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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0484

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Im Jahre 1582 bestehte Kurfürst August von Sach-
sen, anläßlich seiner Anwesenheit auf dem Augs-
burger Reichstage, bei dem Plattner Anton Pelfen-
hauser einen Pallienküriß, der mit 200 Thalern
und 4 Talern Trinkgeld für die Gesellen bezahlt
wurdet.
Erbstein bezeichnete schon den jetzt unter C 13
aufgeführten Harnisch als wahrscheinliche Ar-
beit Pelfenhausers, was Böheim als nicht erwiesen
ablehnt"), wobei ihm der Irrtum passiert, daß er
die Zuschreibung des gleichen Harnischs anPelfen-
hauser durch Ehrenthal drei Seiten später wieder
gutheißt. Auch in den Meistern der Walfen-
schmiedekunst") führt Böheim den Harnisch G 13
unter den sicheren Werken Pelfenhausers auf.
Ehrenthal*) beruft sich auf eine Aufzeichnung von
1584, nach welcher der Harnisch zu Roß und Fuß
mit allem Zubehör auf geführt wird.
Im Inventar der Rüstkammer Dresden von 1689
ist der Harnisch folgendermaßen beschrieben^):
Ges. Inventar 1689. I. S. 307. Ein blankeiserner
gewürffelt geetzt und darauf vergoldeter freytur
nier Kühris als rück- und Bruststücke, ringkragen,
Schlaghaube, armzeige, an einen jeden ein rundt
scheibgen hangende, gefingerte Handschuch, ganze
beintaschen mit Kniebockein, ganze beinschienen,
mit gelhledernen Schuhen, wobey eine halbeiserne
Roßstirne, dann eine blankeiserne Rüstung als
Rück- und Bruststücke, kurze Beintäschlein mit
Kniebuckeln, ein Hinterbeschläge zum Sattel und
drei stücken zum Vorderbeschläge, auch zwey
dergleichen Käpgen an die Fußzehen.
P Gurlitt C. Deutsche Turniere, Rüstungen und Plattner des 16. Jahr-
hunderts. Dresden 1889. S. 83—85.
XIII. S. 220. 223.
P Böheim, Meister der Waffenschmiedekunst. Berlin 1897. S. 160.
4) Ehrenthal, Führer durch d. K. Histor. Museum Dresden 1899. S. 39.
3) E. Haenel. Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer. Leip-
zig 1923. Taf. 10. Die Abbildung ist leider für wissenschaftliche Zwecke
nicht brauchbar und es war nur eine Photographie der Roßstirne zu
erlangen, wofür ich H. Prof. Haenel an dieser Stelle danke.

Die Rüstung seihst, sowie die Roßstirne und der
Sattel behnden sich unter G 13 im Historischen
MuseumDresden.DieWechselstücke werden schon
im Katalog Ehrenthals als verschwunden angege-
ben und tauchten vor einem Jahre im Kunst-
handel auf, um rasch nach Amerika weiterzuwan-
dern, wo sie sich nun in der Sammlung Hearst
behnden. Vorher waren sie in einer Walfensamm-
lung in der Nähe Dresdens, wohin sie wahrschein-
lich direkt aus dem Historischen Museum ge-
langten.
Es sind die in obigem Inventarauszug erwähnte
hlankeiserne Rüstung (Brust und Rücken) und die
kurzen Beintäschlein mit Kniebuckeln (Abb. 335
u. 336). Ein Vergleich mit der Abbildung der hal-
ben Roßstirne des Harnisches C 13 (Abb. 337) er-
gibt, daß die Stücke auch stilistisch zusammenge-
hörig sind. Auf Brust und Rücken ist die Augsbur-
ger Beschaumarke, der Pyr, eingeschlagen, die
Meistermarke fehlt wieder.
Die Auszierung der Wechselstücke, wie des Har-
nisches in Dresden, besteht aus geätzten und ver-
goldeten Streifen, in denen rechteckige Felder aus-
gespart sind. Dieses Muster hat zur Bezeichnung
des Harnisches als Harnisch mit dem Watfel-
muster geführt. Die Einfassungslinien der Streifen,
sowie der Rechtecke sind geätzt und mit Schwarz-
lot ausgefüllt. Das vergoldete Atzmuster zeigt ein
teichtes Rankenmuster und auf den Kniebuckeln
Blattrosetten.
Ein ähnliches Ziermuster in Vergoldung hndet sich
auf einer Garnitur in dem Musterbuch eines Augs-
burger Plattners in der Fiirstl. Thun'schen Fidei-
konunißbibliothek in Tetschen, das wie oben er-
wähnt, in einer Faksimileausgabe veröffentlicht
w erden soll.
Die Beintaschen oder Diechlinge sind verkiirzbar.
Die Wechselstücke sind mit den alten roten Samt-
riemen, Nieten und vergoldeten Schnallen ver-
sehen.

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