Wochenblatt für
Preis vierteljährlich 3.— Mark,
“ $ür die Mitglieder der Kunft: und
Künftler : Dereine 2.— Mark,
Poftzeitungslifte Yr 1739 a,
lII_Ie 8 CTage erfcheint eine Nummer.
. 3nferate
Foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Yonpareille : Zeile,
Ur 7.
Iahroang,
Aie Dollendung Ffrönt das Werfk, fagt ein altes lateinifches
Z Wort, und die Düffeldorfer Funen mit dem Werke und
jeiner DoNlendung zufrieden fein. Sreilich, Schweiß hat
es gefoftet und vielen Streit, und lange hat es geöavert
aber es ift auch in der Chat gut geworden. Es war ein langer
MWeg zurüczulegen und Diele Seitenpfade zu vermeiden.. 5patew
hin ließ fich das fo einfach ın den Berichten jagen, wie das
„Düfjeldorfer Kunftgewerbe-Mufeum zuftande agekommen ilt
und feine Wirkjamfkeit entfaltet hat, 2Aber wenn man fich die
langen XJahre der &ntwtcfelung vor Augen {ftellt — von Dder
Ausftellung Ddes 3ahres 1880 an und ihrem Neberfchuß von
200 000 Marfk, und wie man nicht wußte, wohin mit dem vielen
Selde, und wie das Streiten anfıng, ob man Stipendien aus:
jeßen ober ob man große induftrielle Aufgaben fördern oder ob
man Beides thun oder ob ein Gewerbe:ANufeunt als dauerndes
Andenken der Ausftellung herausfommen follte, und wie damı
dieje Hdee mehr und mehr Boden gewann und Ddie übrigen
. Jangajam, {ehr Icmgiam mit vielem Sträuben in Ddie Derjenkung
; famen, und wie dann nach zwei vollen Hahren der Central-
Bewerbe-Derein gegrunbet und juriftijche Derfon wurde, und wie
die Schenkungen eingingen und 5amm[ungen ange[egt wurden
und der Direktor auf Kunftreifen ging, und wie dann der zweite
große Streit entbrannte, ob Ddie alte Ruine des Ständehaufes
für die Sıwede des Zl"uieums ausgebaut oder ob ein alter Bahn:
hof dazu Fonfervirt werden 0oder ob man es nicht doch lieber
mitf einem Xenban verfuchen follte, und _ mwie dann die Ydee des
Yeubaus am £rtebrtcb‚splatg‚9 fiegte und der Staat die Lotterie
nicht genehmigte, wie aber danı fchließlich doch Stadt und Provinz
und Staat und Korporationen und Private die erhebliche Summe
anfbrachten, die trog der Ausftellungsüberfchüffe noch fehlte, und
mte dann das Abreißen und das Bauen anfing 11. ; DAa ,
— wenn man fich vorftellt, wie alle diefe Dinge und noch viele,
viele andere mit unendlichen Schreibereien und N emungs’f'ampfen
in der Meffentlichkeit, in der Preffe, in den Vereinen, im Verkehr
mit den Behörden verkfnüpft waren, dann verfteht man es wohl,
_ wie fechszehn Jahre vergehen Fonnten, und zwar fechsgehn Hahre
am S0, ®ftober 1896 eingeweiht werden Fonnte.
Der Prachtbau Karl Heders am SFriedrichsplabe wird es
erft ermöglichen, den Diüffeldorfern felbft und den Kunftfreunben
die befonders aus den Provinzen Rheinland 1und Weftfalen in
re1chem Strome erwartet werden, wirklich zu zeigen, was fur
eine S$ülle von AMaterial, von Horbildern, von Anregungen in
den Sammlungen vorhanden if. Bei den £nsbertgen provijorijichen
Derhältnifjen war das nicht möglich, eine wie große INühe der
„ Nachdruck verboten.
haben, um in ber Stadt ferj't wie auch außerhalb durch Vorträge,
durch Wanderausftellungen, durch Begründung von Zweigvereinen
die Sammlungen zur Geltung zu bringen und, was noch wichtiger
ijt, fie für das Kunftgewerbe und für das £2anbmerf nußbar zu *
machen. Das wird jeßt Alles bequemer 1und einfacher und daher
auch rmrffamex jegensreicher werden. Die mehr als 17000
Zummern, die das Mufenn nach Abgabe einer - großen Anzahl
von ©oppe[ftucfen befißt, umfaffen die €egtt[ Znduftrie, die Keramik
und die Holz: und Metall-Arbeiten; in einer Norbilderfammlung,
die 235 Mappen mit 27000 Dorlageb[attern ‚enthält, werden
AMufter aus allen Zeiten und allen Stilarten den Gewerbe: .
treibenden zugänglich gemacht; eine reichhaltige Bibliothek fte[It“
fich den Befuchern zur Benußung im Mufeun und zum Ausleihen -
zur Derfügung, Der Lichthof des Mufenums wird wechfehnden
Heineren Ausftellungen Ddienen. Die emae[nen Räume Dder
Anftalt enthalten die funftgewerbhchen Sammlungen von den
Sysabgüffen der affyrifchen Reliefs und- von den Geweben aus.
egyptijchen pvramtben bis auf unfere Seit, mtifeIa[terhche (5Ias:“
malereien, Koftlimftücke, £ederarbeiten, Stickereien, Spiben, Q)fen-
Facheln unb was Alles fonft zur Be[ebung des Gewerbes und
des Handwerks beitragen Fanı. Befonders beachtet wird eine
Anzahl von Räumen, die volljtändige Einrichtungen einer be:
{timmten Stilepoche zur 2lnfchauung bringen; da ift ein Zimmer
in ttaltemfchu‘ Sothif, eine alterthümliche Küche, eine romanijche
Halle, eine gothijiche Kapelle 1und andere 5uiammenftel[ungen _
die ein Bild davon geben, wie beftimmteStilrichtungen im ®cmsen,
voljtändig durchgeführt, zur MWirkung Fommen. ‘
YWir {prachen vorhin von einer Dolendung des Werkes;
aber es ift nur ein vorlänftger Abfchluß, der am 30. Ofktober 1896
im Beifein des Kultusminifters Boffe, des Gewerbeminifters
wurde. Hoch harrt ein ganzer flügel {eines Ausbaues, und.
noch i{t ein großer Cheil der Sammlungen in Solge befien mchf*jg
endgültig aufgeftellt. Aber es wird hoffentlich nıun, da die Haupt-
ichrmerrgfeuten überwunden find, recht bald mogltch werden, den
Beiuchern ein volljtändiges Bild von dem Reichthung des Zl”tufeums
zu geben. - Dabei wird aber das Beftreben nicht erlahmen, diejen _
Reichthum auch nußbar zu machen. XNicht Mufenmsitücke,
forgiam gehütet werden follen, fieht der Dorftand des Mufenums
in feinen Schäßen, fondern Arbeitsmittel, die in den Dienft
von Handwerk, CTechnitf und Kunft zu ftellen 1'mb Diefe Samm: -
lungen follen vorbildlich, erzieherifch wirken für unier ‚gefamnmtes
$$'eßen‚ die Stücke follen baher den 3nterefienten in die Hand ge-