rers in sein festhches, etwas äußerliches Augsbur-
giscli zu übersetzen: er stellt das antikische Gebäu
in eine reichbesetzte Berg- und Baum-Landschaft,
schmilzt die christahinische Baumklarheit der Dü-
rersclien Halle ins Flüssig-Dekorative, Ell'ektvoll-
Prangende um mid kleidet das Ganze in ein schönes,
verhalten klingendes, bräunlich gedämpftes Far-
bengewand. Die pausbäckigen Dürerputten bekom-
men unter BreusPinsel einen grämlichen,altklugen
Zug. Im ganzen hat sich Breu mit unleugbarem
Geschick aus der heiklen Übersetxungsangelegen-
heit gezogen. Was die Einzelheiten der Umredigie-
rung betrilft, verweise ich auf den ausführlichen
Aufsatz Feuchtmayrs. Die Tafel dürfte wohl erst
nach dem Berliner Bild von 1512 — etwa um 1512
bis 1514 — ausgeführt worden sein.
Nur selten spielt die Landschaft auf Breuschen
Tafeln eine selbständige oder dominierende Bolle
und wenn sie wie auf der ,,A p o s t e 1 t r e n -
uung" (Abb. 238) von 1514') einen größeren
Platz im Bilde einnimmt, so richtet der Maler doch
sein Augenmerk hauptsächlich auf die —- uicht
organisch mit der Umgebung verwobenen — Fi-
guren, im klaren Gegensatz zu bayerischen und
donauländischen Fassungen der Szene. Manches
gemahnt noch an die 14 Jahre früher entstandene,
künstlerisch unvergleichlich stärkere und kühnere
,,Schnitterszene" des Zwettler Altars. Die kurzen,
großköphgen Apostel sind zumeist zu Zweiergrup-
pen vereint. Die naive, stille, ein wenig unbeholfene
Art, wie die trauernden Männer voneinander Ab-
schied nehmen, hat etwas Führendes. Weiter zu-
rück hockt ein Apostel traurig am Kreuzweg, den
Kopf in die Hand gestützt. Zwei Apostel eilen mit
weisenden Gesten auf den Hafen zu. dessen Lage
die bewimpelten Maste der Segelschiffe verraten,
während zur Linken ein Apostel geschäftig bergan
P Die zuerst von Wiiheim Schmidt ais ,,Breu" veröffentlichte Tafei
(Monatshefte für Kunstwissenschaft U [19101 8. 141 ff.) hat kürzlich die
Stadt Augsburg — dank der Initiative der Direktion der bayer. Staats-
gemäldesammiungen — erworben.
steigt und ein zweiter auf hochbordigem Segler ins
Meer sticht. So reizvoll landschaftliche Einzelhei-
ten, wie die zottigen Bäume, das quirlende Ge-
sträuch. das duftige Schneegebirg durchgeführt
sind, so fehlt doch die Kraft zu einer weiträumigen,
einheitlich empfundenen Landschaftsdarstellung.
Ohne empfindlicheres Baumgefühl ist das aus ita-
lienischen Bauwerken zusammengestückte, von
dem massigen Kuppelbau beherrschte Stadtbild in
die bergige Landschaft gefügt. Die Bauart der
Kirchen, Häuser, Türme ist so von italienischen
Eindrücken abhängig, daß die Annahme einer
zweiten Italienfahrt Breus, die etwa im ausgehen-
den ersten Jahrzehnt stattgefunden haben mag,
nicht unberechtigt erscheint. Vermutlich hängt die
entscheidende Wandlung der Breuschen Stilweise,
die in das zweite Jahrfünft des 16. Jahrhunderts
fällt, mit dem Erlebnis dieser Beise zusammen. Ge-
genüber den frisch und leuchtkräftig gemalten Ta-
feln der österreichischen Altäre wirkt das Kolorit
gedämpfter, ausgeglichener, tonig gebundener. Die
Einwirkung der Koloristik Hans Burgkmairs ist
deutlich zu spüren.
Eine frische Federzeichnung Breu's stellt den glei
chen Vorwurf dar (Berlin, Kupferstichkabinett.
Friedländer Bock Nr. 4448) (Abb. 237). Sie gebt
stilistisch eng mit seinen Bandzeichnungen zum
Maximilianeischen Gebetbuch und den ,,Kriegen
und Jagden Maximilians" zusammen. Der freiere
und reifere Eindruck, den die Zeichnung im Ver-
gleich zu dem Gemälde erweckt, könnte an eine,
etwa ein bis zwei Jahre später entstandene Neu-
redaktion des Themas denken lassen, doch wirkt
Breu auch sonst auf seinen Bildentwürfen fort-
schrittlicher und interessanter als auf den ausge-
führten Bildern, so daß die zeitliche Priorität der
Zeichnung durchaus möglich erscheint.
