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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0492

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nicht ihren Wert als wesentliche Bereicherung der
baugeschichtlichenForschung.In dem historischen
Teil wird die Bautätigkeit der Bettelorden in ihrer
wichtigsten Zeit verfolgt.Die Entstehungsgeschichte
mancher Kirche wird durch eingehende Unter-
suchungen entwirrt, so daß sich ein reiches Mate-
rial wichtiger Beobachtungen zusammeniindet.
Wie man aus dem Schlußkapitel erfährt, ist es eine
Eigentümlichkeit der Bettelorden gewesen, ,,daß
der Mönch nicht mehr an sein Kloster gebunden
ist, daß er sich auch nicht durch Übernahme der
Seelsorge an Pfarrkirchen an einen bestimmten
Ort binden darf. Er kann in jedes beliebige Kloster
des Ordens versetzt werden, auch außerhalb seiner
Heimatprovinz". Hierdurch war die Möglichkeit
zu einem intensiven Austausch der Baugewohn-
heiten gegeben, die ganze Anlage eines Kirchen-
baues wie die Behandlung der Einzelglieder konn-
ten sich äußerst leicht verpflanzen. Eine Reihe sol-
cher Wanderungen bestimmter Bauformen und
Zusammenhänge über größere Gebiete hinweg
konnte Krautheimer durch die gründliche Behand-
lung der Kirchenbauten aufdecken. Seine Ausfüh-
rungen werden durch gelegentliche Textabbildun-
gen und einige Tafelbilder unterstützt. Bei diesen
fällt auf, daß auch die Überwasserkirche in Mün-
ster mit einer Innenansicht wiedergegeben ist, ob-
gleich sie keine Kirche der Bettelorden ist. Der
Hinweis, daß dieser Bau ,,mit den Bettelordenskir-
chen verwandt" ist und das Raumgefühl in sich
trägt, ,,das in der späteren Richtung der Bettel-
ordenskirchen Westfalens gleichfalls herrscht",
kann die Frage nicht ausschalten, weshalb wurde
nicht eine entsprechende westfälische Kirche der
Bettelorden abgebildet. Die Innenansicht der Über-
wasserkirche hätte doch in einem Buch über die
Bettelordenskirchen nur als Vergleichmaterial eine
Berechtigung (aus diesem Grunde wurde das Frei-
burger Münster als Beispiel der ,,Reduktionsgotik"
und San Galgano als Zisterzienserkirche abgebil-
det), aber die parallele — gleichzeitige — Bettel-

ordenskirche in Westfalen, die dieser (!) Pfarr-
kirche im räumlichen Aufbau nahe käme, findet
sich nicht bei Krautheimer, so daß der Leser ver-
geblich ein Beispiel auf dem westfälischen Boden
für Krautheimers Behauptung sucht. Auch hier
kann man sich des Gefühls nicht erwehren, daß
die Bedeutung der Bettelorden allzusehr gesteigert
worden ist. Wie überhaupt das von Krautheimer
durchgearbeitete Material zu besserer Wirkung
kommen würde, wenn es nicht mit der Aufgabe
belastet worden wäre, die Bettelorden als Weg-
bereiter der Spätgotik charakterisieren zu müssen,
sondern schlicht und einfach, wie es seinem Grund-
gehalt entspricht, in den Zusammenhang mit der
allgemeinen Bautätigkeit gestellt worden wäre, in
dem die Sonderart der Bettelorden hätte klar wer-
den können. H. Rosemann.
H a n s 11 u t h : Künstler u n d W e r k s t a 11
der Spätgotik. 1923. Dr. Filser Verlag
Augsburg.
Die Dringlichkeit und Wichtigkeit der Aufgabe, die
sich Huth gestellt hat, ist offenkundig. Eine um-
fassende Zusammenstellung des einschlägigen Ur-
kundenmaterials und eine systematische Erfor-
schung und Darstellung der soziologischen, recht-
lichen und wirtschaftlichen Grundlagen des spät-
gotischen Zunft- und Werkstattbetriebes entbehrt
der Forscher auf Schritt und Tritt. Die fleißige, ein-
dringliche, gewandt geschriebene Arbeit Huth's
darf, insbesondere was die beiden ersten Kapitel
betrifft, als wertvolle, die Forschung sicherlich be-
fruchtende Leistung gebucht werden, wenn auch,
was der Verfasser selbst sagt, von einer abschlie-
ßenden Behandlung des Themas bei dem Mangel
an Vorarbeiten und dem noch ungenügend er-
schlossenen Urkundenmaterial nicht die Rede sein
kann. Weniger kann man sich mit dem Schluß des
Buches, wo die heikle Frage der Arbeitsteilung an-

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