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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0471

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WORMS • MUSEUM HEYLSHOF


Fig. 445. Hll. Konrad und Pelagius mit dem Wappen Bischofs Hugo von Hohenlandenberg.
Worms, Museum Heylshof, Nr. 16. Konstanz (Ludwig Stillhart?), um 1520.

Blatt- und Fruchtgebinde überfangen wird; unten werden die
Bildfelder von einer Inschrift begrenzt, in den Zwickeln oben
ist die Verkündigung an Maria bzw. ein musizierendes Engel-
paar dargestellt. Es ist naheliegend, dass die Wormser Scheibe
einmal ähnlich gestaltet war; die Flickstücke über den Häup-
tern der Heiligen ersetzen die Reste der verlorenen Rahmung.
Die fast identischen Maße der Bildfelder in Worms und Zürich
lassen eine Mehrfachverwendung des Scheibenrisses vermuten.
Ornament, Farbigkeit, Technik: Der Hl. Konrad in vollem, üp-
pig ornamentiertem Ornat, das Pluviale aus grünem Damast;
der Hl. Pelagius in blassviolettem, mit Silbergelb abschat-
tiertem Brokatmantel mit Pelzkragen. Zusammen mit dem
Blaugrau des Wolkenkranzes um Maria bilden die Gewandfar-
ben der Heiligen einen klaren, kühlen Dreiklang, der durch den
reichhaltigen Einsatz von Silbergelb für Nimben, Attribute,
etc. begleitet wird und die demgegenüber unruhige Farbigkeit
des Schildes rahmt. Im Wappen Rotausschliff; rückseitig Halb-
tonlasuren.

Stil, Datierung: In der noch heute sehr umfangreichen Folge
von Fensterschenkungen, die von Bischof Hugo von Hohen-
landenberg (* um 1460, Bf. 1496—1529[?] und 1531/32) überlie-
fert sind76, bilden die Scheiben in Privatbesitz(?), Worms und
Zürich (Fig. 446) eine eigene Gruppe. In der Komposition auf
ein und denselben Entwurf zurückgehend, weichen sie in ihrer
Ausführung durchaus voneinander ab: die Scheiben von 1519
und 1521 in ihrer Rahmung und in der Haltung ihrer Figuren,
das Wormser Fragment, das der älteren Scheibe näher steht, von
beiden in der Gestaltung der Mitra über dem Wappenschild
Erzbischof Hugos. Aufgrund der Identität der Typen und der
gleichartigen maltechnischen Charakteristika ist ihre Zuschrei-
bung an eine Werkstatt aber nicht in Frage zu stellen. Dass dies
die Werkstatt von Ludwig Stillhart gewesen sein könnte, einem
zwischen 1506 und 1536/37 in Konstanz nachweisbaren, viel be-
schäftigtem Glasmaler7, ist eine so verlockende wie unbewie-
sene Vermutung, die zuerst Hans Lehmann geäußert hat. Sei-
ne Auflistung des Werkstatt-CEuvre wäre an jener Gruppe von

76 Vgl. die Auflistung bei Boesch 1950, S. 133L, Anm. 25.
77 Rott I,i, 1933,1, S. 97L, und 1,2, 1933, S. 115.

78 Allianzscheibe des Hans Jakob von Ulm und der Barbara zum
Thor, 1521, urspr. Ermatingen, Rathaus (Historisches Museum Thur-
 
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