EHEMALS ERSHEIM • PFARR- UND FRIEDHOFSKIRCHE
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hard III. von Hirschhorn mit ihren Frauen Amalia Fuchs von Bimbach, Apollonia B ock von Gerstheim und Margarete
von Venningen beteiligt waren. Diese sind als Bauherren des Chores durch Inschriften bzw. Wappen ebenso bezeugt,
wie dessen Vollendung im Jahr 1317 überliefert ist. So liegt eine Herkunft der stilistisch ins frühe 16. Jahrhundert zu
datierenden Scheiben aus Ersheim nahe, und sie lässt sich damit zweifelsfrei begründen, dass die fünf dreibahnigen
Chorfenster mit Bahnbreiten von 42-43 cm Abmessungen aufweisen, die exakt zur Breite der entweder noch vollstän-
dig erhaltenen Scheiben oder seitlich nicht beschnittenen Fragmente passen2. Die Zuordnung der Scheiben und Frag-
mente in München und Büdingen zu diesem Bestand ergibt sich dabei zum einen aus dem Zeugnis Aloys Schreibers
von 1811 und ist zum anderen anhand ihrer Identität in Format und Stil zu belegen.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die Errichtung einer dem Hl. Nazarius geweihten Kirche in Ers-
heim - einem malerisch in der Neckarschleife bei Hirschhorn gelegenen Dorf, das »im 16. Jh. wüst wurde«3 - deutet
auf eine enge Verbindung ihres unbekannten Gründers zum Benediktinerkloster Lorsch hin, in das die Reliquien des
Märtyrers im Jahr 765 übertragen worden waren4. Dies vorausgesetzt, dürfte der erste Kirchenbau noch in jener Zeit
entstanden sein, in der Ersheim zu Lorsch gehört hatte, d.h. vor dem Jahr 1232, als die Reichsabtei mit dem Fürstentum
Lorsch und damit alle im Jahr 773 erlangten Ersheimer Besitzungen dem Erzbischof von Mainz übereignet wurden.
Der Bauherr war vermutlich ein Mitglied des Geschlechts derer von Hirschhorn, das zur Ministerialität des Klosters
gehört hatte5, und möglicherweise stand die Errichtung der Kirche in direktem Zusammenhang mit dem Bau der Burg
Hirschhorn am jenseitigen Neckarufer, deren älteste Teile Anfang bis Mitte 13. Jahrhundert datiert werden6. Auf ein
vermutlich hohes Alter der im Wormser Bistum gelegenen, im Jahr 1345 erstmals nachweisbaren Kirche lässt auch eine
Urkunde des Bischofs Salmann schließen, der Engelhard I. von Hirschhorn 1355 die Genehmigung erteilte, »die Pfarr-
kirche des Dorfes Ersheim in der Diözese ganz oder teilweise [...] einreißen, vergrößern und in anderer Art und Weise
besser ausgestattet neu bauen« zu dürfen, sowie ihm und seinem Bruder Hans III. erlaubte, drei Priesterpfründen in
der Kirche einzurichten, »da in ihr einige ihrer Vorfahren begraben« seien7. In seinem Testament von 1360 bestimmte
Engelhard I. (J 1361) die Kirche ausdrücklich zur Grablege seiner Familie - eine Funktion, die der Bau, der Pfarrkirche
von Ersheim und Hirschhorn war, bis ins frühe 15. Jahrhundert erfüllen sollte; doch auch nachdem er als Grablege
aufgegeben worden war, wurde in ihm das Gedenken der Toten gepflegt8.
Mit etwa 30 m Länge bei ca. 6,5 m Breite im Lichten präsentiert die Kirche sich als ein lang gezogener einschiffiger
Bau, dessen schlichtes, nahezu ungegliedertes Langhaus außen wie innen auffallend mit der aufwändigen, reichen
Architektur des Chores kontrastiert (Fig. 71L). Drei Bauphasen lassen sich unterscheiden: Der unter Engelhard I. be-
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hard III. von Hirschhorn mit ihren Frauen Amalia Fuchs von Bimbach, Apollonia B ock von Gerstheim und Margarete
von Venningen beteiligt waren. Diese sind als Bauherren des Chores durch Inschriften bzw. Wappen ebenso bezeugt,
wie dessen Vollendung im Jahr 1317 überliefert ist. So liegt eine Herkunft der stilistisch ins frühe 16. Jahrhundert zu
datierenden Scheiben aus Ersheim nahe, und sie lässt sich damit zweifelsfrei begründen, dass die fünf dreibahnigen
Chorfenster mit Bahnbreiten von 42-43 cm Abmessungen aufweisen, die exakt zur Breite der entweder noch vollstän-
dig erhaltenen Scheiben oder seitlich nicht beschnittenen Fragmente passen2. Die Zuordnung der Scheiben und Frag-
mente in München und Büdingen zu diesem Bestand ergibt sich dabei zum einen aus dem Zeugnis Aloys Schreibers
von 1811 und ist zum anderen anhand ihrer Identität in Format und Stil zu belegen.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die Errichtung einer dem Hl. Nazarius geweihten Kirche in Ers-
heim - einem malerisch in der Neckarschleife bei Hirschhorn gelegenen Dorf, das »im 16. Jh. wüst wurde«3 - deutet
auf eine enge Verbindung ihres unbekannten Gründers zum Benediktinerkloster Lorsch hin, in das die Reliquien des
Märtyrers im Jahr 765 übertragen worden waren4. Dies vorausgesetzt, dürfte der erste Kirchenbau noch in jener Zeit
entstanden sein, in der Ersheim zu Lorsch gehört hatte, d.h. vor dem Jahr 1232, als die Reichsabtei mit dem Fürstentum
Lorsch und damit alle im Jahr 773 erlangten Ersheimer Besitzungen dem Erzbischof von Mainz übereignet wurden.
Der Bauherr war vermutlich ein Mitglied des Geschlechts derer von Hirschhorn, das zur Ministerialität des Klosters
gehört hatte5, und möglicherweise stand die Errichtung der Kirche in direktem Zusammenhang mit dem Bau der Burg
Hirschhorn am jenseitigen Neckarufer, deren älteste Teile Anfang bis Mitte 13. Jahrhundert datiert werden6. Auf ein
vermutlich hohes Alter der im Wormser Bistum gelegenen, im Jahr 1345 erstmals nachweisbaren Kirche lässt auch eine
Urkunde des Bischofs Salmann schließen, der Engelhard I. von Hirschhorn 1355 die Genehmigung erteilte, »die Pfarr-
kirche des Dorfes Ersheim in der Diözese ganz oder teilweise [...] einreißen, vergrößern und in anderer Art und Weise
besser ausgestattet neu bauen« zu dürfen, sowie ihm und seinem Bruder Hans III. erlaubte, drei Priesterpfründen in
der Kirche einzurichten, »da in ihr einige ihrer Vorfahren begraben« seien7. In seinem Testament von 1360 bestimmte
Engelhard I. (J 1361) die Kirche ausdrücklich zur Grablege seiner Familie - eine Funktion, die der Bau, der Pfarrkirche
von Ersheim und Hirschhorn war, bis ins frühe 15. Jahrhundert erfüllen sollte; doch auch nachdem er als Grablege
aufgegeben worden war, wurde in ihm das Gedenken der Toten gepflegt8.
Mit etwa 30 m Länge bei ca. 6,5 m Breite im Lichten präsentiert die Kirche sich als ein lang gezogener einschiffiger
Bau, dessen schlichtes, nahezu ungegliedertes Langhaus außen wie innen auffallend mit der aufwändigen, reichen
Architektur des Chores kontrastiert (Fig. 71L). Drei Bauphasen lassen sich unterscheiden: Der unter Engelhard I. be-