Ungefähr gleichzeitig oder nicht viel später als die
Aposteltrennung von 1514 ist eine sorg- und lieb-
loser gemalte ,,Beweinung Christi" im Germani-
330
giscli zu übersetzen: er stellt das antikische Gebäu
in eine reichbesetzte Berg- und Baum-Landschaft,
schmilzt die christahinische Baumklarheit der Dü-
rersclien Halle ins Flüssig-Dekorative, Ell'ektvoll-
Prangende um mid kleidet das Ganze in ein schönes,
verhalten klingendes, bräunlich gedämpftes Far-
bengewand. Die pausbäckigen Dürerputten bekom-
men unter BreusPinsel einen grämlichen,altklugen
Zug. Im ganzen hat sich Breu mit unleugbarem
Geschick aus der heiklen Übersetxungsangelegen-
heit gezogen. Was die Einzelheiten der Umredigie-
rung betrilft, verweise ich auf den ausführlichen
Aufsatz Feuchtmayrs. Die Tafel dürfte wohl erst
nach dem Berliner Bild von 1512 — etwa um 1512
bis 1514 — ausgeführt worden sein.
Nur selten spielt die Landschaft auf Breuschen
Tafeln eine selbständige oder dominierende Bolle
und wenn sie wie auf der ,,A p o s t e 1 t r e n -
uung" (Abb. 238) von 1514') einen größeren
Platz im Bilde einnimmt, so richtet der Maler doch
sein Augenmerk hauptsächlich auf die —- uicht
organisch mit der Umgebung verwobenen — Fi-
guren, im klaren Gegensatz zu bayerischen und
donauländischen Fassungen der Szene. Manches
gemahnt noch an die 14 Jahre früher entstandene,
künstlerisch unvergleichlich stärkere und kühnere
,,Schnitterszene" des Zwettler Altars. Die kurzen,
großköphgen Apostel sind zumeist zu Zweiergrup-
pen vereint. Die naive, stille, ein wenig unbeholfene
Art, wie die trauernden Männer voneinander Ab-
schied nehmen, hat etwas Führendes. Weiter zu-
rück hockt ein Apostel traurig am Kreuzweg, den
Kopf in die Hand gestützt. Zwei Apostel eilen mit
weisenden Gesten auf den Hafen zu. dessen Lage
die bewimpelten Maste der Segelschiffe verraten,
während zur Linken ein Apostel geschäftig bergan
P Die zuerst von Wiiheim Schmidt ais ,,Breu" veröffentlichte Tafei
(Monatshefte für Kunstwissenschaft U [19101 8. 141 ff.) hat kürzlich die
Stadt Augsburg — dank der Initiative der Direktion der bayer. Staats-
gemäldesammiungen — erworben.
steigt und ein zweiter auf hochbordigem Segler ins
Meer sticht. So reizvoll landschaftliche Einzelhei-
ten, wie die zottigen Bäume, das quirlende Ge-
sträuch. das duftige Schneegebirg durchgeführt
sind, so fehlt doch die Kraft zu einer weiträumigen,
einheitlich empfundenen Landschaftsdarstellung.
Ohne empfindlicheres Baumgefühl ist das aus ita-
lienischen Bauwerken zusammengestückte, von
dem massigen Kuppelbau beherrschte Stadtbild in
die bergige Landschaft gefügt. Die Bauart der
Kirchen, Häuser, Türme ist so von italienischen
Eindrücken abhängig, daß die Annahme einer
zweiten Italienfahrt Breus, die etwa im ausgehen-
den ersten Jahrzehnt stattgefunden haben mag,
nicht unberechtigt erscheint. Vermutlich hängt die
entscheidende Wandlung der Breuschen Stilweise,
die in das zweite Jahrfünft des 16. Jahrhunderts
fällt, mit dem Erlebnis dieser Beise zusammen. Ge-
genüber den frisch und leuchtkräftig gemalten Ta-
feln der österreichischen Altäre wirkt das Kolorit
gedämpfter, ausgeglichener, tonig gebundener. Die
Einwirkung der Koloristik Hans Burgkmairs ist
deutlich zu spüren.
Eine frische Federzeichnung Breu's stellt den glei
chen Vorwurf dar (Berlin, Kupferstichkabinett.
Friedländer Bock Nr. 4448) (Abb. 237). Sie gebt
stilistisch eng mit seinen Bandzeichnungen zum
Maximilianeischen Gebetbuch und den ,,Kriegen
und Jagden Maximilians" zusammen. Der freiere
und reifere Eindruck, den die Zeichnung im Ver-
gleich zu dem Gemälde erweckt, könnte an eine,
etwa ein bis zwei Jahre später entstandene Neu-
redaktion des Themas denken lassen, doch wirkt
Breu auch sonst auf seinen Bildentwürfen fort-
schrittlicher und interessanter als auf den ausge-
führten Bildern, so daß die zeitliche Priorität der
Zeichnung durchaus möglich erscheint.
Ungefähr gleichzeitig oder nicht viel später als die
Aposteltrennung von 1514 ist eine sorg- und lieb-
loser gemalte ,,Beweinung Christi" im Germani-
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