Abb. 315. Relief der Beweinung Christi in der Georgenkapelle des Doms zu Meißen
tionen die Geißelsäule oft in die Bildmitte gestellt
würde! So können wir es bei Dürers Kupferstich-
passion — von 1512 (B. 8) — oder der großen
Passion — von 1498 (B. 8) — oder bei Erasmus
Grassers Ramersdorf er Altar von 1483 ßnden, aber
stets erscheint dort die Säule als organisch einge-
fügtes Bauglied und all diesen Szenen mangelt
dabei die repräsentative Heraushebung der Chri-
stusgestalt. Die Malerei Venedigs, Veronas und
Paduas kennt das Motiv eines an die Säule gefes-
selten schönen Menschen vor allem in den Dar-
stellungen des hl. Sebastian, nicht so sehr in dem
Geschehnis des Glaubensopfers als vielmehr in der
Repräsentation des vollzogenen Martyriums, das
den Heiligen an eine einzelne antikische Säule ge-
fesselt, den Körper von Pfeilen durchbohrt, seinen
Schmerzen und der Einsamkeit übergibt. So be-
handelt auch mehrfach der Paduaner Moderno
das Thema und durch irgendeine seiner Plaketten
mag wohl auch Adolf Daucher seine Anregung zu
der völlig neuen Lösung seines Christus an der
Geißelsäule erhalten haben. Dafür spricht auch
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