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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0285

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im Verhältnis zu dem späteren ,,Donaustil" und
hatte im zweiten Jahrzehnt nur mehr vereinzelte
provinzielle Nachzügler.
Doch war die neue Kunst zu groß und bedeutsam,
als daßsieaußerhalb derösterreichischenundbaye-
rischen Lande keinen Nachhall gefunden hätte.
Im Zwettler Altar finden wir einige auffällige An-
klänge an Strigel. Das Elternpaar der Abschieds-
tafel, namentlich der Vater, haben sehr viel von
Strigelschen Sippenfiguren. Natürlich sind es
nicht Züge, die sich mit den völlig andersartigen
Werken Strigels bis 1500, den Flügeln der Samm-
lung Le Roy^), dem Blaubeurer, dem Memminger
Altar, dem Sigmaringener Marienleben, berühren,
wohl aber solche, die ganz stark auf den Mindel-
heimer Altar hinweisen. Selbstverständlich steht
hier Strigel in Abhängigkeit vom frühen Breu,
unter dessen Eindruck (wohl nach Breus Heim-
kehr) sich die Wandlung von Strigels Stil vollzogen
zu haben scheint. Die kürzlich von Parker ent-
deckte Zeichnung einer Grablegung in Venedig")
zeigt einen verkürzten Joseph von Arimathia, der
auffällig an die rundlichen Köpfe des Zwettler
Altars erinnert. Die Felslandschaft mit springen-
den Gemsen auf dem Maximilianporträt ist eine
unverkennbare Nachfolgerin von Breulandschaf-
ten wie der auf der Blindenheilung. Auch im Dub-
liner Bildnis des Grafen von Montfort lebt dieBerg-
und Schlösserlandschaft, im WGener Familienbild-
nis Maximilians die See- und Waldlandschaft des
frühen Breu noch nach.
Schließlich möchte ich in bescheidenster und vor-
sichtigster Form die Möglichkeit andeuten, daß die
Kenntnis der Frühwerke Breus uns Aufschlüsse
über die Herkunft von Grünewalds Kunst geben
könnte. Wie groß ist die innere und äußere Ver-
wandtschaft, die die Melker Gefangennahme mit
der Münchener Verspottung Ghristi verbindet! Die
Glutreflexe, die durch das Schwarzgrün und
') Weizinger, Die Malerfamilie der Strigel (Festschrift des Münchener
Aitertumsvereins 1914, S. Ü9).
2) Beivedere 1925, Heft 8.


Abi). 194. Werkstatt des Jörg Breu;
Die Hin. Martin, Elisabeth und Katharina

Schwarzbraun der Landschaft zucken, wirken wie
eine Vorahnung des Isenheimer Altars. Der linke
der neuentdeckten Lindenhardter Altarflügel von
1503^) enthält einen hl. Christoph, der völlig an
den Breu'schen des Melker Altars erinnert.
3) Karl Sitzmann, Die Lindenhardter Tafelbilder, ein Frühwerk von
Matthias Grünewald. Bayreuth 1926.

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