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https://doi.org/10.11588/diglit.33537#0303
Spanische Nationalpoesie.
289
gewaltigen Grafen von Montfort, den Besieger Raimnnd's von
Toulouse. Aber wie mit der Rückkehr von dessen Söhnen und
mit Montfort's Tod ein Stern dem Süden anfging, und die Sache
desselben eine Zeit lang zu triumphiren schien, da ändert sich der
Ton des Gedichts, und zwar so sehr daß Guibal gewiß mit Recht
einen neuen Dichter eintreten laßt, der diese glückliche Wendung
nun in einer schwungvollen Weise mit innigem Herzensantheil feiert.
Er trägt freimüthig die Klagen des Volks dem Papste vor und
ladet die Geistlichkeit vor den Richterstuhl Gottes; er sieht in dem
Umschwung des Kampfes die Hand der Vorsehung, und spricht
den Gedanken des Epos ganz bestimmt ans:
Gott und das Recht sie herrschen, bestehn in Wirklichkeit;
Lug, Trug und Stolz sie haben das Feld wol einige Zeit,
Am Ende doch überwindet sie die Gerechtigkeit.
„Herr, nun gib mir Sieg oder wirf mich zu Boden" betet
Graf Montfort als seine Genossen um ihn fallen, da löst Franen-
hand die Wnrfmaschine auf der Mauer, und der Stein fliegt wo-
hin er sollte, und trifft das Haupt des Belagerers. Der Kampf
um Toulouse und die Befreiung der Stadt, sowie der Charakter
des ehernen Gegners und seiner ebenso kirchlich frommen als stol-
zen und unbeugsamen Seele sind Gegenstände die den Dichter zu
höherm Schwung erregen; da erzählt er nicht mehr blos die
äußern Ereignisse, er weiht uns in die Stimmungen der handeln-
den Menschen ein, er läßt ihre Gesinnungen, ihre Leidenschaften
sich aussprechen und die Handlungen begründen. Der Glanz seiner
Heimat leuchtet in seinem Gesang noch einmal würdig auf, ehe die
Inquisition ihr Zerstörnngswerk vollführt.
Spanische Naüoualpacsie.
Meernmflossen, durch den Wall der Pyrenäen gegen das
übrige Europa begrenzt, durch die von Afrika her eingedrnngenen
Mauren mit neuen Bildungselementen begabt und zugleich nach
Süden und Westen hin in den Kampf für die Nationalität und
den christlichen Glauben hineingezogen, während Frankreich, Italien,
Carnere. IN. 2. 2. Aufl. 19
289
gewaltigen Grafen von Montfort, den Besieger Raimnnd's von
Toulouse. Aber wie mit der Rückkehr von dessen Söhnen und
mit Montfort's Tod ein Stern dem Süden anfging, und die Sache
desselben eine Zeit lang zu triumphiren schien, da ändert sich der
Ton des Gedichts, und zwar so sehr daß Guibal gewiß mit Recht
einen neuen Dichter eintreten laßt, der diese glückliche Wendung
nun in einer schwungvollen Weise mit innigem Herzensantheil feiert.
Er trägt freimüthig die Klagen des Volks dem Papste vor und
ladet die Geistlichkeit vor den Richterstuhl Gottes; er sieht in dem
Umschwung des Kampfes die Hand der Vorsehung, und spricht
den Gedanken des Epos ganz bestimmt ans:
Gott und das Recht sie herrschen, bestehn in Wirklichkeit;
Lug, Trug und Stolz sie haben das Feld wol einige Zeit,
Am Ende doch überwindet sie die Gerechtigkeit.
„Herr, nun gib mir Sieg oder wirf mich zu Boden" betet
Graf Montfort als seine Genossen um ihn fallen, da löst Franen-
hand die Wnrfmaschine auf der Mauer, und der Stein fliegt wo-
hin er sollte, und trifft das Haupt des Belagerers. Der Kampf
um Toulouse und die Befreiung der Stadt, sowie der Charakter
des ehernen Gegners und seiner ebenso kirchlich frommen als stol-
zen und unbeugsamen Seele sind Gegenstände die den Dichter zu
höherm Schwung erregen; da erzählt er nicht mehr blos die
äußern Ereignisse, er weiht uns in die Stimmungen der handeln-
den Menschen ein, er läßt ihre Gesinnungen, ihre Leidenschaften
sich aussprechen und die Handlungen begründen. Der Glanz seiner
Heimat leuchtet in seinem Gesang noch einmal würdig auf, ehe die
Inquisition ihr Zerstörnngswerk vollführt.
Spanische Naüoualpacsie.
Meernmflossen, durch den Wall der Pyrenäen gegen das
übrige Europa begrenzt, durch die von Afrika her eingedrnngenen
Mauren mit neuen Bildungselementen begabt und zugleich nach
Süden und Westen hin in den Kampf für die Nationalität und
den christlichen Glauben hineingezogen, während Frankreich, Italien,
Carnere. IN. 2. 2. Aufl. 19