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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 18 (30. Januar 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0211

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unft. _
Centrat-Organ Deuffeber Kunft- und KRünftfer-Vereine.

Wochenblatt für das gefammteb‚ei1tfcbe Ruhftfcbaffen-.

_ Preis vierteljährlih 5,— Mart. - Berausgegeben von Alle 8 Tage erfeheint eine Yummer.
für die Mitglieder der Kunftz und E . Znferate
” Rünftler » Deteine 2.— Marfk, QTÖBIJIZQ ; m91ffnin 5fi[L foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Poftzeitungslifte Ar, 1174. : 5[I7l‘ifflßiflll‘tg 1D 192’rmalfmtg— Berlin W. 57, éfßinmßigl‘fr. 26, ; Hongareille=3efle. ;

Publikationsorgan des Deut|hen Runftvereins in Berlin, des Schlefifhen Kunftvereins in Breslau, des Runftvereins für das Großherzogthum 1}efietf in Darmftadt, des anbaltifti;eh Runft-
vereins in Deffan, des Württembergijchen Kunftvereins in Stuttgart, des Schleswig Holfteinifhen Runftvereins in Riel, der Runftvereine in Münden, Mannheim, Nürnberg, Gera, Altenburg,
_ Elberfeld, Barmen, Bielefeld, Götlisf, Danzig, Rönigsberg, Stettin 1, a.

Mr. 18. . 80. Januar 1897. ‘ E — I Inhegang.
Mufterzeichen|hulen.
Don Friedrig Seiler.
_cl it dem ‚fFortfchritte, den unfer deutfches KRunftgewerbe Das flingt in der Zeit der foj‚ia[enjra9en recht plaufibel
feit einigen zwanzig Jahren zu wverzeihnen bhat,. hat und einleuchtend. Befonders wirkfam wird die Deduktion, wenn

fiO naturgemäß auch die Nothwendigkeit einer befferen man die alte Zeit vor dreipig Jahren. heraufbefhwört, wo man
Ausbildung Sderjenigen herausgeftellt, weldhe die Entwürfe für einen Mufterzeichner noch als ein feltenes Meerwunder angefehen
die Funjigewerblidhen Arbeiten anfertigen follen. Jn erfrenlicher hätte. Diefe Parallele läßt dann das Anwachfen des Standes oder-
Weife nehmen fich die maßgebenden Yehörden der Aufgaben an, Bernfes als ganz befonders unnatürlich erfcheinen. Aber das ;
die ihnen aus der Zeitftrömung heraus auf diefem Gebiete er- Bild wird ein anderes und Dder bumane Schimmer fhwindet,
wachfen, Es find Schulen entftanden, weldhe, von fraatlihen wenn man fih vergegenwärtigt, wer es denn eigentlih ift, von
oder fädtifhen Autoritäten in’s Leben gerufen, die für Funft- Sdem diefe Rlagen ausgehen. Es find natürlidh die, denen bisher
gewerblichhe Zwede geeigneten Rräfte volllommener, fünftlerifcher die Ausbildung von Mufterzeihnern oblag, &. h. die felbft-
vorbilden follen als das bisher auf privatem Wege möglihH ftändigen oder audh von Fabrifen angeftellten Zeichner, bei denen


eine von der Stadtgemeinde Barmen begründete hinzugefommen, gingen. In den Ateliers gewiffer fFabrifen, in den 1Derfi'tätten
. welche befonders die Tertilindnftrie zu fördern beftimmt ift, Man mander Zeichner, die für Fabriken arbeiten, findet eine wahre


her im fächfifchen Staatsdienfte ftehenden Profeffor Albert außer dem Meifter neun Gehilfen und — dreißig Lehrlinge tb_(itig
Dettel, gewonnen und erhofft von der Wirkfamfkeit der nenen gewefen find. In dem Munde folcher Meifter, die die wirkfame -
Schule die beften Früchte, Ronfurrenz ftaatliher und ftädtifcher Anftalten fürchten, nimmt


des Runftgewerbes über die Neubegründung foldher Zeichnerfchulen | Anderen ausgebildeten Schüler befonders anmuthend aus,


geltend. Man Fonnte in der letsten Zeit hier und da in Sder geleitet werden, andere Erfolge zeitigen müffen als die angeführten
Preffe verftedte Anfpielungen finden, welhe auf das angeblih | Ateliers. Sie werden bei der Auswahl der Lehrlinge, die fie
Bedenkliche folder Schulen hinwiefen, Es mwmerden dabei humani- zulaffen wollen, fhon vorfichtiger fein, fie meröe@prüfe“m‚ fondern _
täre Rücfichten in’s feld geführt, Man fürchtet, daß die neuen ‚ und fichten, und diejenigen, deren Vorkenntniffe dder Fünftlerifche
Schulen eine 3zu große Anzahl von jungen Leuten ausbilden ı Säbhigfeit nicht ausreicht, gleich zu Anfang oder fpäter aus-
werden, weldhe dann in der funfigewerblidhen Praris nicht alle fheiden; fie werden diejenigen, die fi& bis zu Ende des Kurfus
ibr genügendes Unterfommen und Auskommen finden dürften, beibehalten, ganz anders, umfaffender, vielfeitiger, gründlicher
Es erfüheine nicht angebracht, auf diefem Wege eine Art von und Fünftlerifcher anusbilden kFönnen, als es bei einem Meifter -
Funfigewerblidem Proletariat heranzuziehen, Leute, die ihr Sder fFall fein fann, der dodh von der Art der Aufträge, die er ‘
Beruf nicht hinreihend verforgen Fönne, die der Stellungs- hat und für deren SFertigftellung er feine Lehrlinge ausnußbt, ab- .
lofigfeit oder einem verderblidhen gegenfeitigen MUnterbieten zum Dbängig ift

OÖpfer fallen müßten, und die gleichwohl, da fie erft einmal Veider gehen noch die allermeiften unferer Mufterzeichner,
etwas BHöheres Fennen gelernt haben, fich nicht würden ent=f vielleiht mehr als 90 Prozent der Gefammtzahl, aus derartigem
{Oließen Fönnen, ihren Beruf zu wechfeln und in die Arbeiter- privaten Unterricht hernor, und es ift Fein Wunder, wenn aus
Flaffe binabzufteigen. ' O \ “ folden Zuftänden fich ein funfigewerbliches Proletariat entwideln
 
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