 1480

bis 1485 datieren, wenn schon bei der wenig eige-
nen, unbehilflichen Art des Malers eine genaue
Zeitsetzung schwer zu geben ist. Einige Jahre frü-
her als das Abendmahl dürfte ein andres Werk
seiner Hand, eine Messe des hl. Gregor in Schleiß-
heim entstanden sein (Abb. 46). Links knien die
Stifterinnen, die Nonnen Maria und Anna Walthe-
rin aus dem Augsburger Katharinenstift, woher die
Tafel auch stammt. In den Kirchenfenstern sind
drei Wappen eingeglast (rechts zweimal das Wai-
th ersehe, links das Riedlersehe).Hart und steif wie
Holzklötze stehen und knien die Figuren auf dem
ansteigenden Fliesenboden. Wie der hartknochige
Christus aus der mit Martersymbolen gespickten
Altartafel tritt, wirkt fast grotesk in der aufdring-
lichen Demonstration des Wunderbaren. Die alter-
tümliche Anordnung der Figuren und die Gebär-
dung der Hände läßt an die Einwirkung des Mei-

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