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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0178

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hein's d. .1. (1517)^) erweist trotz der Verwendung
des gleichen Bogenschemas den grundlegenden
Unterschied in der Auffassung und Beseelung des
Ornaments. Man vergleiche — um einen Einzelxug
herauszufassen — die beiden befiederten Putten,
welche die Fischweibchen auf den seitlichen Pi-
lastern des Bildnisses umfassen, mit den fliegen-
den Engelchen der Marientaf el (Abb. 104), um den
gleichen Tonfall der Bildsprache zu vernehmen.
Man braucht nur ein gleichzeitig entstandenes Or-
nament des jüngeren Hans Holhein daneben zu
halten: Das sprießt und knospet in frischem Saft,
da strömt und sprudelt es in den quirlenden For-
men. Aber man sollte sich durch den Vergleich
') Abb. bei Ganz, a. a. 0. S. 215.

nicht den Blick für die eigentümlichen Werte und
Schönheiten der Kunst des Vaters trüben lassen.
Nach Abschluß des Aufsatzes wurde mir das Bild-
nis eines jungen Mannes in Graz (Johanneum) be-
kannt, das Ludwig Baldaß in diesem Bande über-
zeugend als Arbeit des älteren Hans Holbein ver-
öffentlicht (Abb. 133). Die Tafel erweitert unsere
Vorstellung von dem Bildnismaler Hans Holbein
d. Ä. auf glückliche und aufschlußreiche Weise.
Unbekümmert um architektonisch-repräsentative
Wirkungsabsichten spricht der Meister schlicht
und eindringlich, einfach und herzlich seine eigene
Sprache. Es ist die Sprache seiner Silberstift-Bild-
nisse, die vielleicht das wertvollste Vermächtnis
seiner Kunst an die Nachwelt darstellen.

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