wird durch die später eingefügte Inschrift .,brey
von Augsburg ' (darunter das von Breu a!s Signet
verwendete B"), die aut eine originale, möglicher-
weise später abgetrennte Signatur zurückgehen
dürfte, und die gut mit den Spätwerken Breus zu
sammengebende Stilgebung für den Meister ge-
sichert. Der etwas starre Blick, die kalte, fast
frostige Auffassung des Seelischen, die wenig ver-
tiefte, etwas gleichgültige Art der psychologischen
Charakterisierung zeigen, daß Breu —- zumindest
in seiner Spätzeit — kein großer Deuter der mensch-
lichen Individualität gewesen ist.
Breu war bis zuletzt — er starb 1537 — künstle-
risch tätig. Von seinen 1532—36 ausgeführten
Wandmalereien in ,,herrn Anthoni Fuggers hin-
derhaus" hat sich nichts erhalten. Als sein letz-
tes Tafelbild darf für uns das M e i t i n g s c h e
E p i t a p h" (Abb. 280) in St. Anna zu Augsburg
gelten. Während es von der älteren Forschung mil
Recht um 1534 angesetzt wurde, hat es Rüttinger
nicht überzeugend auf 1525 vorverlegt. Wenn auch
die Jahreszahlen in der Epitaphinschrift (1498,
1533, 1534) keinen sichern Schluß gestatten, so ist
es doch das Wahrscheinlichere, daß die ganze In-
schrift erst um oder nach 1534 zugleich mit dem
Epitaph entstanden ist. Das späte Datum wird
durch die verhärtete, greisenhaft erstarrte, hohl
klingende Formgebung und das kraftlose, Haue
Kolorit bestätigt. Mit peinlicher und erklügelter
Sorgfalt sind die trocken konturierten Form-
komplexe des oberen Teils (Gottvater und hei-
liger Geist, Kreuzfahne, Engel, Teufelsgezücht)
über den Himmel verteilt. Die beiden Engelchen
über Christus sind nach Marc Antons Galathea-
stich kopiert, wie Röttinger nachwies. Die Ge-
samtanlage ist geschickt und wohl überlegt, aber
kalt und schwunglos. Es ist kein Zufall, daß die
Konturen der Volksmasse und der Ruine in rech-
tem Winkel auf den Nimbus Christi führen. Aber
man merkt die Rechnung und man ist verstimmt.
Ein fahlgelblicher, stumpfer Gesamtton liegt über
der Tafel. Die Lokall'arhen sind Verblasen und
ohne Leuchtkraft. Das Epitaph als Ganzes ist im-
merhin — vor allem dank der schlichten Pracht
des klar gegliederten Renaissancerahmens — von
einer gewissen dekorativen Wirkung. Der innere
Gehalt, die lebendige Empfindung, die künstle-
rische Spannkraft freilich sind dahin. Die künst-
lerische Sprache, einst voll Feuer, Schwung und
Phantasie, ist zur schwülstigen Phrase, zur leeren,
freudlosen Rhetorik entartet.
Fassen wir, ohne eine erschöpf ende Zeichnung von
Breus Stil gehen zu wollen, einige bezeichnende
Merkmale seiner künstlerischen Individualität her
aus: Da ist zunächst zu sagen, daß jener verhäng-
nisvolle Knick in der Entwicklung, der das starke,
wertvolle, viel versprechende Frühwerk von der
späteren, gleichgültigeren Produktion trennt, es
unmöglich macht, das Gesamtwerk auf einen Gene-
ralnenner zu bringen und daraus das wertende Fa-
zit zu ziehen. Als junger Mann ist Breu eine der
wichtigsten und prägnantesten Erscheinungen der
deutschen Kunstgeschichte, in seiner mittleren und
späten Periode erhebt er sich nur selten über ein
mittleres Maß. Er gehört zu den genialischen Stür-
mern, die in der Jugend das Höchste versprechen,
aber nicht die Kraft, die Ausdauer und den Ernst
besitzen, ihr starkes Talent in stetiger Entwicklung
durch und emporzubilden. Da wir die frühen
Werke Breus ausführlich behandelt und gewertet
haben, beschränken wir uns hei der folgenden
Charakteristik auf seine Tätigkeit von etwa 1510
bis zu seinem Tode.
