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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0167

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i66

weisen das Fragment als Teil vom linken Rand einer Rund-
scheibe aus, die sich aus fünf derartigen Segmenten zusammen-
setzte und in der Mitte vermutlich ein Wappen enthielt13. Süd-
deutschland (Oberrhein?) oder Schweiz, um 1475-1500.
5. Kopffragment eines jugendlichen Bärtigen, 13,1 x 10,5 cm.
Ehemals Wimpfen am Berg, Dominikanerkirche, Chorfens-
ter I. An den Augenbrauen Reste rückseitiger Bemalung.
Wimpfen(?), um 1300-1310.
CVMA KB R 133/69, 135/20 und 22 (DA), G 8854
2a SAMMELSCHEIBE MIT NEUN FRAGMENTEN
Fig. p6f, Abb. 55
H. 47,5 cm, B. 21 cm.
Drei(?) mittelalterliche Stücke:
6. Kopffragment einer Heiligen mit Witwenschleier und Krone
(Hl. Kunigunde?), 8 x 7,5 cm. Etwas zerkratzt und berieben,
ansonsten gut erhaltene Grisaillemalerei mit Silbergelb. Im
Hinblick auf Ikonografie und Komposition sei auf die Dar-
stellung der Hll. Heinrich und Kunigunde in der Salus animae
(1503) verwiesen14. Süddeutschland(?), um 1500.
7. Fragment eines Wappenschildes mit Stammwappen Horben,
10,9 x 9,5 cm. Leicht beschnitten; die bemalte Seite mit dem
aus einem wässrigen Halbton ausradierten Fiederrankengrund
weist nach außen, nach innen gekehrt ist die Seite mit den aus
dem Blauüberfang ausgeschliffenen, mit Silbergelb getönten
Pfeilen; das Silbergelb partiell abgängig. Das Feld zeigt in Blau
drei schräglinks gelegte goldene Pfeile mit weißen (silbernen?)
Spitzen; die Tingierung entspricht damit dem Wappen Horben,
wie es z.B. Christoph von Horben zu Ringenberg führte15.
Süddeutschland oder Vorarlberg/Tirol, 1. Hälfte 16. Jh.
8. Fragment eines Wappens mit einem Orientalen, 5,9 x 4,3 cm.
Die Figur in Grisaille mit Silbergelb vor blauem Rankengrund
ist nicht sicher mit einem bestimmten Wappen zu verbinden16.
I. Hälfte 16. Jh.(?).
CVMA KB R 135/4, 135/14 und 16 (DA), G 8855
3a SAMMELSCHEIBE MIT SIEBEN FRAGMENTEN
Fig. 96t, Abb. 58
H. 50 cm, B. 25 cm.
Sieben(?) mittelalterliche Stücke:
9. -12. Vier Eichenblätter, Länge bis ca. 17 cm. Ehemals Wimp-
fen am Berg, Dominikanerkirche, Chorfenster I. Wimpfen(?),
um 1300-1310.
13. Kopffragment einer Heiligen (Maria?), 9,8 x 8,3 cm. Nürn-
berg, spätes 14. Jh.


Fig. 98. Hasentreibjagd. Budapest, Szepmüveszeti Muzeum.
Augustin Hirsvogel, um 1530-1536.

14. Fragment (Helm, Helmzier) des Wappens der Landschaden
von Steinach(?), ca. 7,6 x 10,8 cm. Gut erhaltene Grisaillemale-
rei mit Silbergelb: Nach rechts gewandt ein bekröntes bärtiges
Haupt mit wallendem Haar als Helmdecke. Mit Ausnahme der
Blickrichtung des Kopfes, die variieren kann, stimmt das Frag-
ment mit Darstellungen des Wappens der Landschaden von
Steinach überein17. Im 16. Jahrhundert war das Geschlecht weit
verzweigt, sodass sich das Scheibenfragment nicht genau ein-
ordnen lässt. Ober- oder Mittelrhein(?), 1. Hälfte 16. Jh.
15. Fragment einer Rundscheibe mit Darstellung einer Hasen-
treibjagd, ursprünglich ca. 20,7 cm Durchmesser. Das Frag-
ment ist durch ein breites Sprungblei gestört, seine Bemalung
ist fleckig und durch Abrieb partiell verloren. Wie eine kleinere
Rundscheibe in mittelfränkischem Privatbesitz, die gleichfalls
eine Hasentreibjagd zeigt, geht auch die vorliegende, zur Hälfte
erhaltene Darstellung auf einen Entwurf des Nürnberger Glas-
malers Augustin Hirsvogel zurück, von dessen Hand eine Viel-
zahl an Zeichnungen mit Jagdszenen überliefert ist18. Hier sind
es zwei Hunde, die einen Hasen verfolgen, der die Richtung ge-

Vgl. die Standesscheibe von Glarus (Zürich, Schweizerisches Lan-
desmuseum, Inv. Nr. LM 12803); Schneider (1970), I, S. 38, Nr. 42 mit
Abb.
14 Schoch/Mende/Scherbaum, III, 2004, Abb. zu Nr. A 37.33.
15 Otto Titan von HEFNER/Gustav A. Seyler, Die Wappen des baye-
rischen Adels (J. Siebmacher’s großes Wappenbuch 22), Neustadt a. d.
Aisch 1971, S. 184 mit Taf. 130.
Verwandt ist das Wappen des Geschlechts der Rörl: In Blau ein
oberhalber Mann, in silbernem Rock mit Verschnürung auf der Brust
und rotem Spitzhut, in der Rechten einen Büschel Röhricht, in der lin-
ken einen Säbel am Griff hinter sich haltend; s. Gustav A. Seyler, Die
Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz, II
(J. Siebmacher’s großes Wappenbuch 10), Neustadt a. d. Aisch 1972,
Abt. 6, S. 30 mit Taf. 33.

Siebmacher 1605, Taf. 122. - Hinzuweisen ist in diesem Zusam-
menhang allerdings auch auf einen Scheibenriss der Sammlung Wyss
(Bern, Historisches Museum, Depositum der Schweizerischen Eidge-
nossenschaft, Inv. Nr. 20036.415), der dem Basler Glasmaler Bernhard
Herzog zugewiesen und um 1587 datiert wird. Das dargestellte Wap-
pen wird mit den im Elsass beheimateten Herren von Landschaden(?)
verbunden. Vgl. Hasler 1996, S. 125, Nr. 131.
Vgl. hierzu Erbach, Schloss, Rittersaal, Nr. 45E - Zur Hasentreib-
jagd in Privatbesitz s. Scholz 2002,1, S. 524, Nr. 5, II, Abb. 414.
Budapest, Szepmüveszeti Müzeum, Inv. Nr. 115. Siehe Schwarz
1917, S. 74!. und S. 208, Nr. R 8, sowie Peters 1979, S. 359-392, hier
S. 388, Nr. 32, und Katrin Achilles-Syndram, Die Zeichnungs-
sammlung des Nürnberger Kaufmanns Paulus II. Praun (1548-1616).
Versuch einer Rekonstruktion, Phil. Diss. TU Berlin 1990, Berlin 1995
(Mikrofiche-Ausgabe), S. 563, Nr. Z 278.
 
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