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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0521

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telbaren Zusammenhang. Zwei doppelseitig mit
hguralen Entwürfen bedeckte Studienblätter in
München (Graph. Slg.) und Wien (Albertina),
deren Zusammengehörigkeit zwar noch nicht be-
kannt, aber sicher ist, geben sich durch die cha-
rakteristische Typik und das spielerische Falten -
gehäckel unschwer als Arbeiten des Meisters der
Lahmannschen Kreuzigung zu erkennen. Nun
wird das Münchner Studienblatt durch die alte,
wenn auch kaum vom Künstler, so doch noch aus
dem 16. Jahrhundert stammende Bezeichnung
dem mehr als schlachtenkundigen Haudegen und
Landsknechtshauptmann, denn als Maler bekann-
ten Tiroler P a u 1 D a x zugewiesen und auch als
Arbeit des Paul Dax in der graphischen Sammlung
geführt. Die offenkundig gefälschte Inschrift Hans
v. Gulmbach auf dem Wiener Blatt spricht nicht
gegen die Glaubwürdigkeit der Münchner Inschrift,
so daß durch die drei Blätter die künstlerische Per-
sönlichkeit des Paul Dax, dem m. W. bis jetzt nur
das angebliche Selbstbildnis in Innsbruck (wohl
Kopie!) und ein Porträt in Schleißheim mit mehr
oder weniger Recht zugewiesen wurden, bestimm-
teres Relief gewinnt. Vorausgesetzt, daß die alte un-
verdächtige Inschrift auf dem Münchner Blatt nicht
lügt. Da es sich um keinen klingenden Namen han-
delt, ist das nicht wahrscheinlich. Stilistisch paßt
die Gruppe nicht übel zu der Vorstellung, die man
sich auf Grund gesicherter Innsbrucker Werke
(Sebastian Schel) von der nordtiroler Malerei der
Reformationszeit machen kann. Auch eine gewisse
stilistischeVerwandtschaft mit dem ausVorarlberg
gebürtigen Wolf Huber fehlt nicht.
26. „Nürnberger Meister um 1520; stilistisch dem Daniel
Hopfer nahestehend".
Auch dieses kurios und sprudelnd gezeichnete
Blatt kann ich nicht in Nürnberg oder im Frän-
kischen unterbringen. Es liegt näher, an den Mit-
telrhein oder an Lechschwaben zu denken. Der
Hinweis auf Hopfer enthält m. E. etwas Rieh
tiges. Die sprossende Fülle des vegetabilisch be-

wegten Dekors, der wacklige architektonische Auf-
bau, manche skurrile und eigenbrödlerische Züge
lassen an jenen prachtvoll malenden, phantasie-
vollen, quecksilbrig lebendigen Kauz denken, der
die Verkündigung in der Augsburger Jakobskirche
und die vier köstlichen Täfelchen der Sammlung
Bondy (Wien) gemalt hat. Die Versuche, ihn mit
Daniel Hopfer oder mit dem sog. „Meister des
Trosses" zu identifizieren, sind nicht geglückt.
31. „Donauschule um 1525".
Ein Bajuvare reinsten Geblüts. Manches erinnert
an den Meister der „vita Friderici", aber die Zeich-
nung der Figuren ist fester und draller, die Auf-
fassung kecker und geistvoller, ln der Albertina
(Albertina-Publ. Nr. 772 „Altdorfer-Schule") wird
eine Zeichnung des „hl. Ghristophorus" bewahrt,
die wahrscheinlich vom gleichen Meister stammt.
34. „Lucas Granach d. Ä.". 35. „Cranach (Werkstatt)".
Beide Blätter halte ich für alte Nachzeichnungen,
da die Strichführung merkwürdig zahm, un-
schlüssig und charakterlos anmutet.
36. „Oberdeutscher Meister um 1509".
Das Blatt ist von dem gleichen Schweizer Meister,
der die „Enthauptung des hl. Ursus und seiner
Genossen" (Wien, Slg. Hans Graf Wilczek; Alber-
tina-Publ. 684) gezeichnet hat.
39. „Meister H H F um 1510; wahrscheinlich fränkischer
Kunstkreis".
Der Hinweis auf Franken hat viel für sich. Der
gleichen Hand dürften sechs Rundblättchen mit
Heiligenfiguren in der Nationalgalerie zu Buda-
pest (Albertina-Publ. 1010) und vier Rundzeich
nungen im German. Museum angehören.
Die Zuweisungen der Zeichnungen T. 32 und 40
an Erhard Altdorfer und Hans Leu d. J. sind zwar
nicht evident, treffen aber wahrscheinlich das
Richtige.
Ernst Büchner (1925).

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