Breu lieht die äußere, laute, oft lärmende Wir-
kung; neben dem feinnervigen vornehmen Burgk-
niair und dem verwandt organisierten Petrarka-
meister wirkt er derb, rustikal, zuweilen roh und
plebejisch. Doch zeigen vereinzelte Werke eine
feinere und gepflegtere Manier. Er ist ein frischer,
lebendiger, unbekümmerter, aber selten geistvoller
und fein pointierender Erzähler, setzt gerne starke
und schlagende Akzente und ist um glückliche Ein
380
von Augsburg ' (darunter das von Breu a!s Signet
verwendete B"), die aut eine originale, möglicher-
weise später abgetrennte Signatur zurückgehen
dürfte, und die gut mit den Spätwerken Breus zu
sammengebende Stilgebung für den Meister ge-
sichert. Der etwas starre Blick, die kalte, fast
frostige Auffassung des Seelischen, die wenig ver-
tiefte, etwas gleichgültige Art der psychologischen
Charakterisierung zeigen, daß Breu —- zumindest
in seiner Spätzeit — kein großer Deuter der mensch-
lichen Individualität gewesen ist.
Breu war bis zuletzt — er starb 1537 — künstle-
risch tätig. Von seinen 1532—36 ausgeführten
Wandmalereien in ,,herrn Anthoni Fuggers hin-
derhaus" hat sich nichts erhalten. Als sein letz-
tes Tafelbild darf für uns das M e i t i n g s c h e
E p i t a p h" (Abb. 280) in St. Anna zu Augsburg
gelten. Während es von der älteren Forschung mil
Recht um 1534 angesetzt wurde, hat es Rüttinger
nicht überzeugend auf 1525 vorverlegt. Wenn auch
die Jahreszahlen in der Epitaphinschrift (1498,
1533, 1534) keinen sichern Schluß gestatten, so ist
es doch das Wahrscheinlichere, daß die ganze In-
schrift erst um oder nach 1534 zugleich mit dem
Epitaph entstanden ist. Das späte Datum wird
durch die verhärtete, greisenhaft erstarrte, hohl
klingende Formgebung und das kraftlose, Haue
Kolorit bestätigt. Mit peinlicher und erklügelter
Sorgfalt sind die trocken konturierten Form-
komplexe des oberen Teils (Gottvater und hei-
liger Geist, Kreuzfahne, Engel, Teufelsgezücht)
über den Himmel verteilt. Die beiden Engelchen
über Christus sind nach Marc Antons Galathea-
stich kopiert, wie Röttinger nachwies. Die Ge-
samtanlage ist geschickt und wohl überlegt, aber
kalt und schwunglos. Es ist kein Zufall, daß die
Konturen der Volksmasse und der Ruine in rech-
tem Winkel auf den Nimbus Christi führen. Aber
man merkt die Rechnung und man ist verstimmt.
Ein fahlgelblicher, stumpfer Gesamtton liegt über
der Tafel. Die Lokall'arhen sind Verblasen und
ohne Leuchtkraft. Das Epitaph als Ganzes ist im-
merhin — vor allem dank der schlichten Pracht
des klar gegliederten Renaissancerahmens — von
einer gewissen dekorativen Wirkung. Der innere
Gehalt, die lebendige Empfindung, die künstle-
rische Spannkraft freilich sind dahin. Die künst-
lerische Sprache, einst voll Feuer, Schwung und
Phantasie, ist zur schwülstigen Phrase, zur leeren,
freudlosen Rhetorik entartet.
Fassen wir, ohne eine erschöpf ende Zeichnung von
Breus Stil gehen zu wollen, einige bezeichnende
Merkmale seiner künstlerischen Individualität her
aus: Da ist zunächst zu sagen, daß jener verhäng-
nisvolle Knick in der Entwicklung, der das starke,
wertvolle, viel versprechende Frühwerk von der
späteren, gleichgültigeren Produktion trennt, es
unmöglich macht, das Gesamtwerk auf einen Gene-
ralnenner zu bringen und daraus das wertende Fa-
zit zu ziehen. Als junger Mann ist Breu eine der
wichtigsten und prägnantesten Erscheinungen der
deutschen Kunstgeschichte, in seiner mittleren und
späten Periode erhebt er sich nur selten über ein
mittleres Maß. Er gehört zu den genialischen Stür-
mern, die in der Jugend das Höchste versprechen,
aber nicht die Kraft, die Ausdauer und den Ernst
besitzen, ihr starkes Talent in stetiger Entwicklung
durch und emporzubilden. Da wir die frühen
Werke Breus ausführlich behandelt und gewertet
haben, beschränken wir uns hei der folgenden
Charakteristik auf seine Tätigkeit von etwa 1510
bis zu seinem Tode.
Breu lieht die äußere, laute, oft lärmende Wir-
kung; neben dem feinnervigen vornehmen Burgk-
niair und dem verwandt organisierten Petrarka-
meister wirkt er derb, rustikal, zuweilen roh und
plebejisch. Doch zeigen vereinzelte Werke eine
feinere und gepflegtere Manier. Er ist ein frischer,
lebendiger, unbekümmerter, aber selten geistvoller
und fein pointierender Erzähler, setzt gerne starke
und schlagende Akzente und ist um glückliche Ein
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