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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0214

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HANS RUPE. ZEICHNUNGEN HANS BURGKMAIRS
DES ALTEREN.

Wer die Zeichnungen des älteren Burgkmair stu-
dieren und vergleichen will, muß sich das Abbil-
dungsmaterial heute noch mühselig in den ver-
schiedenen Sonderpublikationen zusammensu-
chen; zum Teil sind selbst anerkannte Blätter
noch nicht publiziert. Da mein Plan, eine Gesamt-
veröffentlichung zu bieten, leider noch nicht zur
Reife gediehen ist, so seien an dieser Stelle wenig-
stens vorläufig einige Lücken ausgefüllt und Er-
gänzungen zu dem Werke gebracht.
Als die früheste der erhaltenen Zeichnungen des
Meisters, die wohl noch um einige Zeit vor dem
von Röttinger*) publizierten Blatte ,,Selbstbildnis
Burgkmairs als Bräutigam und Hochzeiter" im
Benediktinerstifte Seitenstetten in Niederösterreich
anzusetzen ist, darf wohl das Brustbildnis eines
halbwüchsigen Mädchens in der Louvre-Samm-
lung gelten (Nr. 18536, Feder, 258X162 mm) (Ab-
bildung 138)^). Die Beischrift links oben ,,ursche-
lin burgkmayrlin" zeigt, wenn auch noch unent-
wickelt, doch schon deutlich den Duktus von
Burgkmairs Schrift, wie sie späterhin durch genü-
gend Proben beglaubigt ist. Die Art, wie das Fleisch
schraffiert ist und die Konturen verstärkt werden,
charakterisiert den Frühstil des Künstlers und fin-
det sich durch den Vergleich mit den Holzschnit-
ten, die er in den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts
für die Ratdolt'sche Offizin geliefert hat, genugsam
bestätigt. In dem frühesten Gemälde Burgkmairs,
dem Porträt des Humanisten Gailer von Kaysers-
*) Münchner Jahrbuch, 1908, II. Halbband, S. 48 f.
-) s. Thieme-Becker, V. Band, S. 257, Artikel von H. A. Schmid und
Rupd, Beiträge zum Werke Hans Burgkmairs d. Ä. Freiburger Inaugu-
ral-Dissertation, Borna-Leipzig 1912. S. 15 f.

berg (1490,Schleißheim),gewahrt man die gleiche,
noch primitive und tastend-unsichere Tendenz,
der Natur nahe zu kommen und den Eindruck
möglichst genau zu fixieren. Ob das Porträt eine
Schwester oder andere Verwandte des jungen
Gesellen darsteHt, gelang mir bisher nicht zu er-
mitteln.
Eine andere Zeichnung der Frühzeit bewahrt das
Städel-Institut in Frankfurt (Feder, 222X334
mm) (Abb. 139)^). Die Beischrift auf dem Blatte
unten rechts ,,Birckmayr" ist spät, und auch die
frühe Signatur auf der Rückseite unten ,,Birck-
meier" zeigt nicht die Schrift des Künstlers*), doch
ist an der Echtheit des Blattes nicht zu zweifeln.
Dargestellt ist ein Bauernturnier. Der Reiter, der
sich mit einem Bienenkörbe und darauf befestigtem
Schuh als Helmzier und mit vorgebundenem Korbe
als Stichtartsche gerüstet hat und, den Rechen als
Lanze eingelegt, auf seiner Rosinantedahersprengt,
wird von zwei Bauern zu Fuß, den beiden Gries-
wärteln, zum Gestech geleitet. Man vergleiche cha-
rakteristische Einzelheiten wie die Bildung der
Hände des Bauern rechts mit den Händen der Sei-
tenstetter Zeichnung, die Art und Lagerung der
Schraffuren (kleine Parallelen und Häkchen), wie
sie in den frühen Ratdolt-Holzschnitten beständig
wiederkehren, um von der Evidenz der Zuschrei-
bung überzeugt zu werden. Auf die zeitige Entste-
Wien 1892, S. 162, Figur 207 und in Steinhausens Monographien zur
deutschen Kulturgeschichte, Adolf Bartels, Der Bauer, Leipzig 1900,
S. 70, Abb. 80, bereits publiziert, als fälschlich in der Erianger Univer-
sitätsbibliothek befindlich und noch nicht als Burgkmair erkannt.
4) Für die Aufnahme bin ich Otto Schmitt zu herzlichem Danke ver-

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