IDocbenblatt} für
‚ Preis viertelährlich 3.— Mark,
. $ür die Mitglieder der Kunft: und
Künftler : Dereine 2. Muarfk.
Poftzeitungslifte Xir 1739 a.
und ”Kiin[ff’w VDereine. |
Alle 8 Tage erfcheint eine Nummer.
V 3Inferate
—- Foften 40 pfennige für die 4gefpaltene
Xonpareille : Zeile.
1. $ubtgu;ié. ‘
Ar. 5.
ie AMalerei hat fich gleich der Bildhauerei erft aNmählich
Y von ihrer dienenden Stellung zur Baukunft freigemacht.
Die .-Earbe wurde zunächft für die Belebung der Släche
verwcmbf und - fer1't als der Maler fich fchon lange
an die frene ZDt@bexgabe eines Ausfchnittes . der Wirfklichfkeit
heranmwagte, Fomponirte er noch immer für einen gegebenen Raum,
dem er fich in Yorwurf und Ausführung anbequemte. Alit dem
— Auffommen der Staffeleimalerei änderte fich diefes Merhältniß.
Srei und ohne Rückficht auf feine fpätere Verwendung aus der
Befißers flüigen. Das Bild felbit wird zum beweglichen AMNöbel,
es bedarf, aufgeftellt voder gehängt, einer ifolirenden. und ver:
mittelnden Einfaffung.
‘ Wie Griechen und Römer den Rahmen des Staffeleibildes
behandelten, läßt fich nicht beftimmen. Wo das BGemälde als
2Niittelftück in die Wand eingelafjen erfcheint, iit es durch ein
— einfaches Bandornament von feiner Umgebung getrennt.
einem pompejanijchen Wandgemälde fieht man ein CTriptychon
vermittellt zweier Säden aufgehängt. Eine Stableifte umfchließt
die Hauptdarftellung, eine Landfchaft. ‘
untrennbar mit der Wandfläche verbunden. Die von der Nitte
nach den Seiten abfallende Gruppenfonmpofition ift zunächft durch
die Lünettenbemahung geboten und entwickelt fich zum Stilgefeß.
— Wo es fich um einen in gerader Linie verlaufenden Bildercykus
. handelt, werden die einzelnen Scenen in primitivfter Weife durch
einen farbigen Streifen, durch einen Baum getrennt. Die Wand
fläche bleibt der Untergrund, ihre Begrenzung und Sliederung
der Rahmen des Gemäldes, in den es fich hineinbequemt.
— fich eine $läche, die losgelöft von dem um/fchließenden Raum des
— bildnerifchen Schmuckes harrte, Das Altargemälde bildet, in feiner
‚ relativen Stabilität .der Wanddekoration nahe ftebenb ben Yeber-
gang zu dem beweglichen Staffeleibilde.
Der Altaranfban der Gothif war entweder architektonifch
— Fonfiruftiv, oder er nahm fich deforativd durchgebildet, das Maß:
_ werF des Spigbogenfenfters zum Dorbild. In beiden Sällen
handelte es fich darum, eine arößere Zahl getrennter S$lächen
angemeffen zu füllen. Die Malerei diente mit der Bild{fchnigerei
verbündet noch immer vorwiegend der Flächendekoration, aus der
lich das Aittelbild dominirend abhob.
Diejes Verhältnig AÄndert fich mefenthch mit der Aufnahme
; Nachdruck verboten. }
der einfachen antifen Sormen. Der Altaraufbau findet fein
natürliches Mufter in dem Portikus, deffen Säulenftellung oben
mif einem Siebelfelde oder einer Lünette abfchließt. Er wird in
weiterer Entwidelung zum Fräftigen Rahmen des fich dem Anuge-
enfgegendrängenden AMittelbildes, mährend fich gleichzeitig in der
Bogen- oder SGiebelfülung Raum für ein Halbbild, in der
Predelle, dem Unterfag, für eine fortlaufende Darftelung bildet.
Sunnerhalb Ddiefjer ®runöform macht nun die Umrahmung a[Ie'
Phafen der Früh:- und Spätrenaiffjance Durch. Die frei vor
{pringenden Sänlen mit dem wuchtigen Sefims mwerden zu Halb-
zierlihem Ornament bedecken. Der Altaraufban löft fich von
feinem feften Unterfaß, das Andachtsbild erhält, in der Wand }
befeftigt und DdDurch Konfolen geftüßt, felbftftändige Bedeutung,
jeine Umrahmung wird zu einer Art Schrein, defjen Sormen fich
immer freier und leichter geftalten. Alit dem Sortfall der Kon:
jolen [öft fich die Fonftrukftive Gliederung des Rahmens, bis er
jich, das Hängebild um{chließend, auf die bloße Andenutung bes
Seitlichen, des Oben und des Unten befchräntt. 7 ‘
Dem Barockftil blieb es vorbehalten, Ddiefe £öfung 5mec?‘
bewußt durchzuführen und ornamental auszubilden. Der XRahmen
wird zum felbftändigen Kunftwerk, das der Bildfchniger, unab-
€s handelt fich nur
noch darum, die bemalte CTafel von der fremdartigen Umgebung
zu tfremnen, ihre WMürde durch alänzende Begrenzung zu erhöhen.
Als ununterbrochen fortlaufende Umfkränzung gedacht, nimmt
der Rahmen mit Dorliebe die Sorm des Blattgewindes an, deffen -
einzelne Cheile entweder. fejtonartig gebunden find oder fich fret
Ztoch reichere und phantaftifichere Ausbildung fmbet ber;£
Bilderrahmen im Rococo, indem er fich ftilent{prechend leichter
und gefälliger an nene, natura[ij'tifch aufgefaßte Dorbilder an:
lehnt. Das Ende des achtzehnten und der Anfang des newm:
zehnten Sahrhunderts bringt dann die Rückbildung zur age-
die Herrichaft über das Syftem des Stils gewinnt. ‘
Die Ornamentitf des Rahmens {chließt ftcn mehr oder weniger
frei an die gebräuchlichen Stilformen an, im XV. Jahrhundert
in Stalien durch Ddie Terrakottaarbeiten der della Robbia, im-
fändiiche Barockarchitektur, ’
Dorliebe für das Alegorifche und das Mufchelornament beein«
flußt. ANebenher machen fich profane Einflüffe geltend. Sie