Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

DOI Heft:
Nr. 46 (14. August 1897)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0547

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
unft.



Preis vierteljährlih 3,.— Mark,
Sür die Mitglieder der Runftz und
Rünftler = Dereine 2,— Marfk,

Doftzeitungslifte Nr 1174,



YUlle 8 Tage erfheint eine Nummer,
i er ate

Foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Nonpareille-Zeıle.


herzocthum Beffen in Darmftatt, des Anhaltifcken Runftz


_ Yr. 46.


I. Inhvanng,


En Yir. 20 der „Deutfchen Runft‘“ widmeten wir der Raifer-
Ronfurrenz um die „Tanzende Maenade‘“ eine retro-
S fpeftive Betrachtung, in Nr 22 veröffentlichten wir die
Bedingungen des Preisbewerbs um die Ergänzung des
Bronzefnaben der Sammlung Saburoff, heute möchten wir noch
einmal auf die Bedentung einer Reftaurirung hinweifen, die an
das Stilgefühl unferer Bildhaner erheblihe Anforderungen ftellt.
Die Diadochenzeit, der die Tänzerin angehört, liegt unferem
Empfinden näbher, bei der Statue der Sammlung Saburoff
handelt es fih um ein Werk, das etwa Ende des V, bis Anfang
des IV, Jahrhunderts v. Chr. entftanden, in der Formengebung
anf die Schulen von Sifyon und Argos bhinweift, für die
Bildung des Ropfes aber nur unfichere Anhaltepunkte gewährt.
Jn der Befhreibung des Torfo folgen wir am beften den
thatfächlichen Angaben der amtlichen Berichte aus den Föniglichen
Runftfammlungen, /
Die Statue befindet fih feit dem März des Jahres 1884
im Befiß der Röniglihen Mufeen. Sie ift damals mit dem
größten und wichtigften Cheil der früher SaburoffIhen Samm-
lung — den Marmorwerken, Bronzen, bemalten Dafen — für
die Röniglidhen Mufeen angekauft worden.
' DHerr von Saburoff war etwa ein Jahrzehnt, von Ende der
fechziger bis Ende der fiebziger Jahre, faiferlih ruffifcher
Gefandter in Athen. Während diefer Amtsführung hat er, wie
die übrigen Stüce feiner Sammlung, fo aud) die große Bronze-
figur erworben. Es ift dies im Jahre 1878 gefchehen, und auch
über die Art der Erwerbung und die Fundumftände liegen einige
Angaben vor. ;
Einem noo in Athen . lebenden befannten griechifchen
. Sammler war die Nachricht zugefommen, in Eleufis befinde fich
in Privatbefiß eine große Yronzefigur ohne Ropf. Er hatte es
indeß unterlaffen, diefer Nachriht weiter nachzugehen und hörte
erft, nachdem mehrere Monate verftrichen waren, dayon, daß ein
in jenen Jahren viel genannter athenifher Runfthändler eine
große Bronzefigur ohne Ropf, die von italienifchen fFifchern in
den Gewäflfern von Salamis aufgefifcht fein follte und mehrmals
den Befißer gewechfelt hatte, in Händen habe, Diefe Bronze-
ftatue wurde im Piräus von Herrn von Saburoff angekauft.
Die figur fann ebenfowohl zwifhen Eleufis. und Salamis,
als bei Rorinth, Patras oder Pyrgos aufgefunden- fein. Nur
daß fie wirflihH im Meere gelegen hat, lehrte und lehrt der
Augenfchein. Die ganze Öberflädhe ift in einer Weife Forrodirt
und bhier und da zZerftört und zerfreffen, wie es fih nur durch
die lang andauernde Einwirkung des Salzwaflers erklärt.

Außerdem faßen, wie berichtet wird, nocdh bei der Neberführung

der fFigur in die Röniglihen Mufeen auf, einigen Stellen der
Oberfläche „,Ablagerungen des Meeres, Theile von. Mufcheln und
dergleichen‘‘, weldhe von den Bildhanern unferer Werfkftatt,. den
Herren Freres und Poffenti, behutfam entfernt wurden. Es find
dies die Stellen, die jeßt Fupferfarben bloßliegen.

fNäche nur an einigen Stellem des rechten Fußes, Da fich diefe
Stellen im Meerwaffer in foldher Frifche nicht erbalten haben‘
fönnen, o muß es Dbei einem früheren Reinigungsverfuch, ver-
muthlidh bald nacdh dem fFund oder na dem Ankauf durch
Derrn von Saburoff gelungen fein, gerade bhier die „ u46
lagerungen‘“ leicht und glüclih abzufprengen. ; ;

Rechts und linfs vom Hals, na den beiden Schultern 3U,
erfennt man die deutlihen Spuren je zweier Loden. Sie heben
fich vollfommen flar durch die beffere und glättere Erhaltung der


helleren Umgebung heraus. Diefer Zuftand ift nicht etwa wie
bei guten Stellen des rechten Fußes, deren Patina übrigens audc)
anders ausfieht, durch Reinigung gewonnen, fondern er war an
fih gegeben. Diefe einft von den Loden bededten Stellen, welche
die Einwirkung des Meerwaffers nicht zeigen, müffen demnach


wefen fein, . _

Yidht nur der Ropf war einzeln gegoffen und angefeßt,
fondern auch andere Theile. Völlig Seutlihh ift dies beti den
beiden Armen, an Sdenen man die horizontalen Anfaßfugen
beiderfeits im Öberarm, an der Stelle, wo fich diefer vom Torfo
fcheidet, erfennt. Der Guß war nur mangelhaft gerathen. Sehr
viele, bald Feinere, bald größere Flicftüce, die 3, B, hinten am
rechten Unterfhenfel und am linfen Arm befonders leicht Fenntlich
find, dienten dazı, die Gußfehler zu verbeffern. — Es wird aus:


an den Bruftwarzen noch die aus Silber eingefaßten Rreife, welde

die mit dem Torfo in einem gegoffenen Spiten der Xruftwarzen

umgaben, erhalten waren. Sie müflen irgend einmal beim-

Transport abgefallen. und verloren fein, Sdenn fie waren bei der

Erwerbung durch die Röniglidhen Mufeen nicht mebhr vorhanden.
. Die erhaltene Höhe der Figur beträgt 1,18.

Der Rnabe hat rechtes Standbein, [infes Spielbein, Die
Schulter auf der Seite des Standbeines, alfo hier die rechte,
{teht nur mwenig tiefer als die auf der Seite des Spielbeines.
IJn der gewählten Bewegung fchiebt fichh die rechte Büfte etwas
nacd) außen vor. Der linfe Arm ift gefentt, der rechte ift etwas
 
Annotationen