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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 3 (17. Oktober 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0031

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MWochenblatt für

— Preis vierteljährlich 3.— Mark,
Sür die Mitglieder der Kunft: und
Künftler:Vereine 2.— Marf,

Poftzeitungslifte Yr. 1739 a,




YAle 8 Tage erfheint eine Nummer.
Inferate }
foften 40 Pfennige für die tkgefpa1tene ;
Nonpareille : Zeile. S

P

Ar 3, 17, Oktoher 1896. 1. Juhrgang,
Zie gegenwärtige Baqe des Kunltaewerbes.
/ Don Roßbert Miekke, v / E

anz almählich ift die zuverfichtliche Stimmung, die noch

bis vor einigen Hahren in den Kreifen unferes Kunft:
gewerbes herr{chte, gewichen und hat einer zunehmenderen
Rathlofigfeit Plaß gemacht, Aeußerliche und innerliche

_ Ymitände wirken miteinander, um das Unbehagen, welches Ddie
induftriellen und gewerblichen Zutere{ffenkreife ergriffen, nun auch

_ Sahin zu fragen, wo man in der freien Fünftlerijchen Em:
pfindung eine Schranfe zu haben wähnte. Xoch fteht Deutichland
im Seichen der Ausftelungen — in Berlin, Nürnberg, Stuttgart,
— Kiel, Dresden — überall die Seugnifje emfigen Strebens, fleißigen
— Schaffens; eine echte, überzengende Sreude will aber nicht auf-


greift. Der Kunftgewerbe:Verein zu Pforzheim hat diefem Empfin-

den dadurch Ausdruck gegeben, daß er dem diesjährigen Kongreß
fämmtlicher deutfcher Kunftgewerbe-Dereine die Lage durch die
Srage verdeutlichte: „Wie ift dem Rücdgange der guten
Funftgewerblihen Handarbeit. in Dder , Schäbung bes
— Publikums entgegenzutreten P“

%. Ein offenes Geftändniß: alfo, daß in der großen AMaffe fem
: Derftändniß für die Kleinkunft vorhanden fei, daß auch der Abfat

guter Fünftlerijcher Gegenftände fich einfchränfe.. Schon vorher
trat der Breslauer Sabrikant 2N7. Kimbel mit einer Ddüfter ge-


Dolfsthümlichen, dem Einfachen, denı in die Wohnung des Mittel-


jehen. Die mebergebenbe Entwickelung i{ft dadurch nicht aufs:
‚ 3uhalten gewejen, daß man das Kunftgefühl,

abge{tumpft war, durch das Naturftudium aufzufrifchen {uchte.


_ Iand wird vielleicht nicht ANes — aber nach den wenigen Hahr:

zehnten doch genug gethan, um. die Fünftlerijche Sertigkeit des
BGewerbetreibenden zu heben. Jm Auslande weiß man das fehr
gut und verfticht es, den deutfchen Handwerfer zu benußen, der
als junger Mann in $ranfreichs, Englands oder Rußlands Werk-

ftatten gefchäßt ift,

Der Handwerker und Künftler ift ge{ucht — das Kunft-
gewerbe nicht! Der Erport ift — mit Ausnahme von Kunft-
fctzn11ebe ‚Artifeln, Porcelanen und Fayencen u a: — in den
leßten XKahren mcht geftiegen, fondern fieht fich in feinem bis-
— herigen Stande von den anderen Jnduftriemächten bedroht, Ein
. fchlechter Croft dafür i{t die Wahrnehmung, daß Ddiefe Zuftände


mit der gefjammten $9'age der. Anduftrie zufjammenhängen, baß_«:——_‚
fie von dem Kampfe wirth{chaftlicher Jntereffen bedingt find,
Auch bei unferen nächften Konkurrenten Srankfreich und England,
und in zweiter £inie Amerifa und in dem gewaltig dufftrebenbert
Hapan beginnen fich die Wirkungen des wirthjchaftlichen Knter- O
efienfampfes fühlbar zu machen; fie bedingen hier aber 5unachft
nur . ein Erlahmen des induftriellen Auffchwungs, nicht aber eine
Ermüdung des Fünftlerijchen Empfindens, Ein wejent:
licher Brund für diefe auffaflenbe Erfcheinung ift die @Zhatfache,
daß Kunft und Jnduftrie in den genannten Ländern von vorn -
herein in innigerem Sujammenhange {ftanden als bei uns, wo


Anduftrie verkaufte — fich verhältnigmäßig Fümmerlich entwickelte,


lähmend wirkt, derfelbe, der fich mit {teigender Derheerung durch
die ganze wirthfchaftliche Entwicelung hindurchzieht: der Kampf
der Mafjchine mit der. Handarbeit oder mit anderen Worten:
der. Kampf der Znduftrie mit der Kunft. Man hat die AMa-
{chine vielfach als folche angeFflagt; aber als vor NKahrzehnten -
der Kampfruf nach ZD1eberaufnabme der FKunftgewerblichen
Chätigfeit freudigen Wiederhall fand, hatte die AMaichine ihre


nicht, wie man annehmen follte, in den Dienft bief95 Sufunfts:
traumes geftellt, fondern als Sührerin proflamiert. Diefe Ent-

€het[ des Handwerks auszufondern, um ihm als Kunftgewerbe
eine eigene Fünftlerifche Ausbildung zu geben, während der größere
Das
ging _ {0 Iange als die Sache neu, war und eine Sülle von Auf:
trägen ein gewerbliches Verhältniß groß werden ließ, das
man mit dem w1beripruchsvo[[en Worte „Kunftinduftrie“ bes
zeichnete. Xeßt {teht auf der einen Seite der Handwerfkfer — in
manchem Salle nur noch ein Stückarbeiter, dem jeder Fünftlerifcher
Bedanke fernlieat — auf. der anderen der Kunftgewerbetreibende
und zwifchen beiden die AMafchine, .

. Die . Kunftinduftrie, nicht das Kunftgewerbe ftand in
Deutichland bisher an der Spige; aber auch fie wird von zwei
Seiten bebrobt die ihre Entwickelung in. der- bisherigen Weije
ernitlich. in S$rage {tellen: von dem funft[erzichen Dilettantis:»
imus und dem Schußgzoll. Cangfjam und wenig bemerfkt wuchs
neben der. Nusbildung unferer gewerblichen Kräfte der Dilettan-
tismus empor, das Auge auf die Schönheiten und lebenswahren
Feinheiten der Handarbeit hinlenfkend. Erft befpöttelt — jeßt
gefürchtet —' hat er bewirft, daß Dder Unter{chied von £)anb

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