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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0515

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Male nicht berücksichtigt werden konnte, ist mir
unklar. Im prachtvollen Jünglingsporträt Abb. 44,
welches ein Maßstab für die Höhe und Freiheit
ist, über die Holhein schon vor der Abreise nach
England verfügte, wird neuerdings ein Porträt des
Paracelsus vermutet. — Neben der Auswahl der
Handzeichnungen Dürers durch Wölfflin, der Aus-
gabe der Schongauerschen Zeichnungen von Ro-
senberg, wird man auch diese Publikation Hol-
beinischer Zeichnungen durch Glaser im Bücher-
schrank des Liebhabers wie des Kunsthistorikers
finden. Walter Hugelshofer.
Adolf Feulner: Peter Vischers Se-
bald u s g r a b in Nürnberg. Mit einund-
vierzig Tafeln. München, R. Piper & Cie. 1924.
Das Sebaldusgrab in Nürnberg ist das künstlerisch
bedeutendste und an figürlichem Schmuck reichste
Werk deutscher Erzgießekunst. In den mehr als
dreißig Jahren seiner Entstehung haben es zwei
Generationen einer gottbegnadeten Künstlerfami-
lie mit der ganzen Fülle ihrer Phantasiegeschöpfe
überschüttet. Das architektonische Gerüst ist von
einer fast unübersehbaren Menge von Figuren und
Reliefs um wuchert; die Tausende, die das Werk
jährlich bewundern, müssen nach dem Faden
suchen, der sie in diesem Irrgarten der Schönheit
zurechtführt. Das kleine Heftchen von Autenrieth,
welches in früheren Jahrzehnten diesen Dienst
versah, ist seither vergriffen, ja verschollen; auch
inhaltlich war es schon längst veraltet. Aus die-
sem Bedürfnis heraus ist das Büchlein Adolf Feul-
ners entstanden; es will als Wegweiser den Be-
trachtern des Sebaklusgrabes dienen und das Ge-
sehene in der Erinnerung festhalten. Es erfüllt
seine Aufgabe restlos; mit dem klaren Text auf
35 Seiten, der von 41 wohlgewählten, gutgelun-
genen Abbildungen begleitet ist, bietet es eine aus-
führliche Beschreibung, Erklärung und Würdigung

dieses außerordentlich inhaltsreichen Kunstwer-
kes.
Der Verfasser macht in seinen einleitenden Zeilen
auf die überragende künstlerische Bedeutung des
Sebaldusgrabes aufmerksam, erzählt dann kurz
die Missionstätigkeit des hl. Sebaldus, für dessen
Reliquien 1397 ein silberüberzogener Sarg verfer-
tigt wurde. Nun rekonstruiert er eingehend die
Entstehungsgeschichte des erzenen Gehäuses, wel-
ches zum Schutz und zur würdigen Aufstellung
dieses Reliquiensarges 1488 bei Peter Vischer be-
stelltwurde, bis zu seiner endgültigen Fertigstellung
im Jahre 1519. Der erste Entwurf von 1488 wird
eindringlich analysiert, seine Bedeutung für die
spätere Ausführung energisch betont, die nun fol-
gende Reduktion des Architektonischen und Be-
reicherung des Ornamentalen und Figürlichen ins
richtige Licht gesetzt. Nach der Klarlegung der
Entstehungsgeschichte wird das fertige Werk be-
schrieben und erklärt; vorerst das architektonische
Gerüst, dann der figürliche Schmuck, die zwölf
Apostel, die zwölf Propheten, die vier erzählenden
Reliefs der Tumbaseiten, die acht Sockelfiguren,
der Kranz der Sockelreliefs, die über das ganze
Werk zerstreuten Putten, wobei das Eindringen
profan-mythologischer Elemente m den ursprüng-
lich einheitlichen, christlich-symbolischen Gedan-
kenhau auseinandergesetzt wird. Zum Schluß schil-
dert der Verfasser mit warmen Worten das Will-
kürliche, fast Unwirkliche des Eindrucks, welches
aus der Verbindung heterogener Elemente, aus
dem Sprunghaften der Größenverhältnisse, aus der
Häufung und dichten Verflechtung der Motive
resultiert, und empfindet darin das Walten deut
scher Märchenphantasie.
In den 35 Seiten steckt viel mehr Arbeit, als man
denken möchte. Der Verfasser hat die ganze dies-
bezügliche Literatur gründlich durchgenommen
und verwertet. Nicht stichhaltige Hypothesen ver-
wirft er mit überzeugenden Worten, so die These
der Abhängigkeit des Sebaldusgrabes von der Form

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