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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0344

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Abb. 233.
Jörg Brcu, Anbetung der Könige (Tciiau(nahmc)
auch dünneren und gleichgültigeren Tafei von 1512
sicher eine größere Zeitspanne.
Gegenüber den Fassungen der entsprechenden
Szenen des Herzogenhurger Altars ist auf den
Szend-Antaler Tatein wie auf den Feldern des
Melker Altars ein strengerer, geschlossenerer Bild-
hau und eine bestimmtere, schärfere Formgebung
lestzustellen. Die Einwirkung Dürerscher und
wohl auch Cranachscher Holzschnitte wird be-
sonders in dem ,,knorrigen" Lineament des Fal-

tenwerks spürbar. Ich halte es nicht für wahr
scheinlich, daß die Szend-Antaler Tafeln noch auf
der Wanderschaft Breus entstanden sind, da sie
einerseits entwicklungsgeschichtlich reifer und
fortschrittlicher wirken als die Flügel der öster-
reichischen Altäre, andererseits bereits mit den
späteren Malwerken Breus in manchen Zügen ver-
wandter sind. Sie dürften, wie die wertvolle, bisher
m. W. noch nie mit Breu in Zusammenhang ge-
brachte Epiphanie des Liller Museums um 1503
bis 1505 gemalt sein. Die Provenienz der Sz. An-
taler Bilder scheint mir gegenüber diesen stilkri-
tischen Erwägungen nicht entscheidend für ihre
Entstehung im Südosten zu sprechen, da sich Breu
durch seine österreichischen Altäre einen geachte-
ten Namen gemacht haben wird und eineBestellung
eines oherungarischen Altarwerks in Augsburg
durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Die ,,Anbetung der Könige" im Museum zu Lille
(Abb.234), die 1883 als Stiftung (Brasseur) dorthin
gelangte, wird in dem großen Prachtkatalog der
Liller Galerie Gumpolt Giltlinger zugeschrieben.
Das Augsburgische des Werkes ist damit erkannt,
die Zuweisung an Giltlinger hängt völlig in der
Luft. Giltlinger ist bis jetzt keine stilkritisch faß-
bare Gestalt. Was ihm in Sammlungen zugeschrie-
ben wird, ist von anderer Hand. Die ,,Epiphanie"
im Louvre ist ein bezeichneter„Apt", die,, Anbetung
der Könige" in der Augsburger Galerie ist sicher
von Leonhard Beck — und die Liller Tafel ist ein
Hauptwerk Jörg Breus, das etwa gleichzeitig mit
oder kurz nach den ungarischen Tafeln entstanden
sein dürfte. Es ist stilistisch eng mit den Herzogen-
hurger Tafeln, insbesondere mit der dortigen „An-
betung der Könige" sowie auch mit den frühen
Augsburger Holzschnitten verbunden. Noch die
rund 15 Jahre später gemalte Koblenzer „Epipha-
nie" von 1518 weist im Gesamtaufbau viele ver-
wandte Züge auf — nur ist auf dem späten künst-
lerisch erschlafften Werk von der rassigen Kraft
und dem schneidigen Zug der früheren Fassung

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