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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0408

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ERNST BÜCHNER. EEONH ARI) BECK ALS MALER UND
ZEICHNER.

Das umfängliche Holzschnittwerk Leonhard Becks
erweckt einen seltsam unausgeglichenen, ja xwie
spältigen Eindruck. Neben frisch und wirkungs-
voll komponierten Blättern stehen steif, langweilig
und öd xusammengestückte Arbeiten, die eine be-
denkliche Stumpfheit des künstlerischen Instinkts
verraten. Nicht viel anders verhält es sich mit den
Tafelbildern des Meisters^), wenn er auch als Maler
eine feinere und gewinnendere Erscheinung ist,
denn als Zeichner für den Holzschnitt. Daß der
prächtige ,,Drachenkampf St. Georgs" in Wien
noch heute trotz den schlagenden Beweisgründen,
die Heinrich Alfred Schmid für die Autorschaft
Leonhard Becks vorgebracht hat, in der Galerie
als ,,fraglicher Burgkmair" geführt wird, mag
Chorumgang des Augsburger Domes, ein männliches Brustbild im
Münchener Kunsthandel (J. Böhler) und die ,,Breu" zugeschriebene
Zeichnung einer Enthauptungsszene im Berliner Kabinett.

wohl darin seinen Grund haben, daß einem oft
unter demMittehnaß bleibenden, mitunter schwäch-
lichen und banausischen Künstler ein so rein und
voll klingendes, koloristisch hervorragendes Mal
werk nicht xuzutrauen sei. Aber innerhalb des
Holzschnittwerks Becks stoßen wir auf die glei-
chen Wertschwankungen, so daß wir berechtigt
sind, die ungleichwertige Arbeitsweise als ein be-
sonderes Merkmal des Meisters zu betrachten.
Gemalt hat Beck allem Anschein nach, verglichen
mit Hans Holhein d. A., Burgkmair und Breu.
denen er künstlerisch nahestand, nicht sonderlich
viel, wenn auch noch manches Bild seiner Hand
erhalten sein dürfte, das heute noch unter fremder
Flagge segelt. Becks wenig ursprüngliche, anleh
nungsbedürftige Persönlichkeit erschwert zwar die
Identifizierung seiner Werke, trotzdem ist seine
bedächtige, ruhige, oft etwas matte und (laue We-
sensart deutlich zu fassen. Seine Farben wähl und
Mal weise haben hei allem Zusammenhang mit den
großen Augsburger Koloristen, insonderheit mit
der Malerei Hans Holheins d. A. doch einen per
sönlichen Gharakter. Er lieht milde, wohlig ge-
dämpfte, zuweilen weich und milchig wirkende
Harmonien. Gewiß er steht im Schatten der reicher
begabten Zunftgenossen, aber er mischt doch die
Augsburger Töne auf eine besondere Art.
Leonhard Beck"), allem Anschein nach der Sohn
des Augsburger Illuministen Georg Beck, mag um
1475 gehören sein. 1495 wirkt er hei der Illustrie-
rung zweier Psalterien mit, die sein Vater für St.
Ulrich und Afra (Augsburg) fertigte. 1501 arbeitet
-) Vgi. Fr. Dörnhöffer, L. Beck in Thieme-Becker III (1909) S 140.

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