sind. 1502 erwirbt Breu in Augsburg die Gerech-
tigkeit der Malerxunft. Damit läßt sich die Ent-
lehnung des Kruxilixus ans dem 1502, wenn nicht
erst 1503 entstandenen Holxschnitt Cranachs
schwer xusammenreimen. denn ich halte es nicht
für wahrscheinlich, daß Breu die Melker Flügel in
Angsbnrg gemalt hat. Die Annahme erscheint ge-
rechtfertigt, daß Hren die Arbeit an dem Altarwerk
unterbrochen und die Fertigstellung einem einge-
sessenen Maler, der ihm wobt schon hei der Durch-
führung der übrigen xwölf Bildfelder xnr Hand ge-
gangen war, überlassen hat. Denkbar wäre es
anch, daß Hren im Auftrag des Malers der Feier-
tagsseiten in dessen Werkstatt die Malereien der
Melker Flügel ansgeführt hat. Ein Analogon hiexu
böte der Schwahacher Altar, der in der Wolgemut-
Werkstatt entstanden ist nnd dessen Flügel von
einem Gesellen gemalt sind, während der Werk-
stattsinhaher nnr die Predellentafeln beigestenert
hat. Gegen diese Annahme spricht aber die Tat-
sache, daß der Maler der Feiertagsseiten völlig im
Hann der Brenschen Formgebung nnd Malweise
steht. Von der Hand dieses Mitarbeiters Brens
scheint mir die in Tvpik, Xeichnung nnd Land-
schaf tsstilisiernng stark von Hren beeinfluß te,,Ent-
hanptnng Johannes d.T." in der Sammlung Matsch
(Heiligenstadt hei Wien) xn stammen (Österreich.
Kunsttopographie 11, S. 416, Tafel XXXV).
Daß nicht Hren für die vier schlechteren Bildfelder
verantwortlich xn machen ist, lehrt ein Vergleich
einer wollt noch vor dem Melker Altar entstandenen
Xeichnnng des hin. Ghristophorns in Budapest
(branne Feder anf rötlichem Papier) (Abb. 227),
die sich ebenso eindringlich wie die grandiose Dor-
nenkrönung von der ungelenken Christoph tigur
mit dem ganx mißglückten Christkind anf dem lin-
ken Innentlügel des Melker Altarwerks ahsetxt.
Das kernige Blatt ist ein Doknment für das ,,Diire-
rische" im Jngendwerk Brens.
Schwer schreitet der herkulische Ferge mit der
göttlichen Last durch den Strom, gestütxt auf den
riesigen Krummast, der das ganxe Blatt markig
verspreixt. Der Eindruck des Lastenden wird ver-
stärkt durch den mächtig sich bauschenden, hart
und kantig sich faltenden Mantel, der in einem
großen, von der Gloriole des göttlichen Kindes ge-
krönten Halbkreis den Oberkörper Christophs um
wallt. Die ins Auge springenden Verxeichnungen
— rechter Arm, linke Schulter, linker Oberschen-
kel — mindern kaum das Schlagende der Wir-
kung. Die Strichführung ist, im Cegensatx xu dem
hüssigen Duktus der späteren Xeichnungen, noch
fest, bestimmt, von plastischer Prägnanx und xäher
Schärfe. Mit engen Parahelschrairuren wird der
Form nachgegangen.Das knochige, hart verkiirxte
Haupt Christophs, die scharf betonten Gelenke,
die übertreibende, rauhbeinige Art der Charakte-
risierung weisen mit Bestimmtheit auf Breu. Die
Analogien mit den Melker Tafeln sind so klar, daß
sich ein eingehender Beweis für seine Autorschaft
erübrigt. Das Blatt ist gleichxeitig oder kurx vor
dem Melker Altar entstanden.
Ebenso nahe ist eine xweite, noch eindrucksvollere
Xeichnung (Basel) mit dem Stilcharakter der Mel-
ker Flügel verbunden (Abb. 228). Vermutlich ist es
die Studie xu einem Schergen für irgend eine Pas-
sionsdarstellung. Der Knecht mit dem Schemel auf
der Melker Dornenkrönung ist von der gleichen
Sippe. Mit raschen, xügigen, energievollen Kohle-
strichen ist der wilde, rohe, verxerrte Kopf hinge-
worfen. Die schrille Schräge des verkiirxten Haup-
tes führt die hohe, eirunde Kappe fort. Der gemeine,
hall) geöffnete Mund mit den aufgeworfenen, in den
Winkeln abwärts gexogenen Lippen, der stumpfen
Nase und den hämisch geschlitxten Augen — die
abstoßende Physiognomie ist so otfenkundig mit
manchen Schergentypen der Melker Tafeln ver-
wandt (vgl. Abh. 230), daß mir ein weiterer Beweis
der Breuschen Autorschaft ühertlüssig erscheint.
Über dem unmittelbar Schlagenden, ungestüm An-
springenden des Eindrucks ist nicht xu vergessen,
daß die Formbehandhnig im einxelnen, die Lage-
314
tigkeit der Malerxunft. Damit läßt sich die Ent-
lehnung des Kruxilixus ans dem 1502, wenn nicht
erst 1503 entstandenen Holxschnitt Cranachs
schwer xusammenreimen. denn ich halte es nicht
für wahrscheinlich, daß Breu die Melker Flügel in
Angsbnrg gemalt hat. Die Annahme erscheint ge-
rechtfertigt, daß Hren die Arbeit an dem Altarwerk
unterbrochen und die Fertigstellung einem einge-
sessenen Maler, der ihm wobt schon hei der Durch-
führung der übrigen xwölf Bildfelder xnr Hand ge-
gangen war, überlassen hat. Denkbar wäre es
anch, daß Hren im Auftrag des Malers der Feier-
tagsseiten in dessen Werkstatt die Malereien der
Melker Flügel ansgeführt hat. Ein Analogon hiexu
böte der Schwahacher Altar, der in der Wolgemut-
Werkstatt entstanden ist nnd dessen Flügel von
einem Gesellen gemalt sind, während der Werk-
stattsinhaher nnr die Predellentafeln beigestenert
hat. Gegen diese Annahme spricht aber die Tat-
sache, daß der Maler der Feiertagsseiten völlig im
Hann der Brenschen Formgebung nnd Malweise
steht. Von der Hand dieses Mitarbeiters Brens
scheint mir die in Tvpik, Xeichnung nnd Land-
schaf tsstilisiernng stark von Hren beeinfluß te,,Ent-
hanptnng Johannes d.T." in der Sammlung Matsch
(Heiligenstadt hei Wien) xn stammen (Österreich.
Kunsttopographie 11, S. 416, Tafel XXXV).
Daß nicht Hren für die vier schlechteren Bildfelder
verantwortlich xn machen ist, lehrt ein Vergleich
einer wollt noch vor dem Melker Altar entstandenen
Xeichnnng des hin. Ghristophorns in Budapest
(branne Feder anf rötlichem Papier) (Abb. 227),
die sich ebenso eindringlich wie die grandiose Dor-
nenkrönung von der ungelenken Christoph tigur
mit dem ganx mißglückten Christkind anf dem lin-
ken Innentlügel des Melker Altarwerks ahsetxt.
Das kernige Blatt ist ein Doknment für das ,,Diire-
rische" im Jngendwerk Brens.
Schwer schreitet der herkulische Ferge mit der
göttlichen Last durch den Strom, gestütxt auf den
riesigen Krummast, der das ganxe Blatt markig
verspreixt. Der Eindruck des Lastenden wird ver-
stärkt durch den mächtig sich bauschenden, hart
und kantig sich faltenden Mantel, der in einem
großen, von der Gloriole des göttlichen Kindes ge-
krönten Halbkreis den Oberkörper Christophs um
wallt. Die ins Auge springenden Verxeichnungen
— rechter Arm, linke Schulter, linker Oberschen-
kel — mindern kaum das Schlagende der Wir-
kung. Die Strichführung ist, im Cegensatx xu dem
hüssigen Duktus der späteren Xeichnungen, noch
fest, bestimmt, von plastischer Prägnanx und xäher
Schärfe. Mit engen Parahelschrairuren wird der
Form nachgegangen.Das knochige, hart verkiirxte
Haupt Christophs, die scharf betonten Gelenke,
die übertreibende, rauhbeinige Art der Charakte-
risierung weisen mit Bestimmtheit auf Breu. Die
Analogien mit den Melker Tafeln sind so klar, daß
sich ein eingehender Beweis für seine Autorschaft
erübrigt. Das Blatt ist gleichxeitig oder kurx vor
dem Melker Altar entstanden.
Ebenso nahe ist eine xweite, noch eindrucksvollere
Xeichnung (Basel) mit dem Stilcharakter der Mel-
ker Flügel verbunden (Abb. 228). Vermutlich ist es
die Studie xu einem Schergen für irgend eine Pas-
sionsdarstellung. Der Knecht mit dem Schemel auf
der Melker Dornenkrönung ist von der gleichen
Sippe. Mit raschen, xügigen, energievollen Kohle-
strichen ist der wilde, rohe, verxerrte Kopf hinge-
worfen. Die schrille Schräge des verkiirxten Haup-
tes führt die hohe, eirunde Kappe fort. Der gemeine,
hall) geöffnete Mund mit den aufgeworfenen, in den
Winkeln abwärts gexogenen Lippen, der stumpfen
Nase und den hämisch geschlitxten Augen — die
abstoßende Physiognomie ist so otfenkundig mit
manchen Schergentypen der Melker Tafeln ver-
wandt (vgl. Abh. 230), daß mir ein weiterer Beweis
der Breuschen Autorschaft ühertlüssig erscheint.
Über dem unmittelbar Schlagenden, ungestüm An-
springenden des Eindrucks ist nicht xu vergessen,
daß die Formbehandhnig im einxelnen, die Lage-
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