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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0524

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graphie des Bauwerkes — dann hätte der Biogra-
phie des Meisters nur die Rohe eines Anhanges zu-
konunen dürfen — oder eine Monographie des
Architekten — dann hätte Einsiedcln im Zusam
menhang mit den (ihrigen Werken Moshruggers
betrachtet werden müssen. Wenn B. den tetzteren
Weg heschritten — wobei eine eingehende Be-
trachtung des Ktosters Einsiedein sehr wobt müg
ticti gewesen wäre—- hätte das gesamte Materiat
übersichtlicher angeordnet und auch die künst-
lerische Entwicklung Moshruggers klarer und an-
schaulicher dargelegt werden können.
Bei allen aus Nahsicht gearbeiteten Monographien
besteht die Gefahr einer Überschätzung des be-
handelten Stotfes, und diesem Fehler scheint uns
B. bis zu einem gewissen Grad verfallen zu sein.
Daher ist seine Darstellung teilweise zu ausführ-
lich geraten und die Arbeit im Ganzen etwas zu
umfangreich geworden. Das in 2 Bänden geplante
Werk — der 2. Band wird die Dekoration der Ein-
siedelner Stiftskirche behandeln — dürfte im Ver-
hältnis zur künstlerischen Bedeutung Einsiedelns
überhaupt etwas zu breit angelegt sein.
Auf der anderen Seite können wir dem Verfasser
nicht ganz den Vorwurf ersparen, auf die Be-
schaffung des Abhildungsmateriales nicht die
gleiche Sorgfalt verwendet zu haben. Abbildungen
im Format 5X6*^ nehmen sich in einem so groß
angelegten und sonst so stattlichen Bande denn
doch etwas kärglich aus. Derartig kleine Photos
mögen als Ahhildungsheigaben einer Dissertation
genügen, aber hei Herausgabe in Buchform —
dazu in so ansehnlicher Ausstattung — sollte man
doch weder Mühe noch Ausgaben scheuen, grö-
ßere Aufnahmen anzufertigen. Auch die Qualität
einzelner Abbildungen, besonders der Innen-
ansichten, läßt etwas zu wünschen übrig. Dagegen
bedeutet die gute Wiedergabe des Einsiedelner
Planmateriales eine wertvolle Bereicherung des
Bandes.
Daß endlich dem Buche ein Künstler- und Orts-

register fehlt - was für den Leser entschieden
wichtiger wäre als ein Verzeichnis der Subskri-
benten — ist bereits von anderer Seite gerügt
worden.
Zum Schluß möchten wir noch zu der von B.
skizzierten Entwicklung des ,,Vorarlberger Sche-
mas" Stellung nehmen. B. schlägt dafür die Be-
zeichnung ,,Barockhallenkirche" vor, aber diese
Bezeichnung ist ebensowenig zutretfend, wie die
alte von B. Pfeiffer*) eingeführte oder die von
W. P. Fuchs") für besser befundene als ,,Schönen-
berger Münsterschema", die wir bereits an anderer
Stelle zurückgewiesen haben. Die im Vorarlberger
Münsterschema — man wird am besten hei der
einmal geläufigen, freilich nicht ganz einwandfreien
Bezeichnung bleiben — erbauten Kirchen stellen
nämlich keine reinen Hallen dar, sondern ein Mit-
tel zwischen Halle und Basilika, das Hauttmamü)
als ,,Wandpfeilerkirche" bezeichnet. Von eigent-
lichen Hallenkirchen kann man nur hei den Frei-
pfeileranlagen wie der Hofkirche in Neuburg a. I).
sprechen. B. hält in seiner Ableitung des Vorarl-
berger Schemas beide Raumformen nicht aus-
einander. Er gibt die Würzburger Universitäts-
kirche, St. Michael in München, die Neuburger
Hofkirche und die Jesuitenkirchen in Dillingen
und Eichstätt als Etappen der Entwicklung an,
während tatsächlich nur Dillingen und Eichstätt
das mit St. Michael begründete System der Wand-
pfeilerkirche fortsetzen, Neuburg dagegen ,,in be-
wußter Opposition gegen St. Michael als protestan-
tisches Gegenstück"*) auf die dreischiffige Frei-
stützenanlage der Spätgotik zurückgreift, und die
mit ihrer zweigeschossigen Emporenanlage etwas
vereinzelt dastehende Würzburger Universitäts-
kirche überhaupt nicht in diesen Kreis gehört,
*) Herthold Pfeiffer, Die Vorariberger Bauschuie, Württemb. Viertei-
jahrshefte für Landesgeschichte XIII, Stuttgart 1904.
2) Wiiiy P. Fuchs, Der Ursprung und die Entwicklung des sog. Vorari-
berger Münsterschemas, Württemb. Vierteijahrshefte für Landesge
schichte XXVIII, Stuttgart 1919.
3) Max Hauttmann, Geschichte der kirchlichen Baukunst in Bayern,
Schwaben und Franken, von 1550—1780. München 1922.

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