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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0526

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kenntnisreiche, warmherzige Schilderung von
Fohrs Lehen und die klare, feinsinnige und beson-
nene Darstellung und Würdigung seiner Kunst
berührt gerade heute, wo so oft literatenhafte Af-
fektiertheit mit literarischer Kultur verwechselt
wird, außerordentlich sympathisch. Die Auswahl
der schön und klar gedruckten Bildtafeln ist mit
Geschmack und Wertgefühl getroffen. Gerade hei
dem Werk Fohrs, in dessen vergleichsweise um-
fänglichen künstlerischen Nachlaß naturgemäß
die tastenden oder noch nicht ganz selbständigen
Studien die vollgültigen Arbeiten üherwiegen, war
eine wertende Wahl des Abzubildenden besonders
wichtig. Dankbar begrüßt man den ersten Ab-
druck der neu aufgefundenen Briefe Fohrs anseine
Gönnerin, die Erbprinzessin Wilhelmine von Hes-
sen, und des menschlich schönen Berichts Hegers
über Fohrs tragischen Tod. Durch die lebendige
Schilderung des damaligen Kunstlebens in Mün-
chen und Rom gewinnt die Darstellung Atmo-
sphäre und Farbe — und allein schon die rein und
edel gezeichneten (vorbildlich wiedergegebenen)
Bildnisse, die Fohr von seinen römischen Genos-
sen und Freunden (Cornelius, Koch, Overbeck
u a.) entworfen hat, sichern dem Buch ein weiter-
greifendes Interesse. Nichts aber scheint mir mehr
für den inneren Wert des Bandes zu sprechen, als
die Tatsache, daß er neben dem wundervollen,
schlicht ergreifenden ,,Lehen des Malers Fohr"
von dessen Freund Dieffenbach in Ehren besteht.
Ernst Büchner.
Künstle Karl: Ikonographie der
Heiligen. Mit 284 Bildern. Freiburg, Her-
der 1926.
Das Buch wurde mit Spannung erwartet. Nicht
nur, weil die einzige ausführliche und bebilderte
Ikonographie in zwei Bänden von Heinrich Detzel
schon seit -Jahren vergriffen war, sondern auch,

weil man sich sagte, daß das die Erbschaft Detzels
antretende Buch vollkommen neu aufgebaut wer-
den mußte. Das Werk ist in der Tat nur verlags-
technisch der Nachfolger der christlichen Ikono-
graphie von Detzel und zeigt eine durchaus neue,
und um dies gleich zu sagen, in allen Teilen vor-
zügliche Anlage. Bei jedem Heiligen folgt der ge-
drängten Vita ein Literaturnachweis und dann
der ikonographische Teil, der bei einzelnen Stich-
worten wie Apostel, Antonius von Padua, Chri-
stoph, Elisabeth, Franz von Assisi, Georg, Jo-
hannes der Täufer, Johannes Evangelist, Katha-
rina, Nikolaus, Paulus, Petrus, Sebastian, Stepha-
nus, zu vielen Textseiten anschwillt. Die durch-
gehende Verwendung von Kunstdruckpapier er-
möglicht eine vortreffliche Wiedergabe des bild-
lichen Teils, der mit erlesenem Geschmack und
mit sichtlicher Vermeidung verbrauchter Motive
ausgesucht ist, so sehr natürlich, schon mit Rück
sicht auf die ausübenden Künstler, auf die Wahl
gemeingültiger Bildformen gesehen werden mußte,
und darüber hinaus die ikonographischen Ent-
wicklungslinien, also die Bildtypen, herauszu-
arbeiten waren. Viel abgelegenes Material ist ab-
gebildet, die in den 80er Jahren fabrikmäßig her-
gestellten Heiligenserien der Verleger Desclee,
Kühlen und der Wiener Norbertusdruckerei sind
ausgeschaltet, die das Vorbild fälschende und ver-
gröbernde Holzschnittmanier, die sich hei Detzel
so breit macht, ist ferngehalten.
Im Ganzen ein Buch von ungeheurer Stoff weite
und in seinem enzyklopädischen Charakter viel-
leicht das letzte dieser Art, das je von einem ein-
zelnen Verfasser bewältigt werden wird. Wer sich
die imponierende Leistung dieses Werkes überlegt,
— ich zähle 514 Stichworte aus dem gesamten ha-
giographischen Bezirke, von dem jedes seine eigene
Literatur hat — der wird es neuerdings bedauern,
daß infolge einer tragischen Verflechtung der Um-
stände der Verfasser jahrelang von diesem seinem
eigentlichen Forschungsgebiete abgedrängt wurde.

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