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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 34 (22. Mai 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0403

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Jür die Mitglieder der Runfts und Zmnmferate

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Rünftler = Dereine 2,— Marfk. ®9Ütg ‚.illäflififlh‘5hl]. > foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Poftzeitungslifte 2r, 1174 Schriffleihung umd Permwaltung Berlin W.57, Steinmehlir, 26. ; Honpareille-Zeıle.

Publikationsorgan des Dentfchen Runftvereins in Berlin, des Schlefifhen Kunftvereins in Breslan, d&es Runfivereins für das Großherzsogihum Beffen in Darmftadt, des Anhaltifchen Kunftz
vereins in Deffan, des Württembergijchen KRunftvereins in €t;1ffgart‚ des Schleswig - Holfteinifhen Runftvereins in Riel, der KRunftvereine in München, ©ldendurg, Mannheim, Nürnberg, BGera,
S ltenburg, Elberfeld, Barmen, Bielefeld, Görlik, Danzig, Rönigsberg, Stettin u a. .

Yr. 34. 2 22, Mni 1897 | ° L Inhegang;

Üeber Erziehung zum Derftändnif der Kunft,
„ Don Alfves Röppen.

uf Feinem Gebiete der modernen Bildung herrfcht in der | vor, fondern in dem, in weldhem fich die Jntuition des Rünftlers _

großen Majje des Dolfes, felbft der gebildeten Stände, am beften wiederfpiegelt. .

> mehr Unfenntniß, als in der Gefchichte der Rünfte, Soldhe Dorträge aus der gefammten Rulturgefchichte bis auf
_ nirgends mehr MUnficherheit, als in der richtigen Ddie neuefte Heit, in reicher Answahl und häufig wiederholt,
Würdigung von Runftiwerfen. Die großen Rünftler der Ver- — würden zweifellos der Bildung des Einzelnen zu gute Fommen
gangenheit find meift dem Namen nacd) befannt, ihre Werke aber , und das Verftänoniß für die Runit in weite Rreife tragen,

nur, wenn fie einen Weltruf erlangt haben, So ift mit Raphaels Jbr Erfolg würde verbürgt fein, wenn Siejenigen, weldhe zu
YNamen die Erinnerung an die Sirtinifche Madonna, mit Leonardo’s einftigen Lehrern ihres Volfes erzogen werden, fıhon in Sder
die an das Abendmahl und mit Dürer's die an das Portrait Jugend die für eine fpätere Befchäftigung nofhwendige Anregung
des Hieronymus Holzfchucher verfnüpft. Mehr aber wiffen oft erhielten. Dies ift aber leider nicht der Fall und darin liegt
recht gebildete Leute von den großen Männern nicht. Während | das Grundübel für das mangelnde Yntereffe. 2
die Popularifirung der Wiffenfchaften fonft mit ftaatlicher Während die Jugend in die fremden Sprachen, Sdie Literatur,
oder privater Unterftüßung durch Dorlefungen er olgreih Iins | die Dolfsgefchichte, Mathematif, Pbhyfit mit Aufwand größter

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ftändniffes der Rünfte wenig. Zwar fehlt es nicht an öffentlichen Renntnif. aneignet, die fpäter auszubilden jedem Einzelnen nach
Dorträgen wie die in der HKumboldt-Afademie, im Runfigewerbes Gefchmacd übrig bleibt, hören fie von den Gefeten der Runft,
mufeum, aber fie find afademifh zugefhnitten, ihre Befucher an | fowohl der Mufik wie der Plaftif, der Malerei und Graphif
einen beftimmten Tag und Stunde gebunden und man kFkann die wenig oder garnichts. ; S
eine Dorlefung nicht gut ohne die andere hören.. — Die Pflege der Mufit. läßt fehr viel zu wünfchen Übrig,
Es wird meift ein großes Rapitel aus der Runftgefchichte | Daß ein Abiturient ‚ohne Notenfenntnifß ‚die. Schule verläßt, il
oder das Leben und Schaffen eines Meifters in vielen Stunden leider das Bewöhnliche,. Die Mujif braucht ä«ber wie jedes andere
vorgeiragen und nur ein Hörer von Intenfiverem Jntereffe wird Lehrfach ihr Programm, das fich bei den zwei wöchentlih zur .
i in Details werfenfen. Der Einzelne >zumal, der im | Verfügung fehenden Stunden auf mehrere Semefter planmäßig ver-
praktifchen Bernfsleben ftehend wenig freie Zeit hat, fih nicht | theilen Iäßt. Man Yollte der Jugend eine Ueberficht über die Gefchichte
binden fann und nur das der allgemeinen Bildung Nothwendige der Mufik, das Veben. der großen. Tondichter geben und fie einige
lernen will, wird diefen Vorträgen fernbleiben. Der gebildete | charakteriftifche Werke fingen laffen. Davon ift heut menig die Rede,
Raufmann, der Beamte, der Arzt, der Jurift, der Handwerfker Man pflegt — und das ift für die Ausbildung des Gemüths gewiß
haben vollauf zu thun, den Anforderungen ihres Berufes gerecht Töblich — das Dolfslied, läßt Rompofitionen wie die Jahreszeiten
zu werden; ihr Jntereffe für die Runft fann am praftifchften , und Motetten fingen, aber in den Geift der Werke die Schüler ein-
nur durch in fidh abgefhloffene Dorlefungen, deren Dauer vielleicht : zuführein, meidet man wie verbotene Frucht: ” Man will nicht mebr
3zwei Stunden beträgt, . gewedt werden. Ein Vortrag über erreichen Als eine [etölich gute Öffentliche Aufführung am Schlüffe
Rembrandt wird den Entwidelungsgang des Rünftlers an den- des Semefters und weift andere Anforderungen als zu fchwierig
jenigen Gemälden und Radirungen erläutern müffen, die als für das Faffungsvermögen - zurüc, obwohl dodh Fein Rundiger
cOharakteriftifdh und darum lehrreich das Schaffen des farben- | wird behaupten Fönnen, dajß die Gefeße der Mechanit oder der
gewaltigen Maler-Radirers illuftriren. "Auf den Fulturgefehichtlichen | Akuftit einfacher feien, ; -

Werth und den ethifhen Jnhalt feiner Werfke Tommt es an. Jn Neber die bildende Runft fid) zu unterrichten ift die Jugend
foll der Hörer in fich aufnehmen und ‚wirken laffen, er wird | auf den - Heichen- oder Gefchichtsunterricht angewiefen. Erfterer
nicht nur fein Wiffen bereichern, . fondern zu dem KRunfiwerf in liegt aber — mit Ausnahme der Gewerbefchulen — ztemlich.

eine perfönlidhe Beziehung treten, die ihm dasfelbe lieb und werth darnieder, da er für die oberen Rlafjen bedauerlicher Weife fakultativ
mact und von einem nachhaltigenden Einflaß ift. Das Publikum ift. Der Schüler lernt frühzeitig praftifch denfen, er weiß, Sal
darf nicht gelangweilt werden mit den Fragen nach der Echtheit | die Rennfnifß der griechifchen Sormenlehre für die Derfeßung die
diefes oder jenes Werkes, man zeigt eben nur die unzweifelhaft Bauptfache ift und fragt wenig nach einer auten Zenfur im

echten und überläßt den Streit dem vornehmen Sport der Ge- Heichnen, wenn er es überhaupt pflegt. /
— lehrien, man führt nicht die Radirungen in allen ihren Zuftänden | So hört denn der humaniftifch gebildete Gymnafialt nur in der
 
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