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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 40 (3. Juli 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0475

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Preis vierteljährlih 3,— Mark,
Jür die Mitglieder der Runft- und
Rünftler - Dereine 2.— Marfk,

Poftzeitungslifte Yr, 1174,



Ulle 8 Cage erfcheint eine Nummer,
anferate
Foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Nonpareille-Zeıle.


$es Runfivereins - für das Großherzogthum Beffen in Darmftadt, des Anhaltifdhen Runft-


MUr, 40,


I. Jahegang, —


centrum erften Ranges mehr, das fich gleichberechtigt

neben Berlin und München ftellt. Diefe Thatfache ift
mit freuden zu begrüßen, denn in der fortfchreitenden Decentralifation
des Schaffens liegt die Gewähr der Erhaltung fünftlerifcher
Eigenart, Jede der drei zu gleidher Zeit ftattfindenden Aus-
itellungen hat ihre befonderen Merkzeichen und wir werden von
Deit zu Zeit die eintönigen Bilderanfzählungen und Befchreibungen

© 2\j\ er Fünftlerifche Erfolg der Dresdener Ausftellung ift ein
unbeftrittener, wir haben feit dem Yahre 1897 ein Runft-


' zuweifen, ‚

Wenn wir hier mit Dresden beginnen, fo hat das feinen
Brund in den befonderen Vorbedingungen, unter denen gerade
. Siefe Ausftellung zu Stande fam. Dresden hatte lih _ den ihm
— gebührenden Plag innerhalb der deutfchen Runftentwidelung zurüc
3u gewinnen, m Stillen war an der Elbe eine Pflanzftätte
moderner Runft entftanden, die fich der befonderen Fürforge der
Regierung erfreute. Ankänfe von Runftwerfen, Berufung jüngerer
Rräfte für Lehrfaal und Atelier, umfaffende Banten bereiteten
die Fommenden Ereigniffe vor. Troßdem wirkt die Ausftellung
1897 wie ein Staatsftreih. Die Mündener Sezefjion hat
die Dafeinsberechtigung, die Dresdener Ausftellung die
Regierungsfäbhigfeit der „modernen Richtung“ bewiefen.
MNeberrafchende Erfolge werden meift durch Gewaltatkte er3iclt,


verwaltung an der Elbe hat es einmal mit der. Oppofition ‚ver-


einzulaffen, Fonftatiren müffen: der Derfuch ift glänzend gelungen.

Bleichzeitig handelt es fih um einen entfcheidenden Sieg
— Ser unbeeinflußten individnaliftifhen Arbeitstheilung. Das Ver-
dienft von Männern wie G, Ruehl und Wallot ift Agugenfällig
und unbeftritten, den einzelnen Refforts aber war volle Bemwegungs-


allein die ideellen Roften einer großen Ausftellung zur Zeit noch
nicht tragen Fönne, hatte man befchloffen, fich eine hervorragende
Betheiligung der deutfhen wie der ausländifhen Rünftlerfchaft
Surh befondere Einladungen 3zu fichern. Die zu diefem Zwec
entfandten Rommiffare find überall mit felbftändiger Energie
vorgegangen. Die Heranziehung der einzelnen Ateliers, das
Ausfuchen der für die Ausftellung befonders geeigneten Werfke
bat es möglih gemacht, eine infiruktive Bilderfchanu zufammen
3u bringen, die einen Neberblit über das gefammte moderne
Runftfchaffen gewährt. Der , Runftverwaltung . gebührt ein
befonderer Danfk für die Liberalität, mit der fie ein freies Spiel
der Rräfte geftattete. Während fie ihrerfeits große, feit langer


wirfung. Der Dresdener Erfolg ift
Regierung, aber unter ausfchließlicher Sührung ‚der freien


die man hoffentlidh nicht unbeachtet Iaffen wird.
Das äußere Gewand, in dem fih die Dresdener Ausftellung


Sezeffion zu Yuße gemacht hat, ift fo oft gefagt worden, daß
es einmal an der Zeit 3zu fein fcheint, auf das hinzuweifen, was
Yienes gefchaffen worden ift und mit welchen Mitteln es zu Stande


des Erfolges beizumeffen. Der mächtige Ruppelzaum Dder Vor-
halle, vom Hofbanuinfpektor Frölih und vom Bildhauer Roch
ausgeführt und deforirt, fchlägt mit Anklängen an Sen Stil
Auguft des Starfen den architeftonifhen Lokalton an und giebt
in würdiger Raumgeftaltung die vorbereitende Stimmung. In


Rhythmus 3zu einer überaus harmonifchen Formen- und Sarben- -
wirkung zufammen, Die magazinartige Anhäufung von Stiulp»
iuren, die ftets auf einen beftimmten Standort berechnet find, ift
in diefer weiten Halle auf das Glüclichfte vermieden. Die
Hinterwand mit ihrer mächtigen von einem Baldachin gekrönten
Ballufirade, deren Treppenwangen die Maifon’fchen ritterlichen
Herolde fhmücen, bildet den Abfchluß. Die Seitenwände jind
bis zur fenfterhböhe durch grüne, Tannenzweige verdect, zwifchen
denen lang herabwallende feidene Banner Aufragen. Das Licht
ilt durh Dorfpannung zartgrüner Stoffe gedämpft. Um ein
großes rechtediges Baffın gruppiren fih auf mäßig boben
Poftamenten Hermen und Büften, während um die in den Eden
und an den Wänden untergebrachten Stulpturen Jid) begrenzende
und abfchließende Pflanzenarrangements ausbreiten. Der rofh-
braune geftampfte Riesboden bildet einen wirkfamen Begenfaß
3u dem grünen Rafen am Rande des Baffıns nnd erhöht den
Eindruck- eines natürlidhen Arrangements, wie es etwa ein
römifches Atrium geboten haben mag. Die in den übrigen
Sälen aufgeftellten Bildwerke fügen fich, in der Raummitte und
in den Eden vertheilt, in die Gefammtanordnung ein. Diefe
Bleichttellung der Siulpturen mit den Bildern ift ein wefentlicdhes
Rennzeichen der Dresdener Ausftellung, das beiden Schwefter-
fünften 3u Gute fommt. An den Marmor- und -Bronzeflächen
erholt fih das farbenmüde Auge des Befchauers, fie bilden in
 
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