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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0113

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HANS STOCK LiAN. STEPHAN WIGGAU.

Im Saale der Goldschmiedearbeiten des Bayer. Na-
tionalmuseums in München ist als Leihgabe die
Schützenkette der Münchner Schützengesellschaft
(Abb. 73) ausgestellt. An der schweren silbernen
Kette hängen zahlreiche silberne, teilweise auch
vergoldete und emaillierte Anhänger mit Wappen
und Widmungen vom 15. bis 19. Jahrhundert,
welche in den Namen der fürstlichen und bürger-
lichen Stifter eine Geschichte des Münchner Schüt-
zenwesens enthalten. Der größte Teil der Anhänger
ist bestimmt worden, nur einer war bisher zu
Münchner Persönlichkeiten nicht in Beziehung zu
bringen.
Es ist ein aus Silberblech getriebenes Wappen-
schild, auf dem ein erhaben gegossenes vergolde-
tes Geschützrohr mit 2 Delphinen und je 2 Schild-
zapfen hinter der Mündung und am Pulversack
aufgelötet ist. Die Schildzapfen endigen in Löwen-
köpfen. Zu beiden Seiten des Geschützrohres sind
Schriftbänder aufgelötet, die, wenn auch teilweise
etwas beschädigt, folgende Inschrift erkennen las-
sen:
Steffan Wigga^
de (?) avgvstai
Auf dem Wappenschild steht ein Stechhelm mit
einem Adlertlügel als Helmzier. Der Adlertlügel ist
von rechts oben nach links unten mit einem Schräg-
balken und auf diesem mit einem Pfeil belegt. Um
Schild und Helm schlingen sich durchbrochen aus
Silber gearbeitete Ranken mit Blättern.
Leider ist das Kleinod, das die Hand eines tüchti-
gen Goldschmiedemeisters verrät,ohne jedeMarke.
Der Name des Stifters jedoch ließ sich feststellen.
Der Name Wiggau ist bisher in der Literatur noch
gänzlich unbekannt, obwohl er einer der besten

Gußmeister seiner Zeit war. Sein Name wird sehr
verschieden geschrieben: Wigk, Wiggo, Wigko,
Wiggow, Wiggau usw., ja eine Falschlesung, über
die später zu sprechen sein wird, gab Ursache
einen Stephan Riggauer durch die Literatur über
die ältesten Geschütze durchzuschmuggeln.
Sein Vater Peter Wiggow war ebenfalls Stuck- und
Glockengießer in Augsburg und wird zuletzt im
Steuerbuch der Stadt Augsburg von 1462 genannt,
mit ihm ,,Steffan sein sun" (p. 25^ Sträfinger tor,
intra. dt. XXI groß).
1462 fertigten Hans Gossenprott und Stefan Wigii
,,ain frum Btichsenmaister" das Inventar des Zeug-
hauses der Stadt Augsburg (Stadt-Archiv Augs-
burg).
Von 1462 an findet sich Stephan W. mit einer Un-
terbrechung von 1474 bis 1483 in den Steuerbü-
chern der Stadt Augsburg als Hausbesitzer ver-
merkt. Von 1463 erhält er als fest angestellter
Büchsenmeister der Stadt einen Sold von anfäng-
lich 20 fl., von 1465 an 24 fl. und 1 Kleid zu 4 fl.
und von 1469 an außerdem noch den Hauszins im
Betrag von 8 fl. ersetzt. (Baumeisterbücher). Als
Bezahlung für gelieferte Arbeiten treffen wir in
der gleichen Quelle an: 1463: 75 groß für Arbeit zu
den Büchsen.
1465: 35 gülden 26 groß dem Steffan Wiggo von
Büchsengießen von 10 Zentnern und 76 näm-
lich Tarraßbüchsen hantbüchsen und hauggen
büchsen von jedem %% 1 groß ze gießen.
1466: 30 gülden 20 groß umb 8 Zentner gegoßen
büchsen.
1468 (Gedenkhuch): 32 fl. uff ain Werk ze gießen.
1469: für die große Buchs so 92 Zentner haltt für
arbait und all sach 42 fl. Rheinisch auf die 42 zent-

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