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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0292

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ERNST BÜCHNER. DER ALTERE BREU ALS MALER.

Der Schalfensgang Jörg Hreus d. A. ist der künst-
lerischen Entwicklung Granachs merkwürdig ver-
wandt: ein starker, verheil!ungsvoller Auftakt, ein
grandioses Vorspiel voll sprühender Phantasie
und von hinreißendem Schwung — und dann ein
langes, nicht sonderlich wechselvolles und span-
mmgsreiches Stück, dem zwar nicht wirksame Sze-
nen mangeln, das aber als Ganzes die llolfnungen,
die das prachtvolle Vorspiel erweckte, schmerzlich
enttäuscht.
Im Folgenden wird die Entwicklung, die Breu als
Maler durchlaufen hat, zu umschreiben gesucht^).
Seine Tätigkeit für den Holzschnitt und die Glas-
malerei bleibt hier außer Betracht — und an
Zeichnungen wird nur eine kleine Anzahl, zumeist
mit den Malwerken in Zusammenhang stehende
Blätter, besprochen. Das Hauptgewicht der Dar-
stellung ist auf die wertvolle, noch wenig bekannte
Frühperiode gelegt, doch ging die Absicht auf eine
kritische Untersuchung und (Chronologie sämtli-
cher Tafeln des Meisters^).
Das Geburtsjahr Breus wird gewöhnlich um 1480
und damit sicher zu spät angesetzt. Breu wird be-
reits 1493 von seinem Meister Ulrich Apt d. A. der
Augsburger Malerzunft als Lernknabe vorgestellt.
Mit größerer Wahrscheinlichkeit darf daher sein
Geburtsjahr auf etwa 1475 oder 76 hinaufgerückt
werden. Dafür sprechen auch die 1500 und 1501
datierten österreichischen AltarflügeU), die eine
-) Die vergleichsweise umfangreiche, fast durchwegs wertvolle und
verdienstliche Literatur über Breu ist in dem Aufsatz Röttingers im
,,Thieme-Becker" (IV. S. 594) verzeichnet. Dm die Breu-Forschung
haben sich neben Dörnhöffer, der den grundlegenden Aufsatz im Wie-
ner Jahrbuch (XVIII) geschrieben hat, insbesondere C. Dodgson, Röt-
tinger, A. H. Schmid, W. Schmidt und Stiassny verdient gemacht.
") 1590 ist das früheste Werk Breus datiert, die Flüge! des Bernhards-
Altars in Zwettl, die Otto Benesch als Arbeiten des Meisters erkannt
hat und in diesem Bande veröffentlicht, 1501 die Herzogenburger Fiügei.

erstaunliche Beherrschung der Kunstmittel ver-
raten und kaum einem blutjungen Anfänger an-
vertraut worden sind. Breu gehört — auch durch
sein Geburtsdatum — zu der ,,großen Generation '
der oberdeutschen Maler, die, in den siebziger Jah-
ren geboren, die reichste Blüte deutscher Malerei
und Graphik herraufführen sollte. Daß er in der
machtvoll vorbrechenden Schar des jungen, stark-
mütigen Geschlechts eine der frischesten und be-
weglichsten Begabungen war, beweisen seine
frühen Tafeln, die, nachdem der mitreißende Ein-
druck der Dürerschen Blätter die Gleichstrcben-
den gestärkt und angefeuert hatte, in kurzer Zeit-
spanne Schlag auf Schlag entstanden, alles in
Schatten stellen, was Breu später geschaffen hat.
Für die Bildung des frühen Stils Jörg Breus sind
folgende Faktoren von besonderem Belang: Der
heimatliche Wurzelgrund, — die Kunst der neun-
ziger Jahre in Bayern (München, Landshut) und
in den Bischofstädten im bayrisch-österreichi-
schen Grenzland (Passau, Salzburg) — der Ein-
druck der österreichischen Kunstübung und Land-
schaft — der starke Einfluß der Dürerschen Gra-
phik und schließlich die eigentümlichen, von Tra-
dition und städtischer Enge unbeschwerten Ar-
beitsbedingungen in der Fremde.
Die Anfänge Breus in Augsburg, die ersten Ein
drücke und Anregungen, die der Lernende emp-
fing, lassen sich schwer erhellen, da die früheren
Bilder seines seit 1481 in Augsburg wirkenden
Lehrers Ulrich Apt nicht bekannt sind. Immerhin
darf angenommen werden, daß die Lehrjahre bei
dem kernigen, scharfäugigen, unerbittlich kläu-
belnden Ulrich Apt für den jungen Breu eine ge-
sunde und kräftigende Schule gewesen sind. Breu
wird bei seiner empfänglichen, leicht erregbaren

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