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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0527

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Aber gerade in dieser Feststellung liegt auch die
Schwäche des Buches. Denn ein Werk von dieser
inneren und äußeren Spannweite ist eben für die
Schulter eines Verfassers nicht tragbar und läßt
sich nur in lexikographischer Form und mit einem
Stabe von Mitarbeitern zu einem gedeihlichen
Ende führen. So stattlich an sich der Nomenklator
erscheint, so ist er doch um reichlich ein Drittel
kleiner als bei Detzel (nur 514 Stichworte gegen-
über 870 bei D.), und so wenig man es bedauern
wird, daß eine Reihe unwichtiger Namen entfie-
len, um so fühlbarer sind greifbare Lücken wie
Andreas Avellini, Angela von Foligno, Aurelius,
Beda, Berta, Bertrand, Candida, Casimir, Castor,
Katharina von Ricci, Claudius, Daniel (Bergbau-
patron), Delphina, Deodatus, Drusiana, Dunstan,
Edigna, Elisabetha Bona, Ephraem, Eugen, Fausta,
Florentius, Genesius, Germana, Germanus, Gerold,
Gordian, Gottfried Bischof, Guido, Gumbert, Gün-
ther, Hilaria, Johannes Berchmans, Joseph von
Calasanz, Joseph von Leonissa, Irenäus, Kuthbert,
Leo IX., Leonhard von Porto Maurizio, Lioba,
Luzio (Patron der Sennen), Luitgard, Mamertus,
Marzellinus und Petrus, Margareta von Schott-
land, Maternus, Maximin, Medardus, Melania, Ni
cetius, Nonnosus, Odilo, Odo, Patrizius, Peter von
Tarentaise, Petrus Canisius, Petrus Damiani, Pe-
trus Claver, Pius V., Proculus, Quintin, Richard,
Richardis, Rita, Sabas, Stephan König, Synesius,
Syrus, Theresia vom Kinde Jesu, Ulrich Mönch,
Vedastus, Wuna, Zölestin u. a. m. Ebenso fehlen
zahlreiche wichtige Namen des italienischen Kunst-
kreises, wie allein ein Vergleich mit den Katalogen
der Brera und Vaticana beweist. Auch wäre bei den
älteren Heiligen eine weitgehende Heranziehung
der Legenda aurea, dieser ganz unschätzbaren
Quelle, die der christlichen Kunst zahllose bild-
kräftige Einzelzüge vermittelt hat, zu wünschen
gewesen. Denn das Ikon wächst nicht aus der viel-
fach farblosen Vita, sondern aus der Legende
heraus.

Da die Kataloge unserer Museen alter Kunst von
falschen ikonographischen Bestimmungen wim-
meln, werden die Kunsthistoriker gut tun, an der
Hand des Künstleschen Buches ihre Fehlbezeich-
nungen zu bereinigen. Bekanntlich ist in Hunder-
ten von Fällen, zumal bei einem non liquet der
Stilkritik, eine richtige Bestimmung der ikonogra-
phischen Seite eines Kunstwerkes für die Stand-
ortbestimmung von allergrößter Bedeutung. Lei-
der ist diese so wichtige Aufgabe durch das Fehlen
eines ausführlichen Index der Embleme bei
Künstle — der vorhandene umfaßt ganze zwei
Seiten — erschwert. Der ausübende Künstler sucht
vom Namen des Heiligen ausgehend, der bei der
alphabetischen Anordnung des Buches leicht zu
linden ist, die geläufige Form der Darstellung und
ist befriedigt. Nicht so der Kunsthistoriker. Er, der
von den Beigaben eines Heiligen aus erst seinen
Namen feststellen muß, sieht sich von dem sehr
flüchtig gearbeiteten Index der Heiligenattribute
bei Künstle nicht nur im Stiche gelassen, sondern,
was schlimmer ist, infolge seiner Unvollständigkeit
geradezu irregeführt. Es müßte, um die volle
Brauchbarkeit des Werkes zu sichern, tunlichst
bald ein möglichst einläßliches, etwa nach dem
Vorbilde des Albertischen Wappenbuches für
Württemberg gearbeitetes Verzeichnis nachgelie-
fert werden.
Mindestens so wichtig wie die an der Spitze ge-
brachten apologetisch gefärbten „hagiographi-
schen Vorbemerkungen" wäre ein Wort gewesen
über gehäuftes Vorkommen, vor allem über Ver-
ehrungszentren einzelner Heiligen. Die zahllosen
Fehlbestimmungen rühren doch gerade davon her,
daß Heilige mit denselben Emblemen wahllos
durcheinander geworfen werden, weil jede Kennt-
nis des Verbreitungsgebietes fehlt. Aus diesem
Grunde sind z. B. lakonische Angaben im Index
wie: Heilige mit Kirchenmodell (Heinrich, Petro-
nius, Sebald, Virgilius, Wolfgang ,,und andere")
völlig wertlos. Was soll man mit dieser bunten

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