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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0516

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des Grabmals Innocenz VI. in Avignon, indem er
nachweist, daß die heutige Form des Sebaldusgra-
bes erst durch allmähliche Reduktion entstanden
ist. Sehr treffend sind seine Bemerkungen über die
retrospektive Tendenz dieser Epoche, die die roma-
nischen Architekturtormen am Sebaldusgrah und
auch sonst als Ersatz für italienische Renaissance-
formen verwendet.
ln einem wesentlichen Punkt kann ich dem Ver-
fasser nicht folgen: in der Verteilung des Statu-
ettenschmuckes an einzelne Hände der Vischer-
familie. Ich glaube, daß Bode recht hatte, als er
in seiner Geschichte der deutschen Plastik die
Apostel dem Altmeister zuschrieb und den Einfluß
der jüngeren Generation auf die Sockelhguren und
Reliefs beschränkte. Es muß aber betont werden,
daß Feulner seine neue Einteilung (Apostel in der
Hauptsache der jüngeren Generation, Propheten
und einen Teil des Sockelschmuckes dem Altmei-
ster zuschreibend) so vorsichtig und mit solchen
Vorbehalten ausspricht, daß er dem Leser die Frei-
heit des eigenen Urteilens nicht nimmt.
Auf einen sinnstörenden Druckfehler muß neben-
bei aufmerksam gemacht werden: Peter Vischer
der Ältere wurde 1489, nicht 1498 Meister (Seite 7).
Das Buch ist klar und flüssig geschrieben; wo es
darauf ankommt, auch mit aufrichtiger Wärme.
Es ist überraschend, wie auf so knappem Raume
alles Wissenswerte mit selbstverständlicher Aus-
führlichkeit mitgeteilt wird. Das Buch wird seinen
Zweck sicherlich erfüllen und den Kreis der Ver-
ehrer des Sebaldusgrahes und der Vischerschen
Kunst erweitern. Simon Meller.
Altdeutsche H a n d z eic h n u n g e n aus
der Sammlung .1 o h a n n F r i e d r i c h
L a h m a n n z u D r e s d e n. Einleitender Text
und kritisches Verzeichnis mit vierzig Tafeln,
herausgegeben von Edmund Schilling.
1925. I ranz Hanfstängl, München.

Die Ausstellung von Handzeichnungen aus der
Sammlung Lahmann (Dresden) im Städelschen
Kunstinstitut (Sommer 1924) bot bei der Fülle
und der Bedeutung des bis dahin so gut wie un-
bekannten Materials dem Forscher reiche Anre-
gung und wichtige Belehrung. Es ist daher zu be-
grüßen, daß durch eine technisch hochstehende,
gediegen ausgestattete, sorgfältig und verständnis-
voll redigierte Verölt entlichung von einundvierzig
wichtigeren Zeichnungen die schöne Sammlung
einer weiteren Ölfentlichkeit erschlossen und der
vergleichenden Forschung zugänglich gemacht
wird. Der Herausgeber hat dem Band eine allge-
meine Würdigung und ein sauber gearbeitetes kri-
tisches Verzeichnis der Blätter mit Angaben über
die kunsthistorische Einordnung, Literatur, Ma-
terial, Wasserzeichen usw. vorausgeschickt. Die
Originalgrößen Lichtdrucke vermitteln eine gute
und frische Vorstellung von den Zeichnungen. Die
Zuweisungen an die bekannteren, klar umrissenen
Künstlerpersönlichkeiten sind fast durchwegs
überzeugend, dagegen scheint mir bei einer Reihe
von örtlich und zeitlich nur ungefähr unterge-
brachten Blättern eine genauere Fixierung mög-
lich, wobei allerdings der Blick auf ein paar noch
nicht als eigene Persönlichkeiten herausgestellte
und gewertete Meister gelenkt werden muß. Das
Hauptkontingent stellt das Dürersche Nürnberg.
Dürer selbst ist mit dem unbezweifelbaren, aus
der Mitte der neunziger Jahre stammenden ,,Hei-
ligenpaar", seine Werkstatt mit zwei ansehnlichen
Blättern vertreten. Dann folgen: eine der köst-
lichsten Zeichnungen des jungen Baidung, die ich
um 1507 ansetzen möchte, eine ganze Schar (acht)
Kulmbachs, darunter fünf gewandt, aber mit-
unter etwas akzentarm gezeichnete Scheibenrisse,
zwei Zeichnungen von Schäufelein, drei Scheiben-
risse des Hans Sebald Beham und ein Historien-
Entwurf von Georg Pencz. Aus den Arbeiten der
Donauschule ragt das kapitale Blatt von Wolf
Huber, ein herrlicher, sonnbeglänzter Talblick,

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