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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0513

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kau, Bischofs von Brixen, aus dem Brixener Oh-
sequiale von 1489) versuchte Zuschreibung an
Burgkmair ist im Texte außer acht gelassen wor-
den. Sie sind allerdings beide meines Erachtens
zu schematisch im Schnitt und ermangeln der fein-
fühligen und repräsentativen Komposition, die
Burgkmair von Anbeginn eigentümlich ist. Gerade
dieses Moment hatte mich bestimmt, dem Künstler
das Schutzheiligenbild des Churer Meßbuchs von
1497 zuzuweisen (in meiner Dissertation, Beiträge
zum Werke Hans Burgkmairs d. Ä. 1912, S. 6 f.),
und wenn man Schottenloher, der die Attribution
bezweifelt, auch zugeben muß, daß die Schnitt-
ausführung von geringer Qualität ist, so bleibt es
doch schwer zu entscheiden, inwieweit die Vor-
xeichnung dafür verantwortlich gemacht werden
kann. Immerhin scheint mir der Holzschnitt dem
jungen Meister näher zu stehen als dem Urheber
der unbehilflichen von Schottenloher genannten
Bilder (Kreuzigung desselben Meßbuches,Brixener
Schutzheilige von 1493 und Canonbild desPassauer
Missale von 1503).
Sehr gut und richtig gesehen ist der Zusammen-
hang des Schutxheiligenhildes aus dem Missale
Aquileiense (23. Dez. 1494, sitzende Madonna mit
den Heiligen Ermachoras und Fortunatus, Ahh.
S. 24) mit den für Hans Burgkmair in Anspruch
genommenen Blättern. Der in vier Farben ge-
druckte, schöne Holzschnitt ist ganz unzweifelhaft
von dem Künstler vorgezeichnet und bestätigt die
Annahme, daß Burgkmair schon in der ersten
Hälfte der 90er Jahre für Ratdolt tätig war.
Das reiche, auf S. 83 ahgehildete Schutzheiligen-
bild des Chorbreviers Chur (vom Sohne Erhards,
Georg Ratdolt 1520 gedruckt) möchte Schotten-
loher Jörg Breu zuweisen, doch wird es wohl aus
stilistischen Gründen bei der Attribution Dodg-
sons an Springinklee bleiben müssen (Mitt. der
Ges. f. verv. Kunst, Wien 1902 S. 77).
Das Engelwappen (ahgeh. S. 85) aus dem Direk-
torium für Chur stammt von der gleichen Hand

und ich sehe darin keine Analogie zu dem unver
kennbar von Breu entworfenen Wappen des Augs-
burger Bischofs Christoph von Stadion im Diur-
nale von 1522 (Dodgson, Preuß. Jahrbuch 1903,
S. 336).
Jedenfalls gehört die sorgfältige Publikation zu
den wertvollsten wissenschaftlichen Gaben der
letzten Zeit und es ist nur zu bedauern, daß sie
durch die Beschränkung als Sonder-Veröffent-
lichung dem weiteren Kreise des interessierten
Publikums schwer zugänglich bleiben muß*).
Hans Rupe.
Gurt Glaser: Hans H o 1 h e i n d. J. Zeich-
nungen. Verlag Benno Schwabe, Basel 1924.
Es fehlt nicht an Publikationen aller Art über die
Handzeichnungen Dürers — über Zeichnungen
Holbeins gibt es (abgesehen von der großen Ver-
öffentlichung des deutschen Vereins für Kunst-
wissenschaft, zu der jetzt der langerwartete Text
in Arbeit ist) nur die kleine, unlängst neu heraus-
gegebene Auswahl von Paul Ganz im Verlage von
Julius Bard. Das ist merkwürdig und doch wieder
verständlich: es liegt in den Zeichnungen des jün-
geren Holbein eine seltsam abweisende, kühle Art
beschlossen, die sie grundsätzlich von allen an-
deren deutschen Zeichnungen unterscheidet, die
sie zeitlos, fast heimatlos über sie alle hinaushehl
in eine Höhe, zu der es schwer hält unmittelbaren
Zugang zu linden. Fast traditionslos, international
stehen die Blätter da: Holhein, der Augsburger,
wird Bürger von Basel und Hofmaler des Königs
von England; drei Länder streiten sich um ihn,
keinem gehört er ganz an. Der Betrachter findet
in diesen mit überlegener Meisterschaft gezeich-
neten Blättern nicht das Ringen um ein Seelisches
oder ein Mühen um Klarheit der Form: sie sind
ganz unproblematisch. Es scheint die letzte Hin-
') Die Besprechung wurde im Winter 1923/1924 geschrieben.

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