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Carrière, Moriz
Die Kunst im Zusammenhang der Culturentwickelung und die Ideale der Menschheit: [ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes] (Band 3, Mittelalter ; Abt. 2): Das europäische Mittelalter in Dichtung, Kunst und Wissenschaft — Leipzig, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.33537#0291

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Die epische Dichtung.

277

Ltg, äulüis anima, eia, äutoig rosa,
DüiuiL oouvatliuW, Asmina xretiosa,
Oui earuis Losäitas exotitit exo8a,
k'slix tuus exitu8 raorsgue xrstlooa!

Heil nun liebe Seele dir, Heil dir, Rose feine,
Lilie im Wonnethal, Perl im lichten Scheine,
Die des Fleisches Schmuz gehaßt, Gottesbraut, du Reine,
Ein gar heil'ger sel'ger Tod ist fürwahr der deine!

Und am Grabe von Abälard und Heloise erklingt der Chor-
gesang:
R6gni68oant a ladooo
Oo1oro8o 6t amors!
Iluionsua ooolituru
^laAitadaut,
üaru intravant
Lalvatorio aä^tum.

Ruhet nun im Todesschlummer
Von der Liebe, von dem Kummer!
Nach der Seligen Verein
War euer Streben,
Nun zum Leben
Eures Heilands gingt ihr ein!

Die epische Dichtung.
In der Kunftlhrik hatte Südfrankreich den Ton angeschlagen
der sich über Europa verbreitete; dort, wo griechische und römische
Bildung früh eine Stätte gefunden, war der formale Sinn des
Alterthums am wirksamsten, und durch ihn vermochte die persön-
liche Stimmung, die Subjectivität der Dichter zuerst eine neue
eigenthümliche Weise des Stils zu finden. Im Norden, dort wo
die fränkischen und normannischen Germanen eingedrnngen, herrschte
das Epos, das sich aus den alten Volksgesängen und bald aus
den keltischen Ueberlieferungen bildete. Ich betrachte auch hier
die Entwickelung als ein großes Ganzes. Denn die nationale Ab-
geschiedenheit des Alterthums hat der gemeinsamen Cnlturarbeit
des Abendlandes Platz gemacht. Mie die Kreuzzüge so ist auch
die Scholastik, wie der Baustil so ist auch das ritterliche Epos
gemeinsam; es bilden sich wol die besonder:: Landessprachen, aber
die Inspiration ist die gleiche. Die Antriebe gehen von verschie-
denen Seiten aus, die Initiative ist bald bei dieser, bald bei jener
Nation: so hat später die Renaissance ihre Wiege in Italien, die
 
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