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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 44 (31. Juli 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0523

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Preis vierteljährlih 3,— Mark.
für die Mitglieder der Runft: und
Rünftler » Dereine 2,— Mark,

Poftzeitungslifte Yir, 1174,




AUlle 8 Tage erfheint eine Nummer,
Önferafte.
Foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
YNonpareille-Zeile. }


YNürnberg, Gera,


MUr. 44,



‚ enn wir ausnahmsweife einmal ‚eingehender über die

; @ E auf einem Rünftlerfefte gehaltenen Reden berichten,

10 gefchiebt es nicht obne BGrund. Gerade zu einer

Heit, wo die Wogen des Streites um die neue KRunft
wieder höher zu gehen foheinen, ift es wohlthuend, warmberzige
Worte zu hören, die zu einmüthigem Zufammenwirfen ermahnen.
Die drei auf dem Banfet der Münchener Jurp auf der Rott-
mannshöhe gehaltenen Reden find frei von allen Schlagworten
und von jener Begeifterung erfüllt, die lieber fchafft als ftreitet,
_ und wo fidh ein Rampfwort nicht vermeiden läßt, wenigftens
nicht {chimpft.

Der Rultusminifter Dr. Landmann toaftete auf den Prinz-
rtegenten, nadhdem er dem anwefenden Prinzen Ludwig feinen
Danf ausgefprochen: / ‘

„Röniglidhe Hoheit! Hochwverehrie ‚Feftgäfte! Wenn ich mir
geftatte, das‘ Wort zu ergreifen, fo thue idh) es zunächft, um
; Eurer Rol. Hobheit für die hohe Ehre und Gnade, die Sie. mir
und meinen BGäften durch die Theilnahme an diefem Banfkett
erweifen, meinen ebrerbietig{ten und wärmften Danf zum Ausdrucke zu
bringen, Sodanın bheiße idh auch die übrigen Herren ‚fFefttheil-
nehmer herzlich willifommen und bitte Sie, in der Doefie und
Schönheit diefes Örtes Erfaß für das fuchen zu wollen, was
Sie in der Lifte der Speifen und Getränke vermiffen Fönnten.
Insbefondere begrüße icdhh die Herren Mitglieder der Jnter-
nationalen Jury, deren Zufammentritt den Anlaß zu Ddiefem
Sefte gegeben hatte, Wie ichh Höre, haben Sie Jhr. ı hwieriges
SGejhäft nabhezu vollendet und eine erheblihe Anzahl von
Medaillen zur DVertheilung gebracht, Auf weldhhe Rünftler Jhre
Auszeichnungen gefallen find, ift mir noch nicht bekannt, Jndeß
bin ich, wenn ich die Lifte der Preisrichter mir vergegenwärtige,
überzeugt, daß die Männer, deren Namen in der Rünftlerwelt
des Jn- und Auslandes fo guten Rlang befißen und die über
fo reihe Erfahrungen verfügen, ihres Amtes mit Ernft gewaltet
und dabei die hohen Gefichtspunkte der Runft zur Geltung ge-
bracht haben. J0 mwünfche, meine Herren Juroren, daß Jhr
Urtheil nicht bloß in den nächftbetheiligten Rreifen mit Be-
friedigung aufgenommen werde, fondern auch, daß es fo aus-
‚gefallen fein möge, daß es dazu beiträgt, den in den letten
Jabhrzehnten ftarf in’s Schwanfen gefommenen Begriff
wabhren Runft mwieder zu befeftigen. Einen folden Wunfch aus-
zufprechen, meine Herren juroren, liegt gerade an diefer Stätte,
auf der Rottmannshöhe befonders nahe. Als vor 47 Jabhren
der Meilter, na dem Ddiefer Ort benannt ift, von der Erde
{chied, da mwar feine ideale Runft auch das allgemein verehrte
. Jdeal, ein Jahr nacdh feinem Tode wurde hier das erfte der


berühmten Rünftlerfejite veranftaltet, im Sturm der Begeifterung
wurde damals die alte Bolzbank, auf der fiend der Meilter
bier den Zug der Wolfen zu fiudieren . pflegte, den fFlammen
geopfert — gleichfam um fie vor Profanirung zu {hüßen —
jagt Regnet in feinen Münchener Rünftlerbildern — und ein
Denfftein, gefhmüct mit dem Symbole Sder Unfterblichfeit,
wurde dem Rünftler errichtet.

große Befhüßer der Rünfte, Auch er ruht längft in dem
Sarfophag in der Bafılika, allein fein Geift umfchwebt uns


Haus der Wittelsbacher, und unfer allergnädigfter Regent, Prinz
£uitpold, ift in Wort und That ihr eifrigfter fFörderer. Wer


Trinffpruches bei dem Feftbanket in der Ral. Refidenz, in dem


Hoheit, darum, meine Herren, bitte i Sie, die Gläfer zu er-


Proteftor der VIT. Jnternationalen Runftausftellung, Se. Ral.
Hoheit Prinz- Regent Luitpold von Bayern, lebe hoch, hoch, hoch!“

Hierauf ergriff der Präfident der Ausftellung, Dr. v. Cenbad,
das .Wort. Anknüpfend an die Ausführungen des Minifters


ausgingen, Rämpfen, die von der Außenwelt zu
Ereigniffen aufgebaufcht, intra muros aber, d. h. in den Rünftler-
Freifen felbit durchaus nicht fo tragifd aufgefaßt wurden. ‚Wie
überhaupt der Streit der Dater aller Dinge ift, fo hat es zu
allen großen Runftperioden folde Rämpfe gegeben.‘“. Der
Meifter erinnerte dabei an die Zeit der Renaiffance, nur daß
damals die Rämpfe nicht fo unblutig endeten wie yeute, weil
man fie, ftatt mit der fpigen Zunge, mit dem fpißen Degen
ausfochht. Die Rämpfe und die darauns entftehenden. Sezeffionen


von Dortheil. Lenbady fprad dann von den Ausftellungen
überhaupt und bemerkte, daß man heute- ausftellungsmüde fei.


fellungen befinden. Anuf die Münchener Ausftellung übergehend,
bedauerte der Redner den mangelhaften Befuch, fpeziell von
Seite des Münchener Publikums; aber, feste Lenbach ironifch
hinzu, er fei davon nicht überrafcht. Als einen der arößten
Erfolge der Ausftellung bezeichnete der Meifter den heutigen
Fefttag; denn diefer biete ein Bild wie es zum zweiten Male
nicht zu finden fei: ein Bild.inniger und gleichfam familiärer




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