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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0208

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EHEMALS NECKARSTEINACH • PFARRKIRCHE

207


Fig. 138. Neckarsteinach, Pfarrkirche. Grundriss mit Fensterschemata. Maßstab 1:300.

eine Sakristei angefügt ist. Im Chorhaupt sind die drei Fenster zweibahnig und einschließlich ihrer Kopfscheiben
sechszeilig5; im Langhaus sind die Fenster ebenfalls zweibahnig, aber mit nur fünf Zeilen etwas niedriger als im Chor,
dessen Hochaltar der Hl. Cacilia geweiht war6.
Von den verschiedenen Arbeiten, die in nachmittelalterlicher Zeit an Bau und Ausstattung vorgenommen worden
sind7, sind namentlich deren Wiederherstellung und Erweiterung in den Jahren 1777/78 hervorzuheben: Der seit 1662
als Simultankirche genutzte, zu klein gewordene Bau wurde um eine Fensterachse nach Westen verlängert und erhielt
außer einer neuen Westwand zwei neue Zugänge zum Langhaus, dessen Flachdecke durch eine Voutendecke ersetzt
wurde. Ferner gab es - nach ersten Umgestaltungen des Kircheninnern schon im 16./17. Jahrhundert - im 19. Jahrhun-
dert eine Reihe von Instandsetzungen (1838, 1846, 1858, 1863), die abermals Veränderungen am Bau mit sich brachten,
aber auch dessen Einrichtung und Ausstattung betrafen (Umbau der Sakristei, Vergrößerung der Westempore, etc.).
Nach Aufhebung des Simultaneums im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche umfassend renoviert
(1906/07); die jüngeren Instandsetzungen spielen für die folgende Geschichte der Verglasung keine Rolle mehr.
Die bis 1935 in situ befindlichen mittelalterlichen Verglasungsreste dürften von diesen Bau- und Instandsetzungskam-
pagnen teils mehr, teils weniger stark betroffen gewesen sein. Die schriftliche Überlieferung hierzu setzt jedoch erst
im ausgehenden 18. Jahrhundert ein, sodass deren Geschichte bis dahin im Dunkeln bleibt. Im Jahr 1778 erhielt der
Neckargemünder Glasermeister Johannes Schmit eine Zahlung von etwas mehr als 234 Gulden für alle fenster neu zu
machen*, wobei es sich nur um das Einsetzen einer Blankverglasung in den seinerzeit erweiterten Bau gehandelt haben
kann. Ob die mittelalterlichen Scheiben davon berührt waren, ob Scheiben geflickt, versetzt oder gar ausgeschieden
wurden, darüber ist zwar nichts bekannt, doch dürften die Arbeiten kaum spurlos an ihnen vorübergegangen sein.

5 Das Chorjoch weist auf seiner Südseite ein dreibahniges, sechszeili-
ges Maßwerkfenster auf (s IV), zum Chorhaupt vermittelt ein einbah-
niges Fenster (s III); als Standort scheiden beide Fenster aus, sodass sie
im Grundriss nicht ausgewiesen sind (Fig. 138).
6 Weech 1875, S. 401. - Die Weihe des Hochaltars zu Ehren der
Hl. Cacilia könnte nach Seeliger-Zeiss 1983, S. 4, »eine bewußte
Referenz gegenüber dem Minnesänger Bligger als Ahnherrn sein«.

Dies würde bedeuten, dass die Kirche erst anlässlich des Neubaues ihr
Cäcilia-Patrozinium erhielt. Vgl. hierzu aber Demandt 1966, die das
Patrozinium schon im frühen 9. Jh. für möglich hält (s. Anm. 2).
7 Seeliger-Zeiss 1983, 8.4!. Siehe hierzu auch Georg Wickop, in:
JberDpflGH 1, 1902-1907, S. 42I'., und Diehl 1935, S. 850-852.
8 Eberbach, StadtA, Best. StadtA Neckarsteinach, Abt. XII, Ab-
schnitt 6, Konvolut 7, Fasz. 12, pag. 10.
 
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