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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0469

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GEORG HABICH. EINE SAMMLUNG VON AUGSBURGER
REFORMATOREN-RILDNISSEN DES i6. JAHRHUNDERTS.
EIN BEITRAG ZUR KENNTNIS DHE AUGSBURGER WAGHSBILDNEREI.

Was wir von der Augsburger Wachsbildnerei des
16. Jahrhunderts, die offenbar nicht minder be-
deutend war als die im gleichzeitigen Nürnberg,
heute noch besitzen, ist wenig genug. Von all den
alten ,,ausnehmend schön bossierten Bildnissen",
die P. v. Stetten noch im 18. Jahrhundert in Augs-
burger Privatbesitz sah, ist fast alles verschwun-
den. Der Name des Niederländers Andreas Atten-
stetter, den Stetten u. A. als Meister seines Fachs
rühmt, verbindet sich für uns mit keinem Begrilf;
nur von dem Medailleur Balduin Drentwett, be-
sitzen wir außer einer großenAnzahlvon ursprüng-
lich in Wachs modellierten Schaumünzen, die vom
Jahre 1572 bis 1620 reichen und uns von dem
porträtistischen Können der Augsburger Wachs-
bossierer dieser Zeit eine nicht geringe Vorstellung
geben, drei Arbeiten in Wachs: unbekanntes Ehe-
paar in ornamentiertem Rahmen auf schwarz hin-
terlegtem Glas aufgesetzt, im Staatsmuseum in
Wien; als Gegenstück dazu David und Josina Lange-
mantel im Augsburger Maximiliansmuseum und
endlich Anton Pfeifenhauser im Kaiser-Friedrich-
MuseunF). Dazu käme noch das Porträtmedail-
lon eines langbärtigen Mannes von vorn, angeblich
Anton Christoph Rechlinger darstellend und nach
einer Tintenaufschrift von dem im XVII. Jahrhun-
dert in Augsburg und Wien tätigen Neuberger her
rührend, aber 1575 datiert (Augsburg,Privatbesitz,
neuere Erwerbung), sofern die Bezeichnung des
t) Über B. Drentwett s. Archiv für Med.- u. Plak.-Kunde Bd. I S. 175.
Auch Caspar Manlich in Wien, üsterr. Mus., gehört hierher.

Dargestellten richtig wäre; sie begegnet indeß Be-
denken ikonographischer und chronolog ischer Art.
Dieses Bild wird nun in überraschender Weise er-
weitert durch eine ganze Sammlung von Porträt-
stücken, die freilich nur in Form von schwachen
Handzeichnungen erhalten ist. Diese Zeichnungen
füllen vier Folioblätter, die sich im Münchner
Antiquariat befanden, und auf die ich dankens-
werter Weise durch Herrn Direktor Dr. Polaczek
aufmerksam gemacht wurde. Die Originalhogen
aus gelblichem Papier tragen als Wasserzeichen
den Reichsadler, daneben M—M. In späterer Zeit,
vermutlich im 17. Jahrhundert, sind sie auf stär-
kere Bogen aufgesetzt und umrandet worden, wo-
bei die Ecken zum Teil mit ausgeschnittenen Orna-
menten nicht eben pietätvoll beklebt wurden. Im
ganzen enthalten die vier Blätter fünfundsiebzig in
Kreide und Tusche ausgeführte Rundporträts mit
denNamen desDargestellten, in den meistenFällen
mit einer Künstlersignatur in Monogrammform im
Felde versehen. Die Mehrzahl hat einen Durchmes-
ser von zirka 45mm und bildet so eine Serie; einige
wenige sind größer; eines davon erreicht die Größe
von zirka 85 mm. Unter diesen Medaillons stehen
ferner zwei Bildnisse in rechteckiger Form, dienach
Gemälden kopiert sind. Die Rundbildnisse dagegen
sind fast ausnahmslos nach Wachsmedaillons her-
gestellt und zwar auf Grund einer Sammlung sol-
cher Medaillons, die sich in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts im Besitze eines Mitglieds
der Familie Merck in Augsburg befand.

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