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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0509

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nen Abdrücke, die Erwähnung der Auktionen von
etwa 1784 bis zur Gegenwart, aut' denen die ein-
zelnen Blätter vertreten waren, unter Nennung der
Preise und die Angabe der Wasserzeichen, die im
Anhang ahgebildet sind, alles dieses auch auf die
Kopien erstreckt, nicht vergessen werden. Auch
Lehrs sinngemäße ikonographische Anordnung
der 115 Kupferstiche wird man von nun an alleinig
zitieren.
Dem Katalog geht eine knappe Einleitung voraus,
die auf kaum vierzig Seiten doch alles enthält,
was man bisher iiher den Künstler, über seine Stil-
ableitung und Stilentwicklung und seinen tech-
nischen Werdegang weiß. Aller Ballast der älteren
Literatur ist über Bord geworfen, alle neuen, nicht
wirklich fundierten Hypothesen sind in ihre
Schranken zurückgewiesen, nur das wirklich Wis-
senswerte wird in knapper und doch anschau-
licher Form mitgeteilt. Dieses Vorwort beweist
wieder, daß wir in Max Lehrs nicht nur einen aus-
gezeichneten Kabinettsbeamten, der jede Einzel-
heit genau untersucht, vor uns haben, sondern
auch einen wahren Gelehrten, der Wesentliches
von Unwesentlichem, Tatsächliches vom Legen-
denhaften scharf unterscheidet und zu allem selb-
ständig Stellung nimmt. Man wird in dieser Ein-
leitung nichts, was an Bezeichnendem irgend über
Schongauer bekannt oder gesagt wurde, vermissen
und nichts darin linden, was nicht wirklich Be-
lehrung brächte. So wird durch diesen neuen Ka-
talog unsere Kenntnis des ersten großen deutschen
Kupferstechers auf eine neue Basis gestellt.
Ludwig Baldaß.
Hans K a n f f m a n n : I) ü rers rhyth-
mische Kunst. Leipzig, 1924.
Die Erkenntnis, daß die verschiedenen Körperfor-
mationen innerhalb einer Gattung als gesetzmä-
ßige Variationen eines Grundtyps angesehen wer-

den können, gehört zweifellos zu den entscheiden-
den Erlebnissen Dürers. Sie bildet den Kern seiner
Proportionslehre, deren Absicht nicht dahin zielt,
einzelne ,,schöne" Fälle herauszuholen, sondern
das Gesetz klar zu machen, nach dem alle Figu-
ren gebildet sind^). Die verschiedenen Komplexio-
nen bei den Menschen werden von einem durch-
gehend gleichen Formbildungsgesetz getragen.
Mann und Weib, trotzdem sie grundsätzlich ver-
schieden sind, behalten immer ein Gemeinsames
der Art, und wenn es tausenderlei verschiedene
Hunde gäbe, so bleiben sie, bei aller ,,Verkehrung"
der Form, doch sämtlich im Gattungstypus be-
schlossen und unterscheiden sich dauernd von
Fuchs oder Wolf.
,,Es ist eine große Vergleichung zu finden in un-
gleichen Dingen", sagt Dürer (L. F. 289). Der
Künstler ist es, der innerhalb scheinbar ganz ver-
schiedener Formen die Wiederkehr des gleichen
Gesetzes sichtbar zu machen berufen wäre. Kauft -
mann nennt das die rhythmische Kunst Dürers
und sieht darin den eigentlichen Inhalt seiner
Lehre und seines Begriffes von Schönheit.
Daß die Begriffe ,,Verkehrung und Vergleichung"
in den Mittelpunkt von Dürers Natur- und Kunst
anschauung gerückt werden, ist sicher wertvoll
und fruchtbar, doch übertreibt der Verfasser das
Prinzip. Er will die Schönheit n u r in der Ver-
gleichlichkeit der Figuren befaßt wissen, wobei
keine vor der anderen ein ästhetisches Vorrecht
hätte und das Wesentliche überhaupt erst in einer
Gruppe von Figuren, nicht in der Einzeltigur zur
Erscheinung gelangen könnte. Das bedeutet eine
sehr starke Verschiebung des geläufigen Urteils
über Dürer, und der Verfasser ist sieb dessen auch
mit Stolz bewußt. Indessen läßt sich einiges da-
gegen einwenden.
0 Die ausgehobenen Fäiie sind natürlich möglich, daß sie aher
in Wirklichkeit gerade so Vorkommen, wiii Dürer nicht behaupten.
Vgl. b. F. 261 ,,ich wiii mit Niemand disputiren, ob man solche Men-
schen findet oder nicht", wodurch Anm. 3 S. 105 bei Kaufmann gegen-

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