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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0481

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gestorben sein. Helmschmied war durch seinen
Wegzug aus Augsburg aus dem Gesichtskreis ge-
rückt und so hatte Fugger angenommen, der Mei-
ster sei gestorben.
Ein gewaltiger Rechenfehler passierte HaeneP)
hei Besprechung des Prunkharnisches E 8 des
Historischen Museums. Der Harnisch ist auf der
Fußsohle mit der Jahrzahl 1599 versehen. Haenel
behauptet, Desiderius sei um 1515—1520 geboren
und also bei Anfertigung des Harnisches 70—75
Jahre alt gewesen. 1515 und 75 geben aber erst die
Jahrzahl 1590, also wäre 1599 Desiderius 84 Jahre
alt gewesen. Nach Böheims richtiger Angabe über-
nimmt aber Desiderius 1532 die väterliche Werk-
statt und ist 1534 bereits als steuernder Bürger
aufgeführt, muß demnach allein schon aus diesem
Grunde vor 1505 geboren sein, so daß wir als
Lebensalter des Meisters bei Anfertigung des Har-
nisches das Alter von etwa 94 Jahren bekämen.
Daß dies wohl nicht gut möglich ist, bedarf keiner
weiteren Begründung.
Der andere in Fuggers Brief genannte Antoni
Frawenpreiß ist von Fugger mit falschem Vor-
namen bezeichnet. Es gab nur dreiPlattner namens
Frauenpreiß, nämlich Wendl um 1523, Matthäus
d. Altere, *{* 1549, und Matthäus d. Jüngere. Letz-
terer gehört zu den berühmten Augsburger Platt-
nern und kommt auch mehrfach in dem oben er-
wähnten Musterbuch des Jörg Sorg in Stuttgart
vor. Er ist bis 1575 im Steuerbuch nachweisbar
und verschwindet dann, während sein Kind (Sohn
Matthäus) bis 1583 unter Vormundschaft weiter-
versteuert. Er scheint demnach 1575 nach aus-
wärts verzogen oder gestorben zu sein. Olfenbar
ist er gemeint mit dem bei Fugger als Antoni
Frawenpreiß bezeichneten Plattner, dessen Werk-
statt keinen Ruf mehr hatte und der wahrschein-
lich aus diesem Grunde seinen Verdienst in einer
anderen Stadt suchte. Im übrigen war er 1572
') E. Haenel. Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Leipzig
1923. S. 30.

schon mindestens 50, möglicherweise sogar 60
Jahre alt.
Im Stadtarchiv Augsburg (Watfenschmiedeakt)
befindet sich folgender noch nicht bekannter Brief:
Dem Erbaren Meister Anthoni Peffenhauser, Bür-
ger und Plattner zu Augsburg meinem lieben
Freund zu Händen — Augsburg.
Mein lreundl. Gruß sei Euch zu voran.
Lieber Meister Anthoni euer Schreiben des datt.
den 17. Tag January hab ich durch euern Diener
empfangen, darauf Euer Meinung des Harnisch
halben vernommen, ist wohl nicht gut, daß ich
Euch so lang mit dem Geld auf halte, aber ihr
sollt erfahren, daß ichs um Euch Mittler Zeit wie-
derum vergleichen und dienen will. Jetzunder will
ich Eurem Diener oder wem ihr verordnet, 300
gülden par geld alhie zustellen und den Rest aber
nämlich 400 fl will ich Euch richtig machen daß
ihrs zu Augsburg bei der gemeinen Stadt auf zu-
künftig Martini würdet empfangen. Von dem geld,
so man mir jährlich daselbst zu thuen ist (Es
mag sich zutragen, daß ichs Euch ehe zustell obs
die obgemeldte Zeit ist) Auch solches ist mein Be-
gehr an Euch wellt mir den Harnisch alhier
lassen zustellen. Vnd was daran fehlen würde, ge-
recht zumachen lassen.
^ 6. II. 1554
von Pedro Lasso von Gastdla.
Im gleichen Akt beßndet sich die Quittung Pedro
Lasso's vom Jahre 1555 über den bestellten Har-
nisch, der, wenn man die Höhe der Summe von
700 fl in Betracht zieht, demnach ein außerordent-
liches Prunkstück sein muß, das etwa dem Har-
nisch Sebastians von Portugal in der Armeria
Madrid entsprach.
Don Pedro Lasso war Rat und oberster Stallmei-
ster König Ferdinands I. und wird von 1530 bis
1551 mehrfach in den Regesten der Wiener Archive
erwähnt^). Er vermittelte die Bestellung von Har
Reg. 1823. 2020. 2022. Bd. V. Reg. 4122. 4518. Bd. XI. Reg. 8409. 6416.
6428. 6634. Bd. XII. Reg. 8420. Bd. XX. I S. 316.

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