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Carrière, Moriz
Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit: [ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes] (Band 3, Mittelalter ; Abt. 2): Das europäische Mittelalter in Dichtung, Kunst und Wissenschaft — Leipzig, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.33537#0114

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Das Mittelalter.

Oder waren sie beabsichtigt? Ambrosius war ein Gallier. Zu
ihm kam der Afrikaner Augustinus und schrieb seine Trochäen gegen
die Donatisten, die oft reimend ausklingen, z. B.:
Laaeuli 6.1118 68t 1itu8, tuuo 68t t62ixu8 ssxararö.
(Zuauäo rstia ruxernnt, imiltnin äilexoruut mai'6.
Es sind irländische Kirchenlieder in denen der Reim mit voller
Absicht steht, z. B.:
Uatrioi 1aucl68 86iux6i' clioarmi8,
Ilt H08 61121 itlo 862ix6r vivai2U8.
Es sind die Irländer Columban und Gal die das Kloster
Sanct-Gallen stifteten, wo unser Otfried geboren ward, der den
Reim in die deutsche Dichtung einführte. Längst hatten die Barden
damals ihre geregelte Reimkunst, und au die Dreigliedrigkeit des
Druidenthums und bardischer Gedichte knüpft sich mir das dreifach
gereimte dies irns äiss 111a. Die Germanen hatten ursprünglich
den Anlaut oder Stabreim, der in den Redensarten Mann und
Maus, Kind und Kegel erhalten ist; die Kelten legten den Nach-
druck auf den Anslaut und stellten diesen wieder folgerichtig an den
Ausgang der Verse; die Barden fügten auch innerhalb derselben
mancherlei Klangspiele hinzu. Ein cambrischer Spruch sagt:
Wer sich dem Sang und Klang ergibt, die Harfe wie die Geige liebt,
Den labt das Lieblichste fürwahr was Erd' und Himmel bietet dar.
Wem nicht ein Lied zu Herzen fpricht der liebt der Liebe Tugend nicht;
Er ist und bleibt ohn' Unterlaß mit Menschen und mit Gott in Haß.

v. Das Germanenthum.
Wir können die Germanen den jüngsten Zweig der Arier
nennen, insofern sie am spätesten die Wohnsitze fanden wo sie sich
volksthümlich gestalten und in die Weltgeschichte fortbildend ein-
greifen sollten. Daraus ergibt sich der Vorzug daß wir nicht blos
aus den eigenen Sagen Kunde über ihr Alterthum gewinnen, son-
dern auch aus den Berichten der Römer, die bei dem ersten Zu-
sammenstoß mit ihnen ahnten daß hier nicht blos um Ruhm, son-
dern um Fortbestand des Staats gekämpft werde, weshalb sie den
kimbrischen Schrecken nie wieder vergaßen. Ein günstiges Geschick
 